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Im 1. Vierteljahr war die Pfarrei Herz-Jesu-Dsbg-Serm durch den plötzlichen, unerwarteten Tod des Hochw. Herrn Pfarrers Ervens verwaist. Sie wurde in dieser Vakanz von hiesigen Geistlichen u. auswärtigen Patres betreut. Herrn Pfarrer Korth – Mündelheim war das Amt des Pfarrverwesers übertragen. In Verbindung mit dem Sermer Kirchenvorstand regelte er eifrig und mustergültig die Angelegenheiten der Pfarrgemeinde.

Trotz des Todes von Pfarrer Ervens wurde das Patronatsfest in althergebrachter Weise begangen, weil es immer ein Familienfest von geschlossenem Charakter ist.

Das Fastnachtsfest wurde in den Tagen vom 20.-22. Febr. 55 abgehalten. Der Festzug am Sonntag war sehr von der Witterung beeinträchtigt. Es herrschte bitteres Frostwetter mit Schneetreiben; dennoch wurde der Festzug am Sonntag durch das Dorf durchgeführt. Einige Wagen nahmen am Montag, den 21.2.55, am Duisburger Rosenmontagszug teil.

Freude herrschte in Serm, als am Palmsonntag der neuernannte Pfrarrer Johannes Färber feierlich in sein Amt eigeführt wurde. Er war bisher Kaplan in Herz-Jesu Essen-Steele. Am 28. Februar erfolgte seine Investitur in Köln durch den hochw. Erzbischöflichen Generalvikar Teusch. Unter zahlreicher Beteiligung des Dekanatsklerus von Dsbg-Huckingen und Essen-Steele, des Kirchenvorstandes, der Bevölkerung und auswärtiger Gäste erfolgte am Sonntag, den 3.4.55, die feierliche Einführung von Pfarrer Johannes Färber. Vom Reiterzug, Offizierskorps u. einer Fahnenabordnung wurde er an der Pfarrgrenze abgeholt. Weißgekleidete Mädchen empfingen ihn am Kirchenportal. Das Gotteshaus konnte die Festteilnehmer kaum fassen. Herr Dechant Theisen führte den Neuen zu den Stätten des Wirkens. In seiner Festpredigt gab er eine Wortdeutung: Johannes – Gott ist gnädig (sinngemäße Übersetzung des Vornamens). Herr Pfarrer Färber gab in seiner Predigt eine Sinndeutung des Guten Hirten im Evangelium. Nach der kirchlichen Feier wurde der neue Pfarrer ins Pfarrheim geleitet. Das Totenamt am Montagmorgen wurde ür den verstorbenen Vorgänger Herrn Pfarrer Ervens zelebriert.

Rechtzeitig zum Schützenfest war der neue Schießstand „Auf’m Reiserkamp“ (???) fertig. Die Bruderschaft hatte beschlossen, den bisherigen Stand hinter der Sermer Kirche an den neuen Platz zu verlegen. Diese Lösung hat allseitige Befriedigung gefunden. Herr Hubert Wilmes hat den Platz zur Verfügung gestellt, und die Schützenbrüder Clemens Jägers (Schmied) u. Anton Rubick (Maurer) haben im wesentlichen die Arbeiten ausgeführt. Bei Vorhandensein der Standmasten hat die Neuanfertigung 1487,- DM gekostet.

Am 14., 15., 16. Mai wurde das Schützenfest durchgeführt. Am Vorabend war ein Fackelzug durch den Ort. Die Kriegerehrung am Sonntagmorgen ist schon Tradition geworden. Mitglied Theodor Hassel errang die Königswürde. Seine Ehefrau Anna stand als Königin an seiner Seite (Hofstaat: Theo und Grete Wirz, Heinrich und Josefine Busch). Der Schützenkönig entstammt einer alten Gärtnerfamilie. Nicht nur der Schützen- sondern auch der Dorfgemeinde ist er eng verbunden. Überall herrschte ungeteilte Freude, daß der „Dei“, denn so wird unser Schützenkönig in der plattdeutschen Umgangssprache des Dorfes genannt, das Zepter führt. Kronprinz wurde Andreas Wenders. Am Schützenfeste erfolgte die Einweihung der Jungschützenfahne.

Mit großer Genugtuung und Hoffnung konnten wir feststellen, daß nicht nur Begeisterung für die Idee des Schützentums in der Bruderschaft besteht, auch die Schuljugend ist von ihr ergriffen. In den letzten Jahren hat die Schuljugend aus eigener Initiative ein Kinderschützenfest durchgeführt. In diesem Jahr hat sich die Bruderschaft zur Förderung eingeschaltet. Durch Hilfen und Geldspenden förderte sie das Fest. Am Sonntag, den 3.7.55, versammelten sich die Jungens nach dem Hochamt am Kriegerehrenmal. Sie zogen geschlossen zur Wiese von Herrn Lörks, um das Vogelschießen durchzuführen. Es war ein Königs- und ein Prinzenvogel aufgestellt. Die Unterstufe 1.-4. Schuljahr schoß auf den Prinzenvogel. Prinz wurde Johannes Issel. Die Oberstufe rang um die Würde des Jungkönigs, die dem Schüler Reinhard Lausberg zufiel. Auch eine Königin durfte nicht fehlen. Dazu wurde Gertrud Küpper erkoren. Um 15 Uhr wurde wieder am Kriegerehrenmal angetreten. Nachdem König und Prinz abgeholt waren, ging’s zurück zum Denkmal. Das Tambourkorps führte des Festzug an. Nach der anschließenden Parade wurden alle Schuljungen und -mädchen mit Kaffee und Kuchen bewirtet. Für die vorschulpflichtigen Kinder wurden Belustigungen veranstaltet u. Süßigkeiten verteilt.

