Nach Zulassung durch die Militärregierung hielt die Sermer Seb. Schützenbruderschaft zum ersten Mal nach dem 2. Weltkriege am 27.1.47 ihre Generalversammlung ab. Durch geheime Wahl wurde zum 1. Vorsitzenden Christ. Issel, Stellvertreter: Peter Hassel, Kassierer: Johann Benger sen., Schriftführer: Theo Wirz und zu Beisitzern: Johann Haldermann u. Theo Weitz gewählt. Der bisherige 1. Vorsitzende wurde wegen seiner Verdienste um die Bruderschaft zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Im Vereinsjahr hat der Verein eine rührige Tätigkeit entfaltet. Es wurden 4 Vorstandssitzungen u. 4 Mitgliederversammlungen abgehalten. Vertreter des Vereins nahmen am 16.7.47 an einer Bezirkstagung in Buchholz u. am 12.10.47 an einer Sitzung des Bezirks-Bruderrats im Lokale Longerich Serm teil. Die Erzbruderschaft vom hl. S ebastian hat gegenüber früher eine organisatorische Umstellung erfahren und zwar auf der Grundlage des Diözesanverbandes, der in Bezirke unterteilt ist. Wir sind dem Bezirksverband Huckingen unter Führung des Bezirksbrudermeisters Zweers unterstellt.
Auf einer Mitgliederversammlung am 27.4.47 wurde die Erhebung einer Domspende in Höhe von 1,- M pro Mitglied beschlossen. In derselben Versammlung wurde das Offizierkorps in folgender Zusammenstellung gewählt: General Anton Onnertz, Major Johann Dornscheidt, Jakob Wirz, Adjutant Johann Löv, Fahnenoffizier, Herm. Bünten Oberleutnant, als Leutnant: Josef Weiz jun., Johann Issel, Heinrich Gödden, Wilh. Sackenheim.
Das diesjährige Schützenfest wurde am 22. u. 23.6.47 abgehalten. Aus zeitbedingten Gründen konnte es nicht im früheren Rahmen durchgeführt werden. An beiden Tagen war ein Berg- und Tal-Karussel in Betrieb. Am 1. Tag fand ein Tanzvergnügen für die Allgemeinheit statt. Der 2. Tag wurde nur im Kreise der Mitglieder als geschlossene Gesellschaft gefeiert. Der letzte Schützenkönig mit seiner Gemahlin wurde im Zuge von der Wohnung zum Lokale Radmacher gebracht. Hier verlief das interne Fest recht harmonisch. Der Schützenkönig Theodor Mertens hatte kurz zuvor am 24. Mai Frl. Käthe Olbrück geheiratet. Die Bruderschaft hatte eine Abordnung zur Überbringung der Glückwünsche u. eines Geschenkes entsandt. Außer der Hochzeit des Schützenkönigs fanden noch folgende Trauungen von Mitgliedern statt: Heinrich Weitz, Heinrich Angerhausen, Hermann Höffges u. Franz Baltes.
In der Bruderschaft hat sich eine Reitergruppe gebildet. Johann Benger jun. ist Leiter dieser Gruppe.
Im verflossenen Jahr wurden tatkräftig die Wiederherstellungarbeiten an der Sermer Kirche aufgenommen, die infolge Kriegseinwirkung stark beschädigt ist. Die Ausführung erfolgt durch Firma Kiefer Duisburg.
Bei der Fronleichnamsprozession stellte das Offizierskorps in althergebrachter Weise das Ehrengeleit.
Die Hoffnungen, die auf das Vereinsjahr 1947/48 gesetzt wurden, haben sich leider nicht erfüllt. Das deutsche Volk – insbesondere die Arbeiterbevölkerung des Ruhrgebiets – leidet große Not. Vor allem inbezug auf Ernährung hat sie einen solchen Tiefstand erreicht, der das Sclimmste befürchten läßt. Alle verantwortlichen Stellen bemühen sich, um einen Zusammenbruch von unübersehbaren Folgen zu verhindern. Von den Gründen, die diesen Zustand mit herbeigeführt haben, ist auch mangelnder christlicher Brudergeist gegenüber der Not des Nächsten bei vielen Deutschen festzustellen. Möge dies ein Grund sein, den Bruderschaftsgedanken mehr als bisher zu pflegen und in tätige Hilfe umzuwandeln.