Das Vereinsjahr begann wiederum mit der Jahreshauptversammlung am 18.1.1959. Nach wie vor erfreut sie sich eines guten Besuchs und großen Interesses. Die Vereinsangelegenheiten wurden eingehend beraten und Beschlüsse gefasst, die das Vereinsleben ordnen. Die Mitgliederzahl ist mit insgesamt 172 Mitgliedern konstant geblieben. Die Bruderschaft verfolgt auch weiterhin den Grundsatz, keine Neuerungen, die die Tradition ändern, einzuführen. So wurde auch das Patronatsfest am 25.1.1959 in hergebrachter Form gefeiert. Es wurde mit Kirch- und Opfergang eröffnet. Im Lokale Issel war für die Mitglieder ein gemeinsames Frühstück. Außerdem fanden Preisschießen, Sebastianuskaffee für die Frauen, Tanz und Verlosung statt. Es ist auch wiederum damit begonnen worden, das alte schöne Brauchtum der „Bohnenkönigin“ aufleben zu lassen. In einen Kuchen für den Sebastianuskaffee wird eine Bohne eingebacken. Wer das Stück mit der Bohne erhält, ist die Bohnenkönigin des Jahres. Dieser Brauch wird gern wieder aufgenommen und trägt zur Geselligkeit bei.

Neben den Veranstaltungen der Schützenbruderschaft treten im Dorfleben die Feiern der Karnevalsgesellschaft „Südstern“ hervor. Bei der Prinzenkürung am 11.1.1959 wurde unser Mitglied Franz Remers zum Prinzen des Jahres 1959 erkoren. An den Karnevalstagen vom 7.-11.2.1959 herrschte im Dorf ein lustiges und munteres Treiben. Höhepunkte waren das Ätzebärtreiben am Samstag und der Festzug am Fastnachtssonntag.

Beim „Ewigen Gebet“ (30.4./1.5.1959) übernahm wiederum die Schützenbruderschaft wie in früheren Jahren die Gebetsordnung.

Wegen des frühen Osterfestes war das diesjährige Schützenfest schon in den ersten Tagen des Mai (3./4.5.1959). Das Sermer Schützenfest liegt besonders im Blickfeld der Öffentlichkeit, weil es den Reigen der Schützenfeste eröffnet. Der Fackelzug am Vorabend gibt den Auftakt zum Hauptfest des Jahres. In den Fenstern leuchtete das märchenhafte bengalische Feuer in grün und rot. Auch das Kriegerehrenmal wurde in die Beleuchtung einbezogen. Vor dem Präsidenten und dem alten Königspaar Wilhelm und Ilse Blomenkamp wurde der Große Zapfenstreich gespielt. Nach dem Kirchgang am Sonntagmorgen erfolgte am Kriegerehrenmal die Ehrung der Toten und Gefallenen. Der Festzug am Nachmittag bewies wieder eine große Anziehungskraft. Die in 20 Mann Stärke neugegründete Hubertuskompanie erregte Aufmerksamkeit und Bewunderung. Nach dem Kirchgang am Montagmorgen ging es zum Feuergefecht um die diesjährige Königsvogelwürde am Sermer Sportplatz. Nach vierstündigem Ringen gab Michael Höffges von der neugebildeten Hubertuskompanie den Meisterschuß ab. Er war somit für 1959 Schützenkönig der Bruderschaft. Seine Gattin Elli übernahm das Amt der Königin. Die neue Majestät wählte die beiden Offiziere Wilhelm Schumacher mit Gattin sowie Hermann Bünten nebst Gattin in den Hofstaat. Günther Mohr wurde Kronprinz.

Am Montag, den 26.5.1959 weilte der Hochwürdigste Herr Diözesanbischof Franz Hengsbach in unserer Pfarre, um 52 Firmlingen das Sakrament der Firmung zu spenden. Am Kesselsberg wurde der Hochwürdigste Herr von sieben Reitern abgeholt und zur Sermer Pfarrkirche geleitet. Das Dorf war feierlich mit Fahnen, Girlanden und Fähnchen in den Kirchenfarben geschmückt. Nach einem begeisterten herzlichem Empfang bedankte sich der Bischof bei der Bevölkerung und besonders bei den Reitern. Nachdem er die Kleinkinder gesegnet hatte, wurde er in das Gotteshaus geleitet, um das Sakrament der Firmung zu spenden. Am Abend brachte der Kirchenchor und das Tambourkorps dem hohen Gast vor dem Pastorat ein Ständchen.

Anläßlich der Goldenen Hochzeit von Sebastian Hansen Holtumer Mühle (26.5.1959) brachte das Tambourkorps ein Ständchen. Das Reiterkorps geleitete das Jubelpaar zur Kirche.

Am 27.5.1959 schlossen Schützenbruder Willi Hassel mit Marlies Atrops den Bund fürs Leben. Weil dieses junge Paar vorgesehen ist, die Nachfolge unseres Vereinswirtes zu übernehmen, ist es verständlich, daß der Polterabend recht zünftig und feucht gefeiert wurde. Weiterhin schlossen Helmut Remers und Waltraut Wenders den Ehebund sowie Hans Hümbs und Fine Wenders (in der Chronik nachträglich so geändert), Hans Paß und Käthe Remers, Günter Mohr und Marlene Klasen.

Bei der Fronleichnamsprozession (28.5.1959) stellten der König und die Offiziere das Ehrengeleit. Mitglieder des Tambourkorps trugen den Baldachin.

Am 20.9.1959 war das Schlußschießen der Bruderschaft. Es war auf diesen Tag gelegt worden, um die alte Sermer Kirmes als Spätkirmes wieder aufleben zu lassen. Nach dem Kirchgang erfolgte das Schießen im Saal. Abends und am Montag (21.9.1959) fand Tanz im Saal statt. Dieser Veranstaltung war jedoch nicht der erwünschte Erfolg beschieden.

Die Einweihung des neuen Jugendheimes an der Kirche erfolgte am Sonntag, den 13.12.1959. Es soll der männlichen und weiblichen Jugendpflege sowie dem Vereinsleben der Pfarrgemeinde dienen. Es wurde mit einem Kostenaufwand von 58.000 DM errichtet.

Das Tambourkorps hat auch im vergangenen Jahr wieder einen Ausflug nach Offenbach am Glan gemacht, um am dortigen Winzer- und Erntedankfest teilzunehmen. Das Tambourkorps hielt am 20.12.1959 unter Anwesenheit des Herrn Pastors und des 1. Vorsitzenden eine Weihnachtsfeier ab.

Folgende Mitglieder begingen das Fest der Silberhochzeit: Josef Lörks, Fritz Atorps , Schützenkönig Michael Höffgen und Heinrich Busch.

Die Bruderschaft kann mit Befriedigung auf ein erfolgreiches Jahr zurückblicken, in dem sie echtes Gemeinschaftsleben gepflegt hat. Ihr Wirken liegt auf einer doppelten Ebene. Sie will die menschlichen Beziehungen in der Bruderschaft und Dorfgemeinschaft fördern. Jedoch weit höher ist der Dienst für Gott, Kirche und dem Bruder in Christo. Es kann leider nicht geleugnet werden, daß letztere Aufgabe zu kurz gekommen ist gegenüber den erfreulichen weltlichen Veranstaltungen. Möge in Zukunft die Bruderschaft durch noch stärkere Beteiligung am religiösen Leben und durch Caritas dieser Aufgabe dienen.