Print Friendly, PDF & Email

Die St. Seb. Schützenbruderschaft hat nicht nur in ihrem öffentlichen Wirken sondern auch in ihrem inneren Gefüge eine gute Entwicklung genommen. Sie war auch im verflossenen Jahre die treue Begleiterin der Dorfgemeinschaft in freud- und leidvollen Stunden. Am Sonntag vor dem Patronatsfest wurde Re­chenschaft über die gesamte Vereinsführung durch die Generalversammlung ge­halten. Das Patronatsfest wure von der gesamten Bruderschaftsfamilie in Ein­tracht und Frohsinn gefeiert. Am Morgen nahm die Bruderschaft an der Opferfei­er für die verstorbenen und lebenden Mitglieder teil. Nach dem Hochamte waren die Mitglieder im Lokale Christian Issel zu einem gemeinsamen Frühstück ver­eint. Am Nachmittag waren die Frauen zum traditionellen Sebastianus-Kaffee zu­sammengekommen. Preiskegeln der Frauen und Preisschießen der Herren trugen zur Erheiterung bei. Der Patronatstag wurde mit einem geschlossenen Tanzabend abgeschlossen.

Die Bruderschaft betrachtet es als ihre Ehrenpflicht, sich am „Ewigen Gebet“ zu beteiligen. Sie hat die nächtlichen Gebetsstunden von 22.00 bis 5.00 (Uhr) übernommen.

Mit Freude muß vermerkt werden, daß der Karnevalsverein „Südstern“ Serm, der das karnevalistische Brauchtum unseres Heimatortes pflegen will, sich neu organisierte. Er ist als „Eingetragener Verein“ in das Vereinsregister des Amtsge­richts eingetragen worden (und) ist im Hauptausschuß des Duisburger Karnevals vertreten. Neuer Präsident wurde Schützenbruder Hans Brors, Schützenbruder Matthias Koths wurde als Prinz Karneval ausgerufen. Am Sonntagnachmittag war am Lokale Issel die Feier zur „Hoppeditz-Auferstehung“. Danach bewegte sich ein prachtvoller Zug mit 10 Wagen in humorvoller Aufmachung durch die Dorfstraße. Viele Schaulustige warne von nah und fern herbeigeeilt. Im Saale Radmacher fand am Abend eine Kappensitzung mit anschließendem Tanz statt. Die von dem Amazonenkorps und Elferrat besetzte Bühne bot ein buntes Bild. Zwei Wagen des Sermer Festzuges nahmen am Duisburger Rosenmontagszug teil.

Unerwartet verstarb am 1. Mai in Wittlich Fräulein Christine Schuh. Die liebe Verstorbene hat während 51 Jahren ihrem geistlichen Bruder mit treuester Hinga­be den Haushalt geführt. Anläßlich des Goldenen Priesterjubiläums ihres Bruders weilte sie im vergangenen Jahr in unserer Dortgemeinschaft, wobei sich noch­mals die Verbundenheit mit der Pfarrfamilie zeigte.

Vom schönsten Wetter begleitet wurde vom 5.- 7. Mai 1956 das Schützen- und Volksfest abgehalten. Mit einem Fackelzug am Samstagabend wurde das Fest eingeleitet und eingestimmt. Die Häuserfronten der Dorfstraße waren illuminiert. Aufsteigende Raketen eines Feuerwerks waren der Ausdruck der Festesfreude. Das Tambourkorps erntete mit dem Großen Zapfenstreich reichen Beifall. Im Festzelt verweilte die Schützenfamilie noch einige Stunden beim frohen Tanz. Nach dem Hochamt am Sonntagmorgen fand eine Totenehrung mit Kranznieder­legung für die Gefallenen beider Weltkriege statt. Bei dem Festzug mit Parade am Nachmittag war das Dorf prachtvoll geschmückt. Groß war wieder die Zahl der Besucher von auswärts. Sie drängten sich auf der Dorfstraße, auf dem Kir­mesplatz und in den Gaststätten. Mit großer Spannung wurde am Montagmorgen nach vorangegangenen Hochamt das Königsvogelschießen, dem immer die größ­te Aufmerksamkeit gewidmet ist, erwartet. Schützenkönig wurde der Chronist dieser Zeilen, Schützenbruder Franz Brors. Er ist Mitbegründer der Bruderschaft und Rektor der katholischen Schule Ehingen und z.Zt. Ratsherr der Stadt Duis­burg. Er gehört einer alten Sermer Familie an, in der das Bäckerhandwerk vertre­ten war. In der 1. (4. ???) Generation sind schon Vertreter des Lehrerberufs. Im Volksmund wird er daher „Bäkisch Liehrer“ genannt. Königin wurde seine Gat­tin Anna Maria. Den Hofstaat bildeten die Hofherren Peter Heesen und Josef Lörks mit Gattinen. Auf den Prinzenvogel tat Franz Belting den glücklichen Schuß. Er ist eifriges Mitglied des Tambourkorps. Der Festzug am Sonntagnach­mittag (???) wurde von der Reiterstaffel angeführt. Bei der Parade entfalteten alle Schützen und Gliederungen der Bruderschaft vor dem neuen Schützenkönig Franz I. Noch einmal die gesamte Pracht. In diesem stimmungsvollen Augen­blick kommt eindrucksvoll der Gleichklang der Herzen zum Ausdruck. Den Thron im Festzelt hatte man besonders festlich geschmückt. Vor dem Thron plät­scherte ein Springbrunnen mit Goldfischen, darüber prangte eine große Krone aus Tannengrün.

