Es ist ein ständiger Brauch auf der Jahreshauptversammlung geworden, das vor dem Verlesen der Chronik des verflossenen Jahres die Chronik des Jahres vor 25 Jahren verlesen wird. Dieser Rückblick gewährt einen interessanten Vergleich von damals und heute. Das Jahr 1946 nach dem Zusammenbruch war ein zähes Ringen aus dem Chaos zum Wiederaufbau und zur Ordnung auf allen Gebieten, das heute 1971 durch einen hohen Lebensstandard und Wohlstand in allen Bereichen gekrönt ist.
Zum Prinz Karneval wurde Friedhelm Steinfort gewählt. Er ist seines Standes Lehrer und gehört der Jägerkompanie und dem Vorstand an. Im Südstern und der Bruderschaft ist er ein eifriger Mitarbeiter. Seine Regentschaft wurde vom Hofmarschall Christian Issel unterstützt.
Nach wie vor ist das Schützenfest (16. – 17. 5.), das gleichzeitig auch Dorfkirmes ist, die Hauptveranstaltung der Bruderschaft. Bei schönstem Wetter konnte sich der Fackelzug entfalten. Er hatte in diesem Jahr eine besondere Attraktion. Auf Einladung des residierenden Schützenkönigs Wilhelm Schumacher nahm das Fanfarencorps aus Düsseldorf Hamm, dem Heimatort der Schützenkönigin, teil. Dieser Fanfarencorps hatte schon auf der Olympiade in Tokio aufgespielt. Im Festzug marschierten auch in farbenprächtigen Uniformen die „11 Schillschen Offiziere“ der Schützenbruderschaft Bösinghoven mit, in der Sohn Hans des Schützenkönigs Mitglied ist. Die Parade vor der Kirche lockte wie alljährlich viele Zuschauer an. In Vertretung für den erkrankten Präses Herrn Pfarrer Röhre nahm Herr Pfarrverweser Grewer an allen Veranstaltungen teil. Am Montag begann nach dem Hochamt auf dem Hochstand im Garten hinter der „Dorfschenke“ der Kampf um die neue Königswürde. Am Rande des Platzregens fielen die entscheidenden Schüsse beim Schützenfest. Der neue König kam noch eben auf den Schultern seiner Getreuen trocken unter Dach und Fach. Aber die Jungschützen erwischte es. Ihr Prinzenvogel torkelte, begleitet von prasselnden Regentropfen, auf die Erde. Die Büchsen knallten schon seit 10:30 Uhr. Pfarrverweser Grewer, Präsident Theo Wirz und die alte Schützenmajestät gaben die Ehrenschüsse ab. Bis zur Mittagspause waren die Pfänder weg. Johann Baltes junior eroberte den Kopf. Bei den Jungschützen sicherten sich Peter Okon, Paul Meurer und Hans Dieter Belting die begehrten Trophäen. Endlich um 14:56 Uhr war es soweit. Der zersplitterte Torso des Königsvogel taumelte von der Stange. Willi Schmitz Mitglied der Grenadierkompanie tat den glücklichen Schuss. Der neue Schützenkönig übt seinen Beruf bei der Fa. Mannesmann aus, der in der Bruderschaft zu den treuen und stillen Mitgliedern gehört und die Bruderschaft immer unterstützt. Zusammen mit seiner Frau Agnes wird er im neuen Schützenjahr die Würde des Sermer Schützenstaates repräsentieren. Zum Hofstaat gehören Schwager Willi Sackenheim und Frau Irmgard, Manfred Merfeld und Frau Gertrud. Norbert Dornscheidt, Sohn von Peter Dornscheidt, letzter eine Säule des Sermer Karnevals, wurde neuer Prinz. Am Abend gaben die neuen Majestäten und der Prinz dem Sermer Schützenvolk den großen Krönungsball.
Zu Pfingsten (30. 5.) nahm die Bruderschaft mit Tellkompanie, Jägerkompanie und Fahne am 60.jährigen Jubiläum der Großenbaumer Schützenbruderschaft teil.
Die diesjährige Fronleichnamsprozession am 10. 6. wurde im ersten Teil als Bittprozession durchgeführt. Sie zog an der Bockumer Seite bis zum Brengershof. Auf dem Vorplatz des Wohnhauses vom Brengershof wurde die Eucharistie gefeiert. Anschließend bewegte sich die Prozession durch die Dorfstraße zur Kirche, wo, nachdem noch am Dorfkreuz ein Segen erteilt wurde, der Schlusssegen gegeben wurde. Die Blaskapelle Minderjahn aus Düsseldorf begleitete die Gesänge mit Musik.
Die Verbundenheit von Dorfgemeinschaft, Bruderschaft und dem Jubelpaar Johann Baltes und Gemahlin kam bei ihrer Diamantenen Hochzeit herzlich zum Ausdruck. Es ist nicht erinnerlich, wann es in Serm eine Diamantene Hochzeit gegeben hat. Am Donnerstag, den 18. 11. 71 feierte das Ehepaar das seltene Fest. Der Jubilar – 82 Jahre alt – wurde noch am Schützenfest 1970 für 40.jährige treue Mitgliedschaft geehrt. Er stammt aus Buchholz, kam aber schon 1903 nach Serm. Hier lernte er das Nachbarstöchterlein Sybille, geborene Titgens, im Volksmund „Et Titges Bill“ kennen und lieben. Freierszeit und Hochzeit waren noch „die gute alte Zeit von 1911“ und die Trauung erfolgte in der Pfarrmutterkirche St. Dionysius Mündelheim statt, weil Serm damals noch keine eigene Pfarrkirche hatte. Der Jubilar arbeitete zuerst bei Mannesmann und später fast drei Jahrzehnte bei der Bundesbahn. Außer der treuen Mitgliedschaft in der Bruderschaft sang der Jubilar 48 Jahre im Kirchenchor.
Das Jubelpaar und die Festgäste wurden von Reitern des Reitercorps zum Festsaal geleitet. Die Eheleute haben sechs Kinder, acht Enkel und vier Urenkel.
Das Herbstschießen fand im Lokal „Dorfschenke“ bei guter Beteiligung statt. Herbstsieger wurde Wilhelm Weitz.
Im September kam nach 10 Monate langem Aufenthalt im Huckinger St. Anna Krankenhaus Herr Bruderschaftspräses Pfarrer Röhre in die Pfarrei zurück. Leider ist er infolge eines nicht verheilten Oberschenkelhalsbruches in der Seelsorgearbeit sehr stark behindert.
Gleichzeitig nahm Herr Pfarrer i. R. Grewer von St. Peter Duisburg Hochfeld, der die Vertretung übernommen hatte, Abschied. Trotz seines hohen Alters von 79 Jahren war er noch sehr rüstig und rege in der Seelsorge. Durch seine Familienbesuche hatte er sehr schnell Kontakt mit den Pfarrangehörigen gefunden.
Den Bund fürs Leben gingen ein folgende Mitglieder: Theo Kluth mit Marianne Bünten; Hans Georg Koths mit Christel Osterfeld; Wolfgang Hochstrat mit Agnes Weitz; Hans Weitz und Renate Kulder;
So geht wiederum ein Vereinsjahr zu Ende.