Das Jahr 1979 begann für viele Schützenfamilien mit ernster Sorge. Da sich die Tarifpartner nicht über eine Lohnerhöhung bzw. Arbeitszeitverkürzung einigen konnten, kam es zu einem Streik, der erst nach 41 Tagen am 7. Januar beendet wurde. Die Gewerkschaft hat ihr Ziel, den schrittweisen Einstieg in die 35 Stunden – Woche nicht erreicht. Für die Familien der Betroffenen gab es z. T. erhebliche finanzielle Verluste.
Auch für unsere Schützenfamilie begann das Jahr mit einigen wichtigen Ereignissen. Am 6. 1. 79 fand die Jahreshauptversammlung im Saal bei Schenke statt, sie war gut besucht. Hans Benger wurde als 2. Vorsitzender wiedergewählt. Für den nach Huckingen verzogenen Ferdi Lemper, der sich nicht mehr zur Wahl stellte, wurde Josef Rubik zum 1. Schriftführer gewählt. Die Pflege und Unterbringung von vereinseigenen Geräten und Materialien übernahm Heinrich Küpper als Zeugmeister.
Zum ersten Mal wurde in diesem Jahr auch das Patronatsfest (21. 1. 79) in einem Zelt gefeiert. In der Erstellung dieses Festzeltes dokumentierte sich einmal mehr das gute Einvernehmen zwischen unserer Bruderschaft und der Karnevalsgesellschaft. Das unsere Feste auch für Festwirt, Schausteller u. s. w. interessant sind zeigt sich daran, dass sie die Mehrkosten für das Entleihen des Zeltes für eine Woche im Winter voll übernahmen.
Der äußere Ablauf des „Sebastianustages“ war der neuen Situation angepasst. Nach dem Kirchgang und dem gemeinsamen Frühstück fand eine Ehrung statt, bei der Johann Issel, Heinz und Hugo Schenke mit dem „Silbernen Verdienstkreuz“ ausgezeichnet wurden. Die Schützenbrüder Johannes Löv und Josef Rubik wurden zu Offizieren des Tambourcorps ernannt.
Beim nachmittäglichen Kaffeetrinken der Frauen hatte der Festausschuss ein buntes Programm gestaltet, das allgemein großen Beifall fand und z. T. abends beim Schützenball auf vielfachenen Wunsch wiederholt wurde.
Werner Verlage als neuer Festausschussvorsitzender fand viele helfende Hände und war zufrieden. Es gilt immer wieder neue Wege zu begehen, damit aus Stillstand nicht Rückgang wird. Das Patronatsfest hat gezeigt, dass wir auf einem richtigen Weg sind.
Am 27. 1. 79 fand an gleicher Stelle die Prinzenkürung der Karnevalsgesellschaft statt. Johannes Löv als Prinz und Friedhelm Issel als Hofmarschall waren in diesem Jahr der Mittelpunkt unseres Karnevalsfestes, das wieder viele Besucher aus nah und fern anzog.
Aus persönlichen und gesundheitlichen Gründen trat der 1. Vorsitzende unserer Bruderschaft zurück. Seit 1973 hatte er mit großem persönlichen Einsatz die Geschicke der Bruderschaft gelenkt. Ihm sei an dieser Stelle noch einmal herzlich gedankt.
In einer Mitgliederversammlung am 6. 5. 79 wurde ein Cousin des bisherigen Vorsitzenden, Johannes Issel, ins höchste Amt der Bruderschaft berufen. Er ist von Beruf Lehrer und betreibt als Hobby neben dem Schießsport vor allem die Zucht und den Wettflug von Brieftauben. Wie sehr er dem Schießsport verbunden ist, ersieht man aus zwei Tatsachen:
1. Seit vielen Jahren gehört Johannes Issel in unserer Schießgruppe zu den Besten der Diözese Essen.
2. Diese Chronik vermeldet im Jahre 1956, dass beim „Schülerschützenfest“ für die 1. – 4. Klasse (heute Grundschule) Johannes Issel Schülerprinz wurde.
Für seine neue, sicher nicht leichte Aufgabe wünschen wir Ihm Mut, Geschick und „Gottes Segen“.
Auch die Veranstaltungen unseres Schützenfestes (19.- 21.-5. 79) fanden im Festzelt am „Breitenkamp“ statt. Alles verlief in großer Harmonie und Freude. Von auswärtigen Besuchern wird vor allem die große Zahl der Aktiven in unserer Bruderschaft bewundert. Zum Ende dieses Berichtsjahres (31. 12. 79) zählt die Bruderschaft 249 Mitglieder.
Beim Vogelschießen am 21. Mai tat Bernd Schulz von der Sebastianerkompanie den glücklichen Schuss und wurde Schützenkönig 1979.
Zu seiner Königin erwählte er nach guter Tradition seine Ehefrau Angela. Den Hofstaat bildeten Angelika und Klaus Schmitz sowie Christa und Kurt Schumann. Es ist besonders erfreulich, dass nun auch aus der jüngsten Kompanie ein König hervorgegangen ist.
Bei den Jungschützen konnte Wilfried Schumacher nach hartem Kampf die höchste Würde erringen.
Wie immer so waren auch im vergangenen Jahr Freud und Leid Begleiter unserer Schützenfamilie. Durch Tod wurden vier Schützenbrüder für immer von uns getrennt: Wolfgang Knothe, Paul Peters; Theo Mertens und Johann Baltes Senior.
Die „Silberne Hochzeit“ feierten Horst Hofmann; Erwin Märkel; Friedhelm Reinhold; Werner Verlage; Theo Mieden; Martin Schulz und August Cogliatti. Ihnen und ihren Ehefrauen wurden vom Vorstand im Namen der Bruderschaft Glückwünsche und Geschenke überbracht.
Auch bei den „Grünen Hochzeiten“ von Heiner Angerhausen, Detlef Wilms, Heinz Adolf Rösel, Friedhelm Belting und Volker Steinnökel war die Bruderschaft durch Gratulanten vertreten.
Im Laufe des Vereinsjahres konnten zahlreiche Schützen für langjährige Treue geehrt werden:
50 Jahre: Johann Angerhausen; Johann Baltes; Wilhelm Issel; Hubert Küpper; Paul Peters und Theo Wirz
40 Jahre: Josef Baltes und Robert Pechan
25 Jahre: Helmut Niebuhr; Helmut Remers; Hermann Schenke und Andreas Wenders.
Bei der diesjährigen Fronleichnamsprozession (14. 6. 79) war die Beteiligung der Schützen recht gut. Dieser Umzug mit dem „Allerheiligsten“ durch die Ortschaft bietet eine gute Gelegenheit, unseren Mitbürgern zu zeigen, dass wir nicht nur dem Namen nach Christen sind. Auch in unserer Zeit darf sich christliche Tradition nicht in großen Worten erschöpfen, es sollte vielmehr unsere Aufgabe sein, Christus und den Glauben in der Welt zu bekennen.
Am Sonntag vor Fronleichnam, also am 10. 6. nahmen wir mit ca. 100 Schützenbrüdern am Festzug in Kalkum zum 550 jährigen Bestehen der dortigen Bruderschaft teil.
Beim diesjährigen Schülerschützenfest im September errang Thomas Issel die Würde des „Schülerschützenkönigs“, Sohn des ehemaligen Brudermeister Christian Issel und ein Enkel von Heinrich Issel, dem Mitbegründer der Jägerkompanie. Es ist erfreulich, dass diese alte Brauch seit einigen Jahren wieder auf gelebt ist, zeigt sich hierin doch, wie tief der Schützengedanke auch bei unserer Jugend wurzelt. Thomas Löv, ein Enkel von Johann Löv, dem Obersten im Generalstab, erwirbt sich bei der Vorbereitung und Durchführung dieses Kinderfestes große Verdienste. Die Aufsicht wird von den Schützen der Sebastianerkompanie in vorbildlicher Weise gestellt.
Neben den bisher berichteten Ereignissen aus dem Schützenleben scheinen für die Chronik besonders drei Ereignisse erwähnenswert.
1) Im Iran, dem früheren Persien, wurde Schah Reza Pahlavi gestürzt, er floh außer Landes. Aus seinem Exil in Frankreich kehrte der Ajatollah Khomeni am 1. Februar zurück. Es begann eine Welle von Verhaftungen und Hinrichtungen. Es scheint, als wollten die islamischen Führer den Staat ins Mittelalter zurückführen. Höhepunkt der für Europäer nicht begreiflichen Ausschreitungen ist die Besetzung der amerikanischen Botschaft in Teharan und die Gefangenennahme aller Botschaftsangehörigen. Man will die Auslieferung des gestürzten Schah erpressen. Wie schwer auch die Vergehen dieses Mannes gegenüber seinem Volk gewesen sein mögen, Mord und Terror sollten kein Mittel sein, um Politik zu machen.
2) Am 23. Mai wurde von der Bundesversammlung Karl Carstens zum neuen Bundespräsidenten gewählt. Er löst den bisherigen Präsidenten Walter Scheel ab, der sich in seiner Amtszeit großer Beliebtheit im ganzen Volk erfreute.
3) In den Letzten Tagen des Jahres wurde in Afghanistan, dem Nachbarstaat des Iran, mit Hilfe von Truppen der Sowjetunion ein Umsturz durchgeführt. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Krise, die den gesamten vorderen Orient erfasst, auf den Weltfrieden auswirkt.

Wie das Jahr 1978, so geht auch das Jahr 1979 für viele Schützenbrüder und ihre Familien mit ernster Sorge zu Ende. War es im Vorjahr der Streik, so ist es diesmal die schlechte Auftragslage in der Stahlindustrie. Nachdem das Großrohrwerk endgültig geschlossen ist, musste auch Mannesmann Huckingen wegen fehlender Anschlussaufträge zum Jahresende einige Wochen Kurzarbeit einführen. Wenn man auch möglichst versucht, die größten Härten abzuwenden, so bleibt es doch eine Tatsache, das viele Familien sorgenvoll in das neue Jahrzehnt gehen.