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Die Schützenbruderschaft besitzt in der Dorfgemeinschaft noch immer ihre alte werbende Kraft und hohe Beliebtheit. Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, daß sie neben echter Volkstumspflege die Verbindung mit der Kirche aufrecht erhält. Diese doppelte Zielsetzung kommt besonders am Titularfest zum Ausdruck. Wenn winterliche Ruhe in Feld und Garten herrscht, besteht besonders das Bedürfnis, am Sebastianustage im trauten Kreis (sich) der Freude hinzugeben. Die schmucke Uniform der Offiziere u. das schneidige Tambourkorps geben dem Dorfbild das Gepräge.

Für die lebenden u. verstorbenen Mitglieder der Bruderschaft wurde ein feierliches Hochamt gehalten. Nach dem Hochamt begab sich die Bruderschaft zum Lokale Longerich zum gemütlichen Beisammensein. Die Frauen versammelten sich nachmittags zum Kaffeekränzchen, dem sich ein fröhliches Damenpreiskegeln anschloß. Die Schützenbrüder führten ein Preisschießen mit Luftbüchsen aus (im Orginal steht als letztes Wort „statt“). Die Beteiligung war gut.

Die Bruderschaft hatte beim „Ewigen Gebet“ die Nachstunden übernommen.

Das Schützenfest wurde am 28., 29. u. 30.4. durchgeführt u. weil der 1. Mai ein staatlicher Feiertag war, wurde auch dieser Tag mit einbezogen. Der „Große Zapfenstreich“ am Samstag eröffnete die feierlichen Tage. Wenn auch die Witterung viel zu wünschen übrig ließ, so war die Freude über das neuerstandene Tambourkorps groß. Es ist unbestritten, daß das Zusammengehörigkeitsgefühl nicht nur in der Bruderschaft, sondern in der ganzen Dorfgemeinde stärker geworden ist, weil die jugendlichen Vereinsmitglieder des Tambourkorps in den Festzügen aufspielte. Die vielen auswärtigen Zuschauer beweisen, daß das Schützenfest immer eine große Anziehungskraft besitzt. Am Sonntagsmorgen fand nach dem Hochamt am Kriegerehrenmal eine Gefallenenehrung statt, wobei ein Kranz niedergelegt wurde. In einer Ansprache wies Herr Rektor Franz Brors darauf hin, daß die Toten der sinnlosen Kriege uns mahnen u. verpflichten, mit allen Kräften u. Opfern für den Frieden zu wirken.

Das Königschießen fand wiederum am Montagmorgen, nachdem die Bruderschaft vorher am Meßopfer teilgenommen hatten, auf dem Sportplatz Am Heidberg statt. Die Königswürde errang unser Mitglied Peter Körver, er erwählte seine Gattin Therese (in der Königsliste „Theresia“) zur Königin (Hofstaat: Hubert und Elisabeth Küpper, Clemens und Käthe Jägers). Die schulpflichtige Dorfjugend erfreute sich während des Königsvogelschießens durch Stangenklettern, Sack- und Eierlaufen. Manche schönen Preise konnten verteilt werden, an alle Kinder konnten Süßigkeiten verteilt werden. Das Schützenfest fand am Dienstagabend durch einen geschlossenen Tanzabend für die Vereinsmitgliedermit ihren Angehörigen seinen Abschluß.

Der Schützenkönig und das Offizierskorps stellten traditionsgemäß bei der Fronleichnamsprozession das Ehrengeleit.

Am 30.6. u. 1.7.51 unternahm die Bruderschaft einen Ausflug nach Rüdesheim.

Zum Jubelfest nach Selbeck und Huckingen entsandte die Bruderschaft eine Fahnenabordnung. Auf dem Fest der Großenbaumer Bruderschaft war eine stärkere Abordnung vertreten. Die Jungschützen nahmen auch in diesem Jahr am Jungschützentreffen am 6.5.51 in Angermund teil.