Das Tambourkorps bereitet der Bruderschaft besondere Freude. Es trägt mit zum guten Gelingen der Veranstaltungen bei und zeigt dabei ein vorzügliches Können. Unter der Stabführung von Schützenbruder Heinrich Angerhausen ist das Korps gut und sicher geführt. Das gute Können des Tambourkorps ist auch auf Lehrmeister Theodor Becker Buchholz zurüczuführen. Am Werbefest (???) in Ratingen u. Buchholz nahm das Tambourkorps geschlossen teil. In Buchholz erwarb es durch Los einen Pokal. Am 19. Juni beteiligte sich das Tambourkorps an einem Wohltätigkeitsfest in Meiderich. Am Vorabend zur 50jährigen Jubiläumsfeier für den unvergeßlichen Herrn Pfarrer Schuh in unserer Pfargemeinde spielte das Tambourkorps ein Ständchen.

Die Verehrung und Dankbarkeit der Pfarrkinder zeigte sich besonders bei der Jubiläumsfeier am 19. Juni 1955. Das Dorf war festlich geschmückt. Bei schönstem Wetter wurde der Jubilar vom Jugendheim zur Kirche geleitet. Unter Assistenz der Herren Pfarrer Korth (Mündelheim) u. Stetten (Bissingheim) wurde das Jubiläumsamt gefeiert. Herr Dechant Theisen hielt die Festpredigt. Abends war die Dorfgemeinde noch einmal zur Festfeier im Saale Radmacher vereint. Es wechselten Darbietungen der Schule u. des Kirchenchores und Ansprachen. Auch vergaß man nicht Dank und Anerkennung für die Schwester des Jubilars Fräulein Christine Schuh, die ihrem Bruder den Haushalt versorgt. Herr Pfarrer Korth Mündelheim machte die erfreuliche Mitteilung, daß die kleine Grundstücksparzelle des Sermer Dorfkreuzes, die im Grundbuch noch auf den Namen der Pfarrgemeinde Mündelheim eingetragen ist, der Pfarrgemeinde Serm übereignet wird.

Auch in der Geschichte der dörflichen Landwirtschaft muß ein interessantes Ereignis festgehalten werden. Jahrhundertelang hat der Bauer mit der Sense das Getreide geerntet. Erst 50 Jahre sind Grasmähmaschine und Selbstbinder in Gebrauch. Im Sommer wurden erstmalig 2 Mähdrescher bei der Ernte eingesetzt. Mit drei Mann Bedienung schneidet, drischt und bindet er das Getreide von zwei Morgen in einer Stunde. Das Getreide wird gleich in Säcke gefüllt.

Nachdem die Siedlung Ungelsheim sich zu einem eigenen Stadtteil entwickelt hat, ist die Industrie weiter in die Gemarkung des Sermer Feldes vorgedrungen. Nördlich von Serm hat die Mannesmann-Hoesch A.G. ein größeres zusammenhängendes Gebiet erworben, um ein Großrohrwerk zu errichten. Im Laufe des Jahres sind die Arbeiten so weit gediehen, daß zu Beginn des Jahres 1956 die großen Hallen fast fertiggestellt sind und aufmontierte Maschinen ausprobiert werden. Zur Unterbringung der Arbeiter des Werkes wurde die neue große Scheune des Falkenhofes angemietet und zum Arbeiterwohnheim ausgebaut. Am 6.1.56 wurde es erstmalig mit 20 Mann belegt. Heimleiter wurde unser Schützenbruder und Mitglied des Offizierskorps Oberstleutnant Gerhard Höffges sen.

Durch Sammlungen und Spenden ist es zu Weihnachten möglich geworden, neue Krippenfiguren anzuschaffen. Von der Künstlerin Lita Mertens aus Köln-Kalk geschaffen, konnten die Hl. Familie, Ochs, Esel, 1 Schaf u. 2 Ziegenböckchen aufgestellt werden. Die beweglichen und bekleideten Figuren fanden bei jung und alt großen Anklang.

Durch die selbstlosen Bemühungen unseres Schützenbruders Albert Sänger ist die Bruderschaft in den Besitz einer Kassette in Metall gekommen, die ihr wertvolle Dienste leistet.

Silberjubilare des Jahres, die am Schützenfest auch geehrt wurden, waren: Willi Feldbusch, Theodor Sackenheim und Johann Baltes.

Seine Silberne Hochzeit feierte der 2. Vorsitzende Peter Hassel. Ihre Grüne Hochzeit feierten: Heinrich Vernoog, Hans Otto Brors und Edmund Rotkopf.

Gegen Jahresschluß kehrten – als Erfolg des Kanzlerbesuches in Moskau – viele Spätheimkehrer in die Heimat zurück. Die Hoffnung, daß unter ihnen auch noch Vermißte unseres Dorfes heimkehren würden, hat sich bisher leider nicht erfüllt. Es wäre für die Bruderschaft die schönste Feier des Jahres gewesen, einen Heimkehrer zu begrüßen.

Und wenn wir nach den Gründen dieses bitteren menschlichen Schicksals fragen, das uns bedrückt, so ist es der Mangel an Bruderliebe unter den Völkern. Möge die Schützenbruderschaft diesen Geist, den sie auf ihre Fahnen geschrieben hat, in erster Linie pflegen, denn damit wird das wahre Glück der Menschen und Völker begründet.