Das Leben, die Feste und Veranstaltungen in der Bruderschaft wurden im verflossenen Vereinsjahr in altgewohnter Weise fortgeführt. Sie verfügt über eine eigene Ordnung im kirchlichen und weltlichen Bereich. Zum volkstümlichen und fröhlichen Leben trägt neben der Bruderschaft in der Dorfgemeinde auch die Karnevalsgesellschaft Südstern bei. Am Vorabend der tollen Tage wurde der Ätzebär durch den Ort getrieben, dessen Strohumhüllung am Ende der Veranstaltung am Klapptor verbrannt wurde. Hauptpersonen des Karnevals 1965 waren Prinz Heinz Schenke und Carlo Cremers, beide von der Grenadierkompanie, letzterer war Hofmarschall. Mit großer Begeisterung feierte am 2.3.1965 die Schuljugend den Kinderkarneval.

Wie in den früheren Jahren hat die Bruderschaft beim Ewigen Gebet die Nachbetstunden übernommen.

Das Schützenfest [23./24.5.1965] konnte bei schönstem Frühlingswetter durchgeführt werden. 24 Stunden vor dem Besuch der englischen Königin [Elizabeth II. in Duisburg – siehe unten] gab sich Serm ein neues Königspaar. Heinrich Issel holte am Montag, 13.50 Uhr, den hölzernen Vogel von der Stange. Schützenkönigin wurde seine Ehefrau Maria geb. Boracker. Heinrich Issel war vor 30 Jahren schon einmal König der St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft Serm [hier irrte der Chronist; lt. der Sermer Königsliste war Heinrich Issel König im Jahr 1936, also 29 Jahre zuvor]. Jungschützenprinz wurde Fredi Atrops.

Am Samstagnachmittag war mit zwei Omnibussen die Weinkönigin von Offenbach an der Glan gekommen. Die Offenbacher Winzer sind den Sermern seit vielen Jahren in Freundschaft verbunden. Das Sermer Tambourkorps fährt in jedem Jahr zum Winzerfest nach Offenbach. Die Gäste von der Glan schenkten ihren Königinnen-Wein auch am Sonntag während des Festzuges aus.

Die Hubertus-Kompanie erhielt eine neue Fahne. Sie wurde im Festhochamt am Sonntagmorgen in der Sermer Pfarrkirche geweiht. Nach dem Festhochamt hielt Rektor i.R. Franz Brors bei der Kriegerehrung am Denkmal die Gedenkrede.

Am Sonntagnachmittag war der Festzug durch das Dorf und das Spielleutetreffen. Der Pokal wurde den benachbarten Spielleuten aus Mündelheim zugesprochen.

Das Vogelschießen um die Königswürde begann am Montag um 10 Uhr. Die Mittagspause wurde mit Erbensuppe-Essen ausgefüllt. Um 13.50 Uhr fiel der Königsschuß. Wenige Minuten [danach] verkündigte Ludwig Blomenkamp vom Sermer Reiterkorps hoch zu Roß die Nachricht.

Um 17.30 Uhr zeigten sich die neuen Majestäten zum ersten Mal dem Sermer Schützenvolk. Zu ihrem Hofstaat zählen der Bruder des neuen Königs und Präsident der Bruderschaft, Christian Issel mit seiner Frau Helene und das Ehepaar Heinrich und Frau Henriette Wenders, die Eltern des abgedankten Schützenkönigs. Adjutanten des Jung­schützen­prinzen Fredi Atrops waren Hans Wilhelm Meier und Johannes Issel. Den Höhepunkt des Schützenfestes bildete die Krönung des neuen Königspaares im Festsaal durch den Präsidenten der Bruderschaft. Es sei noch vermerkt, daß nach Beschluß der Jahreshauptversammlung für die Kompanie, die den Schützenkönig stellt, ein Silberpokal gestiftet wurde, der endgültig in den Besitz der Kompanie übergeht, wenn sie an drei aufeinanderfolgenden Jahren den König stellt.

Am Tage nach dem Schützenfest wurde der Besuch der englischen Königin begeistert erwartet und gefeiert. Zu Schiff kam sie von Düsseldorf an Rheinheim vorbei und ging in Ehingen an Land, um das Werk Mannesmann zu besichtigen. Die Sermer Prinzengarde beabsichtigte, auf der Höhe von Rheinheim den hohen Gast mit einem Ehrensalut aus der berühmten Karbidkanone zu begrüßen. Eine vorzeitige Meldung über diese Absicht in einer Duisburger Tageszeitung rief Bestürzung und Verwirrung im Duisburger Rathaus hervor. Weil man befürchtete, das vorgesehene Protokoll des Königinbesuches würde durch diese Ehrung verletzt, nahm man von diesem Ehrensalut Abstand. Jedoch das Sermer Tambourkorps und viele Zuschauer von nah und fern ließen es sich nicht nehmen, den hohen Gast und dessen Begleitung in Rheinheim zu begrüßen. Auch die Sermer Schuljugend mit Lehrer war vertreten.