In der Fronleichnamsprozession am 31.5.1956 gaben der Schützenkönig und das Offizierskorps dem Allerheiligsten Sakrament das Ehrengeleit. Der Baldachin (Tragehimmel) wurde von Mitgliedern des Tambourkorps getragen.

Am 21. Mai war das Tambourkorps in Kalkum zu einem Wettstreit. Unter starker Konkurrenz errang es den 3. Preis. Am 3.6.1956 beging die Schützenbruder­schaft Wittlaer das Jubiläum ihres 525-jährigen Bestehens. Die Schützenbruder­schaft nahm mit Schützenkönig und circa 70 Mitgliedern an dem Festzug teil.

Schützenbruder Heinrich Wanders beging am 1.8.1956 das Fest der Silbernen Hochzeit.

Schützenbruder Johann Clouth konnte mit seiner Gattin Rebekka am 18.8.1956 das Fest der Goldenen Hochzeit feiern. Er ist Mitbegründer der Bruderschaft und ihr erster Chronist. Das Jubelpaar war im Jahre 1932 Königspaar. Das Tambour­korps, Offiziere und Mitglieder waren in einem Festzuge zum Radmacherschen Saal gezogen, um das Jubelpaar zu ehren. Das Spiel des Tambourkorps erfreute den Jubilar sehr, weil er in seiner aktiven Dienstzeit „Batalliöner“ war.

Das Tambourkorps hat auf Einladung in der Zeit vom 29.9. – 1.10.1956 einen Ausflug nach Offenbach am Glan [im Südwesten von Rheinland-Pfalz, Landkreis Kusel] gemacht. Die Einladung war durch persönliche Bekanntschaft vermittelt worden. Auf dem dortigen Erntedankfest hatte das Tambourkorps gespielt. Der Bürgermeister und die Bevölkerung waren von der beachtlichen Leistung und dem schneidigen Auftreten begeistert. Es hat sich eine enge Freundschaft gebil­det. Der Abschied war sehr herzlich. Die Offenbacher wollen durch einen Gegen­besuch auf dem Sermer Schützenfest die Freundschaft erwidern.

Am 18. November 1956 traf eine Trauerbotschaft ein, die besonders die St. Seb. Schützenbruderschaft mit Trauer erfüllte. Der Ewige Hohepriester rief den Jubilarpriester, langjährigen Pfarrer und Ehrenpräses der Sermer Bruderschaft [Pfarrer Max Schuh] in sein himmlisches Reich. Er war geboren am 18. Sept. 1879 in Trier. Sein Wirken in unserer Pfargemeinde wurde auf Seite 16 und 39 anläßlich seiner Pfarrernennung und des Übertritts in den Ruhestand gewürdigt. Der Verewigte lebte sei 1951 in der Nähe seines Geburtsortes Trier, in Wittlich, im Ruhestand. Mit unseren jetzigen Herrn Pfarrer Färber nahm eine größere An­zahl Bruderschaftsmitglieder und Sermer Pfarrangehörigen am Begräbnis teil. Die Bruderschaft Serm wird ihres früheren Pfarrers und Ehrenpräses allzeit dank­bar im Gebete gedenken.

Im vergangenen Jahr vermählten sich die Schützenbrüder Ludwig Blomen­kamp und Adolf Rösel.

Es starben die passiven Mitglieder Johann Mertens am 12.9.1956 und Wilhelm Küpper am 14.12.1956.

Im verflossenen Jahr zogen am Horizont von Europa düstere Gewitterwolken auf. Ungarn, das in Freiheit sein politisches Leben gestalten wollte, wurde von einmarschierenden bolschewistischen Truppen vergewaltigt. Heldenhaft setzte sich das Volk zur Wehr. Viele fanden den Tod. Namenloses Leid kam über das ungarische Volk. Die Entrüstung über den Völkerrechtsbruch war in der gesam­ten Welt groß. Deutschland hat viele Ungarnflüchtlinge aufgenommen. Zur Lin­derung der Not sandte die Erzdiözese viele Waggons mit Lebensmitteln und Be­kleidungsstücken nach Ungarn [im Original nochmals: zur Linderung der Not]. Am [im Original an Stelle des Datums Punkte] 1956 starb der verdienstvolle Generalpräses Erzbischöflicher Rat Dr. Louis des Zentralverbandes der histori­schen deutschen Schützenbruderschaften. Bei den bedeutungsvollsten Festen un­serer Bruderschaft weilte er in unserer Mitte, so bei der Fahnenweihe im Jahre 1930. Am Silbernen Jubiläum im Jahre 1952 nahm er an den prachtvollen Fest­zug der Bruderschaft teil. Der Erzbischof hat zum Nachfolger den Pfarrkurat in Bad Soden-Allendorf, Karl Lambertz, ernannt. Karl Lambertz wurde am 1. Mai 1911 in Much geboren und am 4. Februar 1934 zum Priester geweiht.

Der 1. Januar 1957 war für die Deutschen und besonders für die Bewohner der Saar ein bedeutungsvoller Tag. In seiner Neujahrsansprache konnte der Bundes­kanzler Dr. Adenauer erklären: „ Am 1. Januar werden die Deutschen von der Saar wieder mit uns vereinigt.“ Wir freuen uns, daß ein kerndeutsches Land und Volk zum Mutterlande heimkehren konnte, das am Ende des Zweiten Weltkrie­ges für Deutschland verloren zu sein schien.

Die Bruderschaft beruht auf den beiden Fundamenten Vaterland und Kirche. Leider sind beide zur Zeit in starkem Maße bedroht. Möge der Geist und das Wirken der Bruderschaft mit dazu beitragen, diese Gefahr zu überwinden.