Das verflossene Vereinsjahr ist ruhig und stetig verlaufen. Auch wenn die Bruderschaft nicht oft und groß uniformiert in der Öffentlichkeit auftritt, so ist sie doch in sich fest gefügt und dient ihrer Aufgabe. Sie begleitet das Leben der Dorfgemeinschaft und ihrer Mitglieder in Freud u. Leid.

Die Jahreshauptversammlung im Januar [22.1.1961] beschließt das alte Vereinsjahr und eröffnet das neue. Am Morgen des Sebastianusfestes war Kirchgang zum gemeinsamen Meßopfer für die lebenden und verstorbenen Mitglieder der Bruderschaft. Nach dem Gottesdienst war gemeinsames Frühstück im Vereinslokal Longerich, wobei die Jubilarehrung für 25jährige Mitgliedschaft stattfand: Peter Altgassen, Hans Benger und Peter Dornscheidt gehörten der Bruderschaft 25 Jahre an.

Am Nachmittag waren die Frauen der Mitglieder zum Sebastianuskaffee mit Gesellschaftsspielen. Der Tag wurde abends mit Tanz und Verlosung beschlossen.

Am 25.2.1961 beging der geistliche Präses unserer Bruderschaft, der hochwürdige Herr Pfarrer Johann Färber, seit dem 3.4.1954 Pfarrer in Serm, sein Silbernes Priesterjubiläum. Im Festhochamt hielt der hochwürdige Herr Dechant Theisen Dbg.-Buchholz die Festpredigt. Die gesamte Pfarrgemeinde versammelte sich nachmittags im Saale Longerich zu einer eindrucksvollen weltlichen Feier, wobei die Liebe und Verehrung zum Priester zum Ausdruck kam. Die Bruderschaft hatte sich an dem Geschenk der Pfarrgemeinde für den Jubilar beteiligt.

Am „Ewigen Gebet“ beteiligte sich die Bruderschaft wie in früheren Jahren durch die Übernahme der Nachtgebetstunden.

Vom 14.-26. März 1961 wurde in der Herz-Jesu-Pfarre eine Volksmission abgehalten. Als Missionare wirkten die hochw. Pater Josef Jesper und P. Peter Wirtz aus dem Orden der Redemptoristen.

In traditioneller Weise wurde vom 6.-8.5.1961 das Schützenfest gehalten. Am Samstagabend fand ein Fackelzug durch das illuminierte Dorf statt. Der Festzug am Sonntagnachmittag mit Parade vor dem alten Schützenkönig ist noch immer Hauptanziehungspunkt des Schützenfestes. Am Montagmorgen nach dem Kirchgang versammelten sich die Schützen auf dem neuen Schießstand auf dem Hofe des Vereinslokals. Es wurde hart und zäh um die Würde des Schützenkönigs gerungen. Schützenbruder Theo Sanders errang die Würde des Schützenkönigs. Er wählte seine Gattin (lt. Königsliste: Margarete) zur Königin. Der Schützenkönig gehört dem Gärtnerstande an. Im Hofstaat waren die Mitglieder Hubert Schmitz und Gattin (lt. Königsliste: Elisabeth) sowie Wilhelm Schumacher u. Gattin (lt. Königsliste: ebenfalls Elisabeth). Am Prinzenvogel war Hansi Schumacher glücklicher Sieger (lt. Königsliste: Adjutanten Horst Hannappel und Werner Mohr).

Der 13. August 1961 war für die Deutschen diesseits und jenseits des Eisernen Vorhangs ein schicksalsschwerer Tag: Die Machthaber der Zone und des Kreml hoben die Verbindung der deutschen Brüder durch drastische Schikanen an der Zonengrenze fast völlig auf. In Berlin wurden Betonmauern und Stacheldrahtverhaue errichtet. Ostberliner durften nicht mehr in Westberlin arbeiten. Nicht nur die Bundesrepublik sondern alle Staaten und Völker der freien Welt zeigten Sympathie (für) die leidgeprüfte ehemalige Reichshauptstadt und seine Bewohner, die nun noch mehr Symbol des Kampfes um die Freiheit geworden ist.