Folgende Mitglieder konnten das Fest der Silbernen Hochzeit feiern: Schützenkönig Peter Körver, unser General Anton Onnertz und der 2. Schriftführer Johann Peters. Unser Mitglied M. Koths verband sich zum Ehebunde.

Am Donnerstag, den 12. Juli, nahmen 46 Personen der Pfarrgemeinde an der Heiligtumsfahrt nach Aachen teil. Viele rheinische Schützenbruderschaften eilten am Sonntag, den 15.7.51, nach Aachen, um die Heiligtümer zu verehren.

Am Ende des Vereinsjahres zeigt die Bruderschaft eine gute Entwicklung. Ihr gehören 120 aktive, 31 passive Mitglieder u. 12 Jungschützen, insgesamt 163 Mitglieder an.

Ein gnadenreiches und eindruckvolles Erlebnis in der Pfarrgemeinde war die Volksmission vom 2. bis 16. Dezember 51, die von den hochwürdigen Patres aus dem Redemptoristenorden P. Hammen u. P. Jarschel gehalten wurden. Der Redemptoristenordnen, vom hl. Bischof u. Kirchenlehrer Alfons von Liguori gegründet, widmet sich besonders durch Volksmissionen u. Exerzitien der außerordentlichen Seelsorge. Die Beteiligung an der Volksmission darf als gut bezeichnet werden. Sie betrug 75%, davon haben 50% regelmäßig die Predigten besucht. Die Predigten wurden von 487 Erwachsenen u. 109 Schulkindern besucht. 25% der Pfarrgemeinde hat sich an der Volksmission nicht beteiligt. Die Herz-Jesu-Pfarre hat z.Zt. 914 Katholiken. Außerdem wohnen nur 284 Andersgläubige in der Zivilgemeinde. Höhepunkte der Volksmission waren die Marienfeier, Sakramentsfeier, Weihe des Missionskreuzes u. Schlußfeier. Lobend muß erwähnt werden, daß Herr Pfarrer Ervens u. die beiden Missionare alle Familien der Pfarre besuchten. Der Verlauf der Mission war erfolgreich. Diese erfreuliche Feststellung wollen wir in der Erkenntnis besonders hoch werten, weil jeder Fortschritt im Gemeinschaftsleben des Dorfes u. des Volkes religiös u. sittlich begründet sein muß.

Aber auch in den anderen Bereichen des Lebens kann eine spürbare Besserung festgestellt werden. Die katastrophale Wohnungsnot ist nach dem Kriege schon erheblich gemildert worden. Die wirtschaftliche Lage hat sich merklich gebessert. Die Industrie ist gut beschäftigt und das Einkommen ist gestiegen. In der Landwirtschaft u. im Gemüsebau sind die Preise im letzten Jahre so erhöht, daß eine Rentabilität gesichert ist. Die landwirtschaftliche Arbeit wird immer mehr motorisiert, so daß die Stille des Dorfes und des Feldes vom Motorenlärm gestört wird. Auch ist unsere Ort durch eine regelmäßige Omnibuslinie dem städischen Verkehrsnetz angeschlossen.

Das Leben und Eigentum der Staatsbürger ist durch eine schlagkräftige Polizei geschützt. Durch Landes- und Bundesgesetze wird die Ordnung im Lande immer mehr gefestigt. Am 4. Dez. 51 ist das Jugendschutzgesetz verkündet worden, wonach es Jugendlichen unter 16 bzw. 18 Jahren verboten ist, zu rauchen, öffentliche Tanz-, Varietè-, Kabarett- u. Revueveranstaltungen zu besuchen, Branntwein zu genießen u. sich an Orten aufzuhalten, die für den Jugendlichen eine sittliche Gefahr bilden.

Mit Dank, Anerkennung und Hochachtung verfolgen wir das Werk unseres Bundeskanzlers, der unsere durch den Eisernen Vorhang getrennten Brüder in ein freies, geeintes Gesamtdeutschland heimführen will, damit es im Kreis der Nationen für den Frieden u. zum Wohle der Menschheit wirken kann. Möge das Jahr 1952 uns diesem Ziele näher bringen.