Die Fronleichnamsprozession [17.6.1965] konnte wegen des regnerischen Wetters nicht stattfinden.

Das Schlußschießen wurde am 17.10.1965 im Vereinslokal Dorfschenke abgehalten. Herbstmeister wurde der Kompanieoffizier der Jäger Heinrich Weitz.

Den Bund fürs Leben schlossen Johann Dornscheidt und Mechthild geb. Jacobs. Das Silberne Ehejubiläum konnten Johann Schmitz und Elisabeth geb. Radmacher begehen.

Mit tiefem Schmerz muß der Chronist berichten, daß der Tod im verflossenen Jahre die Reihen der Bruderschaft stark lichtete. Die Trauer und Teilnahme waren bei den Mitgliedern besonders groß und tief, weil so viele jugendliche Mitglieder in tragischer Weise Abschied nahmen.

Heinrich Orths, Mitglied der Jägerkompanie, verstarb am 10.5.1965 im Alter von 58 Jahren. Treue und Kameradschaft in der Bruderschaft war sein eifriges Bemühen. Wie ein Schock wirkte der plötzliche Tod des 25jährigen Hans Radmacher. Als er am 28.8.1965 nach getaner Feldarbeit im Rhein bei Rheinheim ein erfrischendes Bad nahm, fand er den tückischen Tod des Ertrinkens ohne Augenzeugen. Nach 8 Tagen fand man seine Leiche bei Homberg (Niederrh.). Das Mitgefühl und der Dorfgemeinschaft und Bruderschaft war deshalb groß, weil sein Vater im zweiten Weltkrieg gefallen ist und er die einzige Stütze seiner Mutter war.

Am 28.8.1965 verstarb auch das Mitglied der Hubertuskompanie Matthias Koths im Alter von 38 Jahren. Dieser Verlust trifft die Familie schwer, weil sie drei Kinder hat. In der Bruderschaft war er sehr beliebt und war ein Förderer der Tradition und des Gemein­schaftsgeistes.

Ein großes Andenken hinterläßt auch der am 19.11.1965 verstorbene ehemalige Offizier Gerhard Höffges, der zuletzt den Rang des Oberstleutnants bekleidete. Unvergeßlich bleibt in der Bruderschaft seine würdevolle Erscheinung bei allen Veranstaltungen der Bruderschaft. Sie erinnerte an den unvergeßlichen ersten General der Bruderschaft Andreas Wirtz, der am 24.11.1943 vom Herrgott abberufen wurde.

Wie ein Schock wirkte in der Dorfgemeinschaft die Nachricht vom Verkehrstod der beiden Jungschützen Fredi Atrops und Lorenz Gödden [am 28.11.1965]. Auf der Rückfahrt von Kaiserswerth stießen sie auf der Düsseldorfer Landstraße am Froschenteich in großer Geschwindigkeit auf ein entgegenkommendes Fahrzeug. Beide fanden im jugendlichen Alter von 20 Jahren den Tod. Fredi Atrops war amtierender Kronprinz. Lorenz Gödden weilte als Angehöriger der Bundeswehr in Urlaub. Sein Sarg war mit der Flagge der Bundeswehr bedeckt. Kameraden seiner Truppeneinheit trugen ihn zu Grabe.

Am 11.12.1965 verstarb Franz Wenders im Alter von 57 Jahren, als er gerade bei seiner verheirateten Tochter in St. Hubert bei Kempen [weilte]. Er entstammte einer alten Sermer Gemüsebaufamilie. Auch der Tod des auswärtigen Mitgliedes Heinrich Winsen hat die Bruderschaft zu beklagen. Er war Besitzer der Gaststätte „Im Holzwurm“ in Ehingen und zeigte stets Interesse für die Sermer Schützenbruderschaft. Durch Gebet, Opfer und große Teilnahme bei den Beerdigungen bekundete die Bruderschaft ihre Verbundenheit mit ihren Verstorbenen. Möge sie den betroffenen Angehörigen und uns ein Trost in dem Leid sein, den ihr Abschied hinterlassen hat.

Aus Alters- und Gesundheitsgründen ist Peter Arenz als aktiver Offizier ausgeschieden. Er ist Mitbegründer unserer Bruderschaft und wurde zum Ehrenoberst ernannt.

Ein eindrucksvolles Ereignis war der Besuch des Papstes Paul VI. In New York, wo er am 4. Oktober in einer Rede vor den Vertretern der UNO einen beschwörenden Appell für den Frieden in der Welt hielt.

Das verflossene Vereinsjahr hat wiederum im Wechsel von Freund und Leid gestanden, in dem letzteres leider stark überwog. Aber auch das Leid hat in christlicher Sicht einen tiefen Sinn. Gott, der das Leben schenkt und nimmt, schickt es dem Menschen zum Prüfstein für den Himmel. Dort kann uns niemand mehr trennen.