Die Jahreshauptversammlung wurde am 19.1.58 abgehalten. Am darauffolgenden Sonntag waren die Veranstaltungen des Patronatsfestes mit Hochamt, gemeinsamen Frühstück, Frauenkaffee, Preisschießen und Tanz. Die Mitglieder beteiligten sich gern und freudig an allen Veranstaltungen. Sie sind schon so zur festen Tradition geworden, daß man sich ohne sie kein Bruderschaftsleben mehr denken kann. Das Preisschießen wurde in diesem Jahre in einem Zelt abgehalten, das hinter dem kleinen Saal der Gaststätte Issel für die Prinzenkürung und das Karnevalsfest errichtet worden ist. Die Veranstaltungen an den Karnevalstagen wurden im großen Rahmen wiederum von der Karnevalsgesellschaft „Südstern“ getragen und durchgeführt. Im Karnevalszug wirkten das Tambour- und Reiterkorps der Bruderschaft mit. Auch im Rosenmontagszug war die Karnevalsgesellschaft „Südstern“ mit wirkungsvollen Wagen und Personengruppen vertreten.
Beim Ewigen Gebet in diesem Jahre hat die Bruderschaft die Nachstunden übernommen. Am … (es fehlt das Datum) verstarb unser passives Mitglied Johann Funken. In den Jahren, als er körperlich noch rüstig war, hat er bei Bruderschaftsfeiern den Kassendienst versehen. Unser passives Mitglied Sebastian Benger, Dorfstraße 158, beging am 14.4.58 seinen 80. Geburtstag. Das Tambourkorps nahm am 18.5.58 an einem Werbefest des Spielleute-Rings Rhein-Ruhr in Essen-Frintrop teil.
Die Hauptveranstaltung des Jahres, das Schützenfest, das in unserem Dorf den Charakter einer Schützenkirmes hat, fand am 11. u. 12. Mai ds. Jahres statt. Ein Fackelzug leitete am Samstagabend das Fest ein. Am Sonntagmorgen nahmen fast alle Schützenbrüder am Hochamt für die verstorbenen u. lebenden Mitglieder der Bruderschaft teil, ebenso an der Kriegerehrung am Denkmal. Im Festzug u. bei der Parade am Sonntagnachmittag huldigten die Dorfbewohner u. viele Gäste noch einmal Karl I. nebst Gefolge. Am Montagmorgen war wiederum ein reger Kampf um die neue Königswürde 1958 auf dem Schießstand an der Krefelder Straße. Hier war ein munteres Treiben. Visierwasser, Würstchen u. Rollmöpse hielten die Schützen im harten Kampf in Stimmung u. Ausdauer. Die Pfänder fielen bald. Theodor Mertens holte den Kopf, Johann Angerhausen eroberte den rechten u. Erwin Steinich den linken Flügel. Der Königsvorgel wollte sich jedoch nicht schnell ergeben. Kurz vor 13 Uhr ging man ihm mit stärkeren Ladungen zu Leibe. Nun war es schnell geschafft. Beim 10. Schuß war Willi Blomenkamp der glückliche Schütze. Er regiert das Sermer Schützenvolk mit seiner Gattin Ilse geb. Schmidt als Königin. Zum Hofstaat gehören: Hermann Weitz und Adolf Sauer nebst Frauen. Von den Jungschützen errang Hermann Schenke die Würde des Kronprinzen. König u. Kronprinz gehören dem Reiterkorps an. Trotz der Eisheiligen herrschte an beiden Tagen verhältnismäßig gutes Wetter.
Am 2. Juni beging Johann Radmacher und Katharina geb. Brors das Fest der Goldenen Hochzeit. Johann Radmacher, z.Zt. ältester Bürger des Dorfes, entstammt der Gastwirtschaft Radmacher im Dorf. Vor 50 Jahren errichtete und bewirtschaftete er einen Bauernhof am Klapptor. Dieser wird jetzt von seinem Sohn Johann weitergeführt.
In der Fronleichnamsprozession gaben der Schützenkönig u. die Offiziere u. das Reiterkorps dem Allerheiligsten das Ehrengeleit und das Tambourkorps stellte die Baldachinträger.
Am 13.7. weilte das Tambourkorps in Duisburg-Bissingheim auf dem dortigen Heimatfest. Anschließend nahmen sie mit ca. 50 Mitgliedern unserer Bruderschaft am 100-jährigen Jubiläum der Schützenbruderschaft Langst-Kierst teil.
