Das neue Vereinsjahr 1969 wurde in altgewohnten Rahmen eröffnet und durchgeführt. Am 12. Januar fand die Generalversammlung statt, auf der die satzungsmäßigen Angelegenheiten der Bruderschaft erledigt wurden. Unverminderten Zuspruch findet noch immer der Sebastianuskaffee der Frauen mit Verlosung, Kegeln und Tanz. Die männlichen Mitglieder vergnügen sich im Preisschießen. Weil z. Z. Deutschland u. andere Länder von einer starken Grippewelle erfasst sind, erinnert der Chronist an das Titularfest 1933. In der Woche nach diesem Feste sind fast alle Mitglieder und die Bewohner der Ortschaft vermutlich an Grippe erkrankt. Die Arbeiten konnten im Haus, Hof und Stall nur notdürftig u. eingeschränkt erledigt werden. Der Hausarzt ging fast von Haus zu Haus.
Am 25.01.1969 führte die Karnevalsgesellschaft „Südstern“ die Prinzenkürung durch. Prinz wurde Schützenbruder Hans Schumacher, in der Sermer Prinzenfolge Hans VIII. Zum Hofmarschall wurde sein Schwager Willi Küpper gekürt. Am Vorabend von Karneval 15.02.1969 fand das Ätzebärtreiben statt. Die Veranstaltungen vom Karneval litten in diesem Jahr sehr unter Schneeverwehungen und Kälte.
Beim „Ewigen Gebet“ übernahmen Schützenbrüder die Betstunden von 19:00 bis 24:00 Uhr.
Am 19.02.1969 verstarb Schützenbruder Hermann Weitz 69 Jahre. Er war Förderer und Mitbegründer der Bruderschaft in der ersten Stunde. Er gehörte dem 1. Offizierkorps vor dem Kriege unter dem unvergesslichen General Andreas Wirz an. Am 15.01.1967 erhielt er noch das „Goldene Bruderschaftsabzeichen“.
Am 26.02.1969 beginnt unser beliebter und geschätzter General Jakobs Wirz das Fest der Silberhochzeit. Herzliche Glückwünsche galten dem verdienstvollen, uneigennützigen 1. Repräsentanten des Offizierskorps.
An diesen Tagen (10. bis 12. Mai) feiert das ganze Dorf mit der St. Sebastianus Schützenbruderschaft das traditionelle Schützen- und Volksfest.
Mit einem Umzug durch das Dorf wurde das Fest am Samstagabend eingeleitet, anschließend war Festkommerz mit dem „Großen Zapfenstreich“. Nach dem Kirchgang am Sonntagmorgen fand die Kriegerehrung und Kranzniederlegung vor dem Gefallenendenkmal statt. In diesem Jahr war sie von einer besonderen Bedeutung. Als das Denkmal 1934 errichtet wurde setzten wir 14 Namen von Gefallenen unter das Reliefbild des Denkmals. Nach dem 2. Weltkrieg musste eine weit größere Liste – 46 gefallene Brüder – im Stein am Denkmal enthüllt werden, aber es blieben noch 17, die nicht heimkehrten und als vermisst galten. Jetzt 30 Jahre nach Beginn und 24 Jahre nach Schluss des 2. Weltkrieges war es eine Realität, auch sie zu den Opfern des Krieges zu rechnen. Ihre Namen, am Denkmal in Stein eingeschlagen, wurden von Offizieren enthüllt. Kirchenchor unter seinem Dirigenten Herrn Schaadt und Tambourcorps umrahmten die Feier.
Die Bruderschaft betrachtet es stets als heilige Pflicht, die Ehrung der Gefallenen würdig zu gestalten.
Punkt 10:00 Uhr begann am Montag auf dem Hof der Dorfschenke der Wettkampf um die Königswürde. Pastor Färber, Schützenpräsident Chr. Issel und die designierende Schützenmajestät Waldemar Kamp gaben die Ehrenschüsse ab. Die Pfänder waren bald weg. Hermann Weitz sicherte sich den Kopf, Peter Hassel junior den linken und Rudi Matschk den rechten Flügel des Königsvogel. Der Kampf um den zerrupften Rumpf war zäh und verbissen.
Um 13:30 Uhr tat Alwin Bender den glücklichen Schuss (Hofstaat H. O. Brors mit Frau und Manfred Merfeld mit Frau).
Gleichzeitig schossen auch die Jungschützen ihren neuen Prinzen aus. Wolfgang Hochstrat, Heinz Kreifelts und Johannes Issel erbeuteten die Pfänder. Um 13:25 Uhr holte Heinrich Küpper (19 Jahre) den Prinzenvogel von der Stange. Die Mittagspause wurde mit kaltem Bier und heißer Erbsensuppe ausgefüllt.
