Wenn der Kalender am 20. Januar mit dem Papst Fabian den Patronatstag des heiligen Sebastianus ankündigt (nicht aus der Chronik ersichtlich: Beide Heilige haben den gleichen Gedenktag), hatten die Mitglieder der Sebastianus-Schützenbruderschaften u. -gilden besinnliche Feiern. Sebastianus, römischer Offizier + Märtyrer, ist ein Schutzpatron von großer Volkstümlichkeit. Sein Bildnis, an der Säule stehend mit Pfeilen durchbohrt, ist weitverbreitet und beliebt. So ist auch das Patronatsfest dazu angetan, dem Geist und Werk dieses Heiligen nachzuspüren und nachzueifern. Am Sonntag vorher war Jahreshauptversammlung; am darauffolgenden Sonntag hielten die Mitglieder im Hochamt für die lebenden + verstorbenen Mitglieder Generalkommunion. Anschließend war im Lokale Issel das gemeinsame Frühstück. Am Nachmittag fand für die Frauen das Kaffeetrinken statt. Am Abend vergnügten sich die Mitglieder mit den Angehörigen bei Tanz u. Verlosung.

Am 22.2.1960 wurde die Bruderschaft von einer schmerzlichen Nachricht getroffen. Unser Ehrenmitglied Josef Weitz wurde nach einem schweren Leiden durch den Tod erlöst. Im Jahre 1914 war er von Düsseldorf-Hamm auf den Scholteshof gezogen, den er käuflich erworben hatte, und betrieb dort die Gemüsegärtnerei. Von Hamm brachte er den Geist und die Mitgliedschaft der Bruderschaft. Er war ein eifriger Förderer + Gründer der Bruderschaft im Jahre 1927. Im Jahre 1933 wurde er als Nachfolger von Ludwig Heesen 1. Vorsitzender, ein Amt, das er bis 1947 innehatte. 1930 erhielt er die Würde des Schützenkönigs. Seine Gattin Maria geb. Hecker war Königin. Sein Interesse u. Anhänglichkeit an der Bruderschaft bewies er noch 4 Wochen vor seinem Tode, indem er schriftlich sein Bedauern über die Nichtteilnahme infolge Krankheit am Patronatsfest mitteilte. Offiziere begleiteten seinen Sarg u. trugen ihn zu Grabe. Durch seine Mitgliedschaft in der Hammer Bruderschaft war er auch Goldjubilar. Durch das Gebet will die Bruderschaft (für) das verdienstvolle Wirken des lieben Verstorbenen danken.

Am 24.3.1960 verstarb das passive Mitglied der Bruderschaft Johann Orths im Alter von 81 Jahren.

Johann Wengler, der in unserem Ort das Stellmacherhandwerk ausübte, verstarb 83jährig am 20.10.1960.

Beim Ewigen Gebet übernahmen die Schützenbrüder die Nachtstundengebete in der Kirche (lt. Eintrag in der Chronik wurde dieser Satz 1985 von F. Steinfort vervollständigt).

Bei prächtigem Wetter beging die Schützenbruderschaft das diesjährige Schützenfest. Weil der Schießstand „Am Heidberg“ einer Kiesgrube weichen musste, erfolgte die erneute Aufstellung hinter dem Saale unseres Vereinswirtes Christian Issel. Die Schützen und Gäste ließen sich an Tischen auf dem Hof des Gasthauses nieder und verfolgten bei fröhlichem Trunk den erbitterten Kampf um die Königswürde. Erst gegen 13 Uhr gelang es Hermann Josef Simon, dem zähen Vogel den Garaus zu machen. Der neue König ist 24 Jahre alt und hat sich durch seine Treue und Schlichtheit in der Tell-Kompanie bewährt. Zur Königin erkor er sich Helga Atrops. (Nicht in der Chronik ist vermerkt, dass der Hofstaat aus Heinrich Blomenkamp und Frau Sybille sowie Franz Belting und Frau Gitta bestand – Quelle: Liste der Sermer Schützenkönige und Kronprinzen) Den Prinzenvogel eroberte Johann Werners. Unter den Gästen auf dem Schießplatz sah man auch den Bezirkspräses der St. Seb. Schützenbruderschaften, Pfarrer Korth, aus dem benachbarten Mündelheim. Am Nachmittag zeigten sich die neuen Majestäten im Schmucke der königlichen Insignien dem Sermer Schützenvolk und zahlreichen Gästen im Festzuge u. bei der Parade.

Silberjubilare in diesem Jahre waren Schützenbrüder Josef Lörks und Heinrich Wenders. Letzterer konnte auch das Fest der Silbernen Hochzeit feiern .

Wie alljährlich begleiteten der Schützenkönig und das Offizierskorps das Allerheiligste in der Fronleichnamsprozession.

Am 7.8.1960 beging die Seb. Schützenbruderschaft Kaiserswerth ihr 675. Vereinsjubiläum. Mit einem starken Aufgebot von insgesamt 80 Mitgliedern beteiligte sich unsere Bruderschaft an dem Festzug durch das schöne historische Rheinstädtchen, der am Festzelt auf der Rheinwiese endete.

Am 18.9.1960 hielt die Bruderschaft das Schlußschießen auf den Vogel ab. Die erfolgreichen Schützen auf die Pfänder wurden mit einer Schießschnur belohnt. Herbstmeister wurde Theo Baltes, weil er den Rumpf herunter holte.

Wie in früheren Jahres war das Tambourkorps in der Zeit vom 1.-4. Okt. zum Winzerfest nach Offenbach am Glan gefahren.

Am 28. Nov. war mit einer Renovierung unserer Kirche begonnen worden. Im Vorraum der Kirche erfolgt ein Durchbruch zur Taufkapelle. Diese soll nun auch die Kriegergedächtnistafel aufnehmen. Der Anstrich wird erneuert. Über dem Altar wird ein Mosaikbild vom Heiligsten Herzen Jesu angebracht.

Gegenüber dem überaus trockenen Jahr 1959 war das abgelaufene Jahr außergewöhnlich regenreich. Die Getreideernte konnte kaum geborgen werden u. manches Getreidefeld mußte auf dem Halm verderben.

Der Chronist will noch vermelden, daß in der Kiesgrube am Sermer Friedhof der Fund eines Backenzahnes vom Mammut gefunden wurde. Das Mammut ist eine ausgestorbene behaarte Elefantenart. Herr Prof. Dr. Tischler, Direktor des Duisburger Museums, schätze das Alter des Tieres auf 20000 Jahre vor Christus.

Im abgelaufenen Berichtsjahr hat die Bruderschaft eine ruhige Entwicklung von innerer Festigkeit genommen.

Im Mittelalter haben die Bruderschaften die Armenunterstützung und Krankenpflege sowie Bestattung der Toten übernommen. Wenn diese Aufgabe heute von anderen sozialen Verbänden + Versicherungen ausgeübt wird, so ist jeder Schützenbruder verpflichtet in echtem Bruderschaftsgeist christlich u. besonders caritativ weiterzuwirken. Der Aufruf zur Hilfe der Kirche + Regierung für die Hungernden in der Welt ist eine wahre Gelegenheit dazu. Möge jeder Schützenbruder und die Bruderschaft sich in diesem Geiste bewähren.