Das Titularfest 1933 wurde wie üblich gefeiert. Der I. Vorsitzende Ludwig Heesen legte wegen seines Alters sein Amt nieder und wurde durch den II. Vorsitzenden Josef Weitz ersetzt. Ludwig Heesen wurde einstimmig, lebzeitig zum Ehrenvorsitzenden gewählt.
Die freudige Abendfeier am Titularfeste wurde durch das Nachspiel getrübt, daß nach einigen Tagen fast sämtliche Mitglieder mit ihrer ganzen Familie schwer an Grippe erkrankten. Wenn bei einzelnen Personen die tückische Krankheit lange dauerte, so wurden Gott Dank doch alle Betroffenen von dem Leiden wieder hergestellt. Der 1. Mai, der in diesem Jahre in ganz Deutschland als ein Tag der Arbeit gefeiert wurde, wurde auch von unserer Bruderschaft festlich mit begangen. War es doch ein Tag, wo die Arbeit der Faust sowie des Kopfes gänzlich gleichberechtigt, wie es das sittliche Gebot verlangt, erscheinen soll. Nicht Haßreden noch hetzerische Gesänge wie sie in sonstigen Jahren von Sozialdemokraten und deren Anhang durch Städte und Dörfer getragen wurden, war wahrzunehmen, sondern es fanden sich Menschen in ihren Berufskleidern, die im christlichen Sinne die Arbeit als eine von Gott eingesetzte Tätigkeit betrachteten. So wurde auch dann auch der Festzug am Nachmittag des 1. Mai, wo alle Berufe und Stände neben ihrer Berufskleidung auch ihre Berufsgeräte mitführten, zu einem nie vergessenen Erlebnis. An der Spitze der Bruderschaft ging der Schützenkönig begleitet von zwei Offizieren mit dem umgehängten Königssilber.
Bei sehr gutem Wetter und sehr großer Anteilnahme der ganzen Dorfbevölkerung verlief das diesjährige Schützenfest sehr freudig. Die Königswürde errang Schützenbruder Engelbert Kusen und seine Schwägerin Frl. Katharina Hassel erkor er zur Königin.[1] Für den neuen Schützenkönig Kusen war dieses Schützenfest ein doppeltes Fest, da er an diesem Tage gleichzeitig sein 30 jähriges Dienstjubiläum bei der Deutschen Reichsbahn feiern konnte. Am Königsvogelschießen beteiligten sich die Schützenbrüder so rege wie nie zuvor. Der Festzug an beiden Tagen zeigte sich durch die Beteiligung der Jungschützen sowie einer Jugendgruppe sehr wirkungsvoll. Die Kronprinzenwürde errang der Jungschütze Theodor Hassel jun. Auf den schönen Zuwachs der Jungschützen nebst der Jugendgruppe, [was] den die intensive Arbeit des Vorstandes ermöglichte, darf die Bruderschaft mit Stolz hinblicken. Der Schützenkönig 1932/33 nebst Gefolge wurden bildlich im „Schützenbruder“ gezeigt.
An dem großen Schützentreffen in Trier, das auch gleichzeitig als Wallfahrt zum hl. Rock diente, beteiligten sich von der hiesigen Bruderschaft 20 Personen. Allen Beteiligten wird diese Pilgerfahrt zum hl. Rock, sowie das [CS 19] weitere Miterleben (?) in Trier, nie mehr im Leben vergeßlich sein. Waren es doch 1800 Schützen aus Rheinland, Westfalen und dem Saargebiet, die sich in Trier sammelten, um an dieser Gnadenstätte neue Stärkung für die vorhandene schwere Zeit zu erflehen. Der Buß- und Bettag, der allgemein der Kriegerehrung dient, wurde von der Bruderschaft vollzählig miterlebt. Schützenbruder Franz Brors hielt die Gedächtnisrede und legte in seiner Ansprache die Worte zu Grunde: „Treu dem Glauben, treu dem Vaterland.“ Als Frontsoldat und Mitkämpfer des großen Weltkrieges verstand Schützenbruder Brors es, alle Gedächtnisteilnehmer auf das tiefe Herzensgebet der Frontsoldaten im Schützengraben und im stärksten Trommelfeuer hinzuweisen. Wenn der l. Gott dem Frontsoldaten, durch das aus tiefsten Männerherzen kommende Vaterunser Mut und Tapferkeit gegen die große Übermacht verlieh, so müßten auch heute wieder alle Christen im gleichen Gebetsdrang zum Himmel flehen um Mut und Kraft für die Mithilfe beim Aufbau unseres deutschen Vaterlandes zu erhalten. Am Bußtag wurde auch unser ältestes aktives Mitglied Heinrich Espey im Alter von 75 Jahren auf dem hiesigen Friedhof zur letzten Ruhe bestattet. Für seinen bewiesenen Schützengeist und die von Herzen kommende Bruderliebe möge der l. Gott ihm ein gnädiger Richter sein.
Im Benehmen mit dem Kirchenchor Cäcilia wurde ein Denkmalausschuß gebildet, mit dem Ziel, den gefallenen Helden unseres Ortes ein würdiges Denkmal zu errichten. Durch öftere Sammlungen bei alles Ortsbewohnern, sowie durch Spenden der Vereine, ist die Erstellungssumme soweit finanziert, daß das würdige Werk im Sommer 1934 zur Vollendung gelangt.
[1] Hofstaat: Josef Brors und Frau (Name nicht ermittelt), August Vollmer und Frau Anna; Kronprinz: Theodor Hassel