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Den Jahresbericht 1986 möchten wir damit beginnen, daß wir dem bisherigen Chronisten Friedhelm Steinfort für die umfangreiche Schilderung der Ereignisse in unserem Dorf- und Vereinsleben sowie der wichtigen Geschehnisse in unserer Nachbarschaft und der Weltpoli­tik der letzten zehn Jahre recht herzlich danken. Wir, seine Nachfolger, werden dieses Do­kument der Geschichte der Bruderschaft weiterführen.

Die Jahreshauptversammlung [5.1.] leitete das neue Vereinsjahr ein. Anstelle des 2. Schriftführers Günter Alfter, der sich nicht mehr zur Wahl stellte, wurde Heribert Weitz von der Edelweiß-Kompanie gewählt.

Und wieder einmal hatte der Wettergott kein Einsehen beim Patronatsfest [25.1.]. Die Besucher des Festzeltes am Samstagabend entwickelten viel Phantasie, um der eisigen Käl­te zu trotzen. Um das Maß der Dinge voll zu machen, waren auch die Musiker nicht erschie­nen. Nun zeigte sich aber echter Gemeinschaftssinn der Bruderschaft. Das Tambourkorps sprang in die Bresche und spielte zum Tanz auf. Sicherlich ein Novum, daß das Königspaar zu den Klängen des Tambourkorps den Königstanz absolvierte. Am darauffolgenden Sonn­tag hörten wir in der Kirche nach dem Gottesdienst ein Referat über Lepra-Kranke. Am Nachmittag fanden sich wegen der grimmigen Kälte weniger Frauen zu Kaffee und Kuchen ein als in den sonstigen Jahren. Es zeigt sich wieder einmal mehr, daß diese Veranstaltung, wenn auch im geheizten Zelt durchgeführt, im Monat Januar nicht ganz unproblematisch ist.

In der diesjährigen Karnevalssession übernahmen mit Prinz und Hofmarschall zwei Ver­treter der jüngeren Generation das närrische Zepter. Prinz Andreas Altgassen und Hofmar­schall Holger Hofmann, beide aus der Grenadierkompanie, wurden am Karnevalssonntag bei schönem, aber kalten Wetter von den Dorfbewohnern und vielen Gästen gebührend ge­feiert.

Das Schützenfest fand vom 3.-5. Mai statt. Nach dem Umzug durch das Dorf am Sams­tagabend hielt Pfarrer Dr. Kurcz am Ehrenmal die Gedenkrede für die Verstorbenen und Gefallenen, anschließend Kranzniederlegung und Zapfenstreich. Sonntagvormittag wurden Peter Dornscheidt von der Jägerkompanie für 50-jährige Mitgliedschaft und Josef Radma­cher von der Edelweiß-Kompanie für 40-jährige Mitgliedschaft geehrt. Am Nachmittag konnten König Wilfried Schumacher mit Frau Marion und Hofstaat [lt. Königsliste: Hans-Wilhelm Baltes mit Frau Liesel, Franz-Josef Schumacher mit Frau Regina] und sowie Kronprinz Dirk Löhn [lt. Königsliste: Adjutanten Oliver Greif, Frank Hassel] nach dem Umzug durch das Dorf letztmalig die Parade abnehmen. Das Königsschießen am Montag bleibt sicher al­len Beteiligten noch lange in Erinnerung, stellte es doch sicherlich eine Einmaligkeit dar – es gab nämlich keinen Königsbewerber. Nachdem die erste Ratlosigkeit vorüber war, be­sann man sich darauf, nach den Statuten der Bruderschaft vorzugehen, um einen gerechten Wettkampf zu gewährleisten. Die Satzung sagt aus, daß in diesem Falle der Generalstab zum Wettkampf antreten muß. Außerdem beteiligten sich auch die Vorstandsmitglieder am Wettkampf. Hans Hümbs zielte am besten und wurde, ohne sich auf diesen Tag gebührend vorbereitet zu haben, Schützenkönig. Zu seiner Königin erkor er seine Ehefrau Fine [lt. Kö­nigsliste: Josefine] geborene Wenders. In den Hofstaat berief er aus seiner engeren Ver­wandtschaft Helmut Remers und Ehefrau Waltraud sowie Andreas Wenders und Ehefrau Hilde. Der aus Wittlaer stammende Hansi Hümbs war nicht nur ein „Glücksgriff“ seiner Ehefrau Fine, sondern auch für die Sermer Dorfgemeinschaft. Überall da, wo im Dorf be­sonders Hand anzulegen ist, kann man sich auf Hansi Hümbs und Familie verlassen. Fertigt er doch schon seit vielen Jahren den Königs- und Prinzenvogel an. Diese Aufgabe hat er schon traditionsgemäß von seinem Schwiegervater Heinrich Wenders übernommen. Es wäre sicherlich wünschenswert, wenn einer seiner vier Söhne später einmal diese Tradition fortsetzen würde. Auch in der K.G. Südstern ist unser König ein recht aktives Mitglied. Sein erlerntes Schreinerhandwerk kommt ihm beim Bau der Karnevalswagen zu Gute. Wie sehr sich die Familie für die Belange des Dorfs einsetzt, zeigt die recht soziale Einstellung seiner Frau Fine. Seit Jahren übernimmt sie die verantwortungsvolle Aufgabe, während der Som­merferien einmal in der Woche mit daheimgebliebenen Kindern Ausflüge und Radtouren zu veranstalten. – Bei den Jungschützen wurde Norbert Rösel vom Tambourkorps Kronprinz [lt. Königsliste: Adjutanten Thomas Löv und Klaus Niebur].

