Nach dem Jubiläumsjahr sollte das Jahr 1978 ein Jahr des ruhigen und besinnlichen Vereinsleben unserer Bruderschaft werden. Neben den üblichen d. h. in jedem Jahr wiederkehrenden Festen, war das Jubiläum unseres Tambourcorps das herausragende Ereignis des Jahres.
Auf der Jahreshauptversammlung am 8. 1. 1978 wurde Christian Issel als 1. Vorsitzender und Brudermeister wiedergewählt.
Beim traditionellem „Bastianusfest“ am 22. 1. 1978 der Bruderschaft stand der „große“ Saal bei Schenke nicht mehr zur Verfügung, da er als Ausstellungsraum vermietet wurde. Mit diesem Raum verbinden sich für viele von uns Erinnerungen an zahlreiche frohe Stunden, die nun wohl endgültig der Vergangenheit angehören. Die Schützenbrüder Peter Heesen und Theo Mertens wurden für 50-jährige, Gert Höffges und Paul Schlüssler für 25jahrige Mitgliedschaft geehrt.
Das letzte größere Fest, das im Saal gefeiert wurde, war die Prinzenkürung der KG „Südstern“ am 14.1. 78, bei der Hans Brors den „Neu-Sermer“ Hans Gerd Ibelshäuser, einem gebürtigen Buchholzer, zum diesjährigen Karnevalsprinzen ausrief. Als Hofmarschall fungierte Heinz Hannappel von der Tell-Kompanie.
Am Sonntag, dem 19. 2. 78, wurde Dr Paul Kurcz feierlich in sein Amt als neuer Pfarrer in unserer Gemeinde eingeführt. Die Bruderschaft nahm am Gottesdienst und dem anschließenden Festakt teil und wünschte dem neuen Pastor „Glück und Segen“ zu seiner neuen, sicher nicht leichten Aufgabe.
In nun schon traditioneller Form fand vom 29. 4. bis zum 1. Mai das diesjährige Schützenfest statt. Bei strahlendem Wetter verlief das Fest zur Freude aller in großer Eintracht und ohne besondere Zwischenfälle. Beim Königsvogelschießen tat Willi Hassel den glücklichen Schuss. Mit seiner Frau Marlies geb. Atrops als Königin führt er für ein Jahr die Bruderschaft.
Über seinen Königsschuss herrschte große Freude nicht nur in der Tellkompanie, die er als Hauptmann führt, in der Hörner- und Fanfarengruppe, die er seit ihrer Gründung maßgeblich mitgestaltet, sondern auch bei allen alteingesessenen Sermer Familien. Er gehört einer der wenigen Sermer Familien an, die bis heute die ursprünglich landwirtschaftliche Tradition Serms hochhalten; er unterhält einen Schweinemastbetrieb und Getreidebau. Zu seinem Hofstaat bestellte er Hans Dornscheidt mit Frau Mechthild und Alfred Gröters mit Frau Hildegard. Jungschützenprinz dieses Jahr wurde Holger Okon.
Was wären Sermer Feste ohne das Tambourcorps? Ein Jahr nach der Bruderschaft konnte am 24. September 1978 der Sermer Spielmannszug auf 50 Jahre Geschichte zurückblicken. Es mag manchen als kurze Zeit erscheinen, doch wer bedenkt, wie viele Stunden Freizeit für Proben und Auftritte geopfert werden, der wird versehen, dass die gesamte Bevölkerung des Ortes mit großer Freude und Dankbarkeit das Fest unserer Spielleute mitfeierte. Welche Beliebtheit unser Tambourcorps auch außerhalb Serms genießt, zeigt die Tatsache, dass insgesamt 6 auswärtige Musikzüge am Jubiläumsfestzug und gemeinsamen Spiel teilnahmen. Das ganze Dorf wünschte seinen Spielleuten „Glück Auf“ und „Gut Spiel“ für die zweite Hälfte des Jahrhunderts. Das Herbstschießen der Bruderschaft fand in Verbindung mit dem Jubiläum des Tambourcorps statt.
Wie immer, so wechselten auch in diesem Jahr Freud und Leid im Leben der Bruderschaft ab. Am 25. Januar starb Ewald Roßkothen von der Tellkompanie. Er hat sich große Verdienste um unsere Pfarre erworben, der er viele Jahre als Küster und Lektor diente.
Am 24. 2. 78 starb Rektor Franz Brors, ein Mitgründer unserer Bruderschaft im Alter von 81 Jahren. Mit ihm verlor die Bruderschaft und unser ganzes Dorf einen Mann, der viele Jahre und Jahrzehnte Vorbildliches geleistet hat. Neben seiner Tätigkeit als Lehrer und Ratsherr nahm er stets rege am Leben in seiner Heimatgemeinde Serm teil. Bis ins hohe Alter galt sein Interesse besonders der Geschichte unseres Dorfes; diese Chronik hat er durch 4 Jahrzehnte getreu verwaltet, sie wird die Erinnerung an ihn in uns wachhalten.
Das Fest der Goldenen Hochzeit konnten der Schützenbruder Heinrich Issel und seine Ehefrau Maria feiern. Er hat sich als Spieß beim Aufbau einer der ersten Kompanien der Bruderschaft, der Jägerkompanie, große Verdienste erworben. Sohn, Schwiegersöhne und mehrere Enkel gehören heute, da er sich aus Altersgründen etwas zurückzog, zu den Aktivsten der Bruderschaft.
Das Fest der Silberhochzeit konnten die Schützenbrüder Günter Alfter, Theo Baltes, Heinz Belting, Hans Benger, Willi Blomenkamp, Heinrich Hansen, Karl Janssen, Helmut Niebuