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Als am 20. Januar 1927 eine Zusammenkunft über Marktstandsfragen stattfand, kam auch der Ansporn für die Bruderschaftsbewegung wieder zur Geltung. Der 20. Januar, der ziemlich überall als Titularfest der Bruderschaften gilt, gab die Ermutigung zu der öffentlichen Frage: „Warum haben wir in Serm eigentlich noch keine St. Sebastianus-Bruderschaft?“ Diese gestellte Frage wurde nun öffentlich von allen Anwesenden ziemlich diskutiert und es kam der allgemeine Wille zum Ausdruck, daß am 6. Februar 1927 im Lokale Radmacher eine allgemeine öffentliche Versammlung stattfinden sollte. Die Vorbereitung zu dieser öffentlichen Versammlung wurde durch Josef Weitz und Johann Benger getroffen und die getroffenen Vorbereitungen hatten den schönen Erfolg, daß an dem Einberufungstag 37 Herren erschienen, sodaß gleich die Gründung der Bruderschaft vollzogen, sowie der provisorische Vorstand nebst den Offizieren gewählt wurde. Die in dieser Gründungsversammlung gestellte Frage, ob ein Schützenverein oder eine St. Sebastianus-Bruderschaft zu gründen sei, wurde, wie auch die tief religiöse Einstellung der Bewohner des Ortes wohl auch keine andere Gründung zuließ, mit der einstimmigen Erklärung abgegeben: „Wir wollen nur eine St. Sebastianus-Bruderschaft und unser Pfarrer bleibt der lebzeitige Präses der Bruderschaft.“ Die weitere Verbundenheit der Bruderschaft mit der Kirche wurde in der Gründungsversammlung durch einstimmigen Beschluß noch [CS 8] weiter bekundet, daß die kommenden Stiftungsfeste am Kirchweihsonntag stattfinden sollten, weil im Gründungsjahr unsere jetzige Kirche am Kirchweihsonntag die Weihung erhielt. Der erste gewählte Vorstand bestand aus Ludwig Heesen (Petershof), Josef Weitz, Joh. Benger, Wilh. Kluth, Heinrich Arenz und Karl Schuhmacher, Letzterer als Schriftführer, der jedoch nach einigen Wochen wegen Niederlegung des Amtes durch Franz Brors ersetzt wurde, (und) begann nun die weiteren Vorbereitungen für den Ausbau der Bruderschaft und für das erste Stiftungsfest zu treffen. Manche Fühlungnahme und auch engere Besprechungen fanden jetzt in der Wohnung von Josef Weitz in aller Stille statt.

Unterdessen wurde durch Ludwig Heesen und Johann Benger eine Werbung um weitere Mitglieder, von Haus zu Haus vorgenommen. Die stillen Vorbereitungen sowie die Werbung war unbedingt erforderlich, da außenstehende Urteile stark versuchten, die Lebensmöglichkeit der jungen Bruderschaft in Zweifel zu stellen. Auch galt es, die Schwarzseherei, die auch bei Vorstandsmitgliedern Fuß fassen wollte, rasch zu beseitigen, um nicht mit der Spitze des Vereins, beim ersten Stiftungsfest schon in drückender Stimmung zu erscheinen. Jedoch die Ruhe und der Optimismus hatten den Sieg bekommen, sodaß das erste Stiftungsfest, begünstigt durch gutes Wetter, einen sehr schönen Anfang bekam. Als am Nachmittag des ersten Stiftungsfestes der Oberst Andreas Wirtz begleitet von seinen Offizieren die junge Schützenschar mit klingendem Spiel durch den Ort führte, das war der Ort Serm dicht von Zuschauern, aus allen Richtungen kommend, gefüllt und vielen auswärtigen Zuschauern wurde durch die stramme Ordnung im Festzug gezeigt, daß die junge St. Sebastianus-Bruderschaft Serm auch einen Festzug zur Zufriedenheit ausführen konnte. Aber die Bewunderung für die junge Bruderschaft kam erst recht, als Oberst Wirz in Verbindung mit seinen Offizieren beim Krönungsball den ersten Schützenkönig Christian Issel[1] nebst seiner Braut[2] zum ersten Königstanz in Serm arrangierte.[3] Neben Bewunderung zeigte sich auch Neid, vor allem bei auswärtigen Schützenbrüdern, denn in Andreas Wirz hatten die Sermer einen [CS 9] Meister, der in Festzug und Tanzordnung durch Schneid und Intelligenz von keiner Person in den umliegenden Bruderschaften überboten werden konnte. Nach Beendigung des ersten Stiftungsfestes durften die Mitglieder der jungen Bruderschaft sagen: In Beisein des Präses, hat die junge Bruderschaft das erste Stiftungsfest in Eintracht, Harmonie und Freude erlebt und dieses Erlebnis bleibt bei den Schützenbrüdern in langer Erinnerung. Auch konnte die Schwarzseherei beerdigt werden, denn nicht nur der äußerliche Verlauf des ersten Stiftungsfestes hatte über alles Erwarten volle Befriedigung gebracht, sondern es wurde auch dem Kassierer Joh. Benger die Überschußsumme von 312 Mk überreicht.

[1]    Ermittelt auf dem Schießstand in Huckingen – siehe 1928 –

[2]    Helene Longerich

[3]    Hofstaat: Johann Peters und Frau Grete, Clemens Jägers und Frau Christine