Im Laufe des Sommers wurden die im November 1960 begonnenen Um- und Ausbauarbeiten (in der Pfarrkirche Herz-Jesu) fertiggestellt. Neue Kirchenbänke wurden aufgestellt. Über dem Altar wurde ein farbkräftiges Mosaik angebracht und am Marienaltar eine Madonna mit Kind aus der Oberammergauer Schule aufgestellt.

Sieben jüngere Schützenbrüder schlossen den Bund fürs Leben: Wenders Andreas, Onnertz Christian, Issel Christian, Johannes Pechan, Hermann Schenke, Dieter Bruns u. Heinz Wanders.

Schützenbruder Joh. Müller, Mitglied der Hubertus-Kompanie, konnte am 9.9.61 das Fest der Silbernen Hochzeit feiern.

Die Nachbarschützenbruderschaft Rahm konnte am 3.9.61 und Angermund am 10.9.61 das 450jährige Vereinsjubiläum begehen. Auf beiden Veranstaltungen war unsere Bruderschaft mit ihren Gliederungen zahlreich vertreten.

Am 9.9.1961 durcheilte eine Trauernachricht unser Dekanat. Herr Dechant Alois Theisen, Pastor der Gemeinde St. Judas Thaddäus, war plötzlich gestorben. Von 1940-45 war er Gefangener im KZ Dachau. Einfach und anspruchslos war er ein vorbildlicher Seelenhirte.

Am 11.11.1961 hat unser Vereinslokal Issel-Longerich, das bisher von dem Vereinsvorsitzenden Christian Issel geführt wurde, den Besitzer gewechselt. Nach gründlicher Renovierung wurde das Lokal vom Schützenbruder Hermann Schenke übernommen. Er führt die Gaststätte unter dem Namen Dorfschenke weiter.

Johann Baltes, treues und beliebtes Mitglied der Bruderschaft, konnte mit seiner Gemahlin Sibille [18.11.1961] das seltene Fest der Goldenen Hochzeit feiern. Die ganze Dorfgemeinde und insbesondere die Bruderschaft nahm freudigen Anteil an der Jubelfeier.

Unerwartet verstarb am 2. Dez. 1961 der Mitbegründer und 1. Chronist der Bruderschaft Johann Clouth, nachdem er am 5.8.1961 noch den Tag seines 80. Geburtstages erlebte. Fördernd hat er am Geschehen der Bruderschaft mitgewirkt. 1932 war er Schützenkönig und am 18.8.1956 konnte er das Fest der Goldenen Hochzeit begehen. Seine Gattin starb am (in der Chronik fehlt das genaue Datum, Tag und Monat sind offen gelassen) 61.

Außer diesem Tod hat die Bruderschaft des passiven Mitglieds Sebastian Benger zu beklagen.

Das Tambourkorps hielt am 17.12.61 in der Gaststätte Haus Benger eine Weihnachtsfeier.

Durch Ansiedlung wird unser Dorf immer größer. Am Westausgang des Dorfes am Lindentor ist eine Eigenheimsiedlung entstanden, die zum Teil von Werksangehörigen der Fa. Mannesmann bezogen wurden. Auch die Werkshallen schieben sich immer mehr vor.

In wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht ist ein gewisser Grad des Wohlstandes erreicht. Trotz des unheilvollen 13. August 61 sind uns Frieden und Freiheit erhalten geblieben. Wenn auch Glaube, Sitte und Heimat die unverrückbaren Ziele der Bruderschaft sind, so ist die Erhaltung des Friedens im Grunde tiefstes Anliegen der Bruderschaft. Wir wollen ihn im Sinne unseres Heiligen Vaters Papst Johannes XXIII. Pflegen und dafür besten: „Gottes Wille ist unser Friede!“