Im Sommer des Jahres 1958 erhielten die Nachbarpfarrgemeinden Duisburg-Ungelsheim u. Duisburg-Hüttenheim je eine neue Pfarrkirche. Die Pfarrgemeinde Ungelsheim zählt über 2000 Seelen. Die Kirche erhielt St. Stephanus als Patron. Die alte Kirche St. Maria Himmelfahrt Hüttenheim mußte infolge Werkserweiterung vom Hüttenwerk Mannesmann 1 km östlich an der Mündelheimer Straße verlegt werden. Bei Kirchen wurden von dem ersten Bischof des am 1. Jan. 1958 neuerrichteten Bistums Essen, dem Hochwürdigsten Herrn Bischof Franz Hengsbach, konsekriert.
Am 23.8.1958 feierte unser Mitglied Franz Brors – u. zugleich Chronist unserer Bruderschaft – das 40-jährige Dienst- und Ortsjubiläum an der katholischen Schule in Dsbg.-Ehingen. In dieser Zeit war er ununterbrochen an diescr Schule tätig u. in Serm wohnhaft. Am 2.9.1959 beging unser passives Mitglied Johann Orths seinen 80. Geburtstag. In Verbindung mit der Sermer Kirmes am 3. Sonntag im Sept. war das Schlußschießen. Unser Mitglied und Chef des Reiterkorps Hans Benger eröffnete am 8.11.1958 in dem Hause Dorfstraße 133 eine neue Gaststätte und firmierte sie als „Haus Benger“. Damit hat Serm seine dritte Gaststätte.
Mit Eröffnung der Karnevalssession am 9.11.1958 wurde der von unserem Mitglied, Präsidenten und Vereinswirt Christian Issel neuerbaute Saal, der mit dem kleineren Saal verbunden werden kann, erstmals in Benutzung genommen. Damit hat auch die Bruderschaft für ihre Veranstaltungen einen Saal und Festraum von ausreichender Größe.
Die Mitglieder Heinrich Orths u. Clemens Jägers begingen das Fest der Silbernen Hochzeit.
Als Witwer sind unsere Miglieder Heinrich Bönten und Wilhelm Hassel erneut in den Ehestand getreten.
Das Tambourkorps veranstaltete am 23.12.1958 bei Anwesenheit des Herrn Vorsitzenden u. Pfarrers Färber eine Weihnachtsfeier mit Kinderbescherung.
Wegen der Errichtung des Bistums Essen werden die katholischen Organisationen auf Bistumsebene neu organisiert. Bei Anwesenheit des Hochwürdigsten Herrn Bischofs Franz Hengsbach erfolgte am 23.11.1958 in Essen die Gründung des Diözesanverbandes der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften. Eine Fahnenabordnung mit Vorstand, Schützenkönig u. Offizieren unserer Bruderschaft nahm(en) an der Gründungsfeier teil.
Am 24.9.1958 wurde in Duisburg der 500.000 Bürger geboren. Innerhalb von 100 Jahren hat Duisburg sich vierzigfach vergrößert. (Sie) Es ist damit die zwölftgrößte Stadt des Bundesgebietes. Unser Dorf Serm hat z.Zt. 757 Einwohner, davon 387 männlich und 370 weiblich.
Nicht nur die katholische Christenheit sondern der gesamte Erdkreis erfuhr am 9. Okt. 1958 eine erschütternde Nachricht: Papst Pius XII. ist tot. Er genoß nicht nur als Oberhaupt der katholischen Kirche von überragender Größe großes Ansehen und Verehrung sondern galt auch als geistige Macht zur Erhaltung des Friedens in der Welt. Im Heiligen Jahr 1950 empfing er mehrere Pilgerzüge der Deutschen Historischen Schützenbruderschaften.
Durch seine Wahl am 28. Okt. 1958 und Krönung am 4. Nov. 1958 wurde der Erzbischof u. Patriarch von Venedig Roncalli Nachfolger Pius XII. Er führt den Papstnamen: Johannes XXIII.
Wiederum kann die Bruderschaft auf ein Jahr beständiger, friedlicher Entwicklung zurückblicken, jedoch bangt unser Volk immer noch um die Sicherung des Friedens. Während in früheren Jahrhunderten die Schützenbruderschaften die Aufgabe hatten, mit der Waffe Heimat und Vaterland zu verteidigen, können sie heute nur die Waffe des Gebetes führen. Möge die Sermer Sebastianus Schützenbruderschaft besonders im kommenden Jahre mit Gottes Hilfe in verstärktem Maße dieser Aufgabe dienen.