Wie alljährlich, nahmen an der Fronleichnamsprozession die Mitglieder der Bruderschaft regen Anteil.

Zu den Jubiläen der benachbarten St.-Sebastianus-Schützenbruderschaften Großenbaum am 1. Pfingsttag und Rahm am 1. Sonntag im September haben eine große Anzahl unserer Mitglieder am jeweiligen Festumzug teilgenommen.

Der alle zwei Jahre von der Freizeitinitiative Duisburg-Süd und von den Sermer Vereinen ausgerichtete Kappesmarkt [14.9.] erfreute Groß und Klein. Unter anderem fand ein Wett­bewerb zwischen dem Mündelheimer und Sermer Schützenkönig statt, den der Mündelhei­mer König mit geringen Vorsprung für sich entscheiden konnte. Während der Veranstaltung fand in der kleinen Turnhalle der Grundschule „Am Lindentor“ das Herbstschießen statt. Herbstmeister wurde bei den Altschützen Volker Walk und bei den Jungschützen Thomas Löv, beide vom Tambourkorps.

Nach fast neunjähriger Tätigkeit als Pfarrer unserer Gemeinde „Herz-Jesu“ und gleichzei­tig als Präses unserer Bruderschaft mußte Dr. Paul Kurcz auf Anraten der Ärzte sein Amt niederlegen. Unter großer Anteilnahme der Gemeinde, vor allem zahlreicher Schützenbrü­der, fand die Abschiedsmesse in unserer Kirche statt. In seiner Amtszeit förderte er beson­ders die Jugendarbeit. Als Präses der Bruderschaft zeigte er in schwierigen Situationen des Vereins diplomatisches Geschick. Für seine aufopfernde Tätigkeit sei an dieser Stelle ge­dankt.

Durch Tod verlor die Schützenbruderschaft Johann Mertens und Heinrich Blomenkamp, beide Mitglieder der Tell-Kompanie, sowie August Cogliatti von der Jägerkompanie. Hein­rich Blomenkamp verwaltete und pflegte lange Jahre den Sermer Friedhof, während August Cogliatti sich um die Sermer Seniorengemeinschaft sehr verdient gemacht hat.

Waren es im Jahre 1984 immerhin acht Silberhochzeiten, so wurde diese Zahl in diesem Jahr noch übertroffen. Zehn Paare feierten das Fest der Silbernen Hochzeit, und zwar: Her­mann Arenz, Leo Breuer, Andreas Wenders, Christian Onnertz, Johannes Pechan, Heinz Wanders, Hermann Schenke, Dieter Krippling, Sigbert Trappe, Peter Becker.

Das Feiern nahmen beim diesjährigen Königspaar kein Ende, Sohn Detlev Hümbs trat in den Stand der Ehe.

Im September brannte es auf dem Holtumer Hof der Familie Ferdinand Schmitz. Zum Glück wurde nur das Strohlager in Mitleidenschaft gezogen, während die Tiere in Sicherheit gebracht werden konnten. Das Wohnhaus wurde durch den Großeinsatz der Feuerwehr ver­schont.

Eine wesentlich größere Katastrophe mit noch nicht abzusehenden Folgen für die Zu­kunft ereignete sich im April in der Sowjetunion. Ganz Europa wurde mit atomarem Staub, der aus einem brennenden Atomreaktor in Tschernobyl in der Nähe von Kiew entwich, ver­seucht. Große Schäden entstanden der Landwirtschaft und somit auch unseren Landwirten. So mußte Blattgemüse, je nach Stärke der radioaktiven Bestrahlung, untergepflügt werden. Die Milch der Kühe war nur bedingt genießbar.

Einen herben Rückschlag erlitt nach vielen erfolgreichen Jahren die Raumfahrt. Durch den Absturz einer amerikanischen Raumfähre, wobei 7 Menschen ums Leben kamen, ist das Raumfahrtprogramm zunächst unterbrochen.

Rückschläge wirtschaftlicher Art mußte die heimische Stahlindustrie hinnehmen. Wegen mangelnder Auftragslage ordneten die Firmenleitungen einige Male Kurzarbeit an. Entlas­sungen hingen wie ein Damoklesschwert über manchen Familien. Bisher wurden nur die Mitfünziger mit Sozialplänen vorzeitig pensioniert.

15 Neuaufnahmen sind ein Beweis dafür, wie stark das Traditionsbewußtsein in Serm vorhanden ist. Die Schützenbruderschaft hat jetzt die stattliche Mitgliederzahl von 275 Schützen. Möge unser Leitspruch „Glaube-Sitte-Heimat“ für alle Schützenbrüder richtung­weisend für die Zukunft sein.