Am Nachmittag zeigten sich König und Prinz beim Festzug durch das Dorf und bei der Parade zum ersten mal mit den Insignien ihrer neuen Würde. Am Abend erfolge im Saal die feierliche Krönung des neuen Königs und ganz Serm tanzte auf dem festlichen Königsball.
Wegen ungünstiger Witterung konnte die Fronleichnamsprozession am 5.6. nicht ausziehen.
Mit einem Festhochamt in der Sermer Herz Jesu Pfarrkirche verabschiedete sich die Pfarrgemeinde von ihrem Pastor Johannes Färber, der nach 15jähriger Tätigkeit in Serm in den Ruhestand tritt. Die Gemeinde dankte in diesem Gottesdienste für die seelsorgerische Arbeit im Weinberg des Herrn und bat um Gottes Segen auf den weiteren Lebensweg. In seiner Predigt dankte Pastor Färber der Pfarrgemeinde für die Zusammenarbeit und das Vertrauen.
Die Abschiedsfeier für den Menschen und Mitbürger Johannes Färber war am Nachmittag in der Sermer Dorfschenke. Die Pfarrgeistlichkeit des Duisburger Südens, an der Spitze Dechant Cürten, waren anwesend. Als Vertreter des Rates der Stadt sprach Bürgermeister Dr. Storm den Dank für die segensreiche Arbeit aus. Für den Kirchenchor sprachen Chorleiter Hans Schaadt, für den Kirchenvorstand der zweite Vorsitzende Hermann Bünten und für den Pfarrgemeinderat Heinrich Schmidt. In einer Versammlung am 5. Juli 1969 war der scheidende Präses zum Ehrenpräses ernannt worden.
Am 9.8.1969 verstarb im Alter von 44 Jahren Schützenbruder Erwin Steinich, zuletzt wohnhaft in Ehingen. Nach Kriegsende war er aus Schlesien in unserem Dorf ansässig geworden und schloss sich unserer Bruderschaft an. Im Jahre 1950 hatte er noch mit der Armbrust auf dem Sermer Sportplatz die Königswürde errungen. In der Liste der Schützenkönige war er der 17. Schützenkönig.
14 Tage nach dem Weggang von Pfarrer Färber bereitete die Pfarrgemeinde ihren neuernannten Pfarrer Paul Röhre einen festlichen Empfang. Am Sonntag um 15:45 Uhr wird er am Dorfeingang von Serm feierlich eingeholt. Pfarrgemeinde, Pfarrgemeinderat, Kirchenvorstand, Reitercorps und Schützen geleitenden den neuen Pfarrer zur Herz Jesu Pfarrkirche. Definitor Pastor Schocke von der Hl. Geist Pfarre in Buchholz nimmt die Einführung von Pastor Röhre vor. Der neue Pfarrer wurde am 19. Juli 1918 in Wuppertal Barmen geboren. Von 1938 bis 1945 Soldat macht er nach dem Kriege das Abitur und nahm 1949 das Studium der Theologie in Paderborn und Freiburg auf. 1954 wurde er durch Erzbischof Jäger von Paderborn zum Priester geweiht. Pastor Röhre war zunächst Vikar in Wanne Eickel, Schwelm und später in Bochum. Wegen einer lange andauernden Krankheit war er zuletzt vier Jahre als Vikar in Westernach bei Wörishofen tätig. Durch Erlass von Bischof Dr. Franz Hengsbach am 27.6.1969 wurde er zum neuen Pfarrer in Herz-Jesu-Serm ernannt. Der neue Pfarrer ist satzungsgemäß Präses der Bruderschaft.
Am 21.9. feierte Johann Bünten und 25.1.1969 Peter Dornscheidt das Fest der Silbernen Hochzeit. Letzterer hat sich sehr für das Schützenfest um Karussell- und Schaustellerunternehmen bemüht.
Herbstmeister beim Jahresschlussschießen (26.10.) war Heribert Weitz.
Der Chronist kann noch von einem Ereignis berichten, das in der Welt- und Menschheitsgeschichte einmalig ist. Amerikanischen Raumfahrern ist es bei einem Aufwand von über 100 Milliarden DM mit Raumschiffen gelungen, den Mond zu betreten und erfolgreich zurück zu kehren.
So bewundernswert dieses einmalige Ereignis auch ist, so ist es doch von größerem, segensreichen Wert für die Menschheit, wenn sie es fertig bringt, einen dauerhaften Frieden auf unserem Planeten Erde herbei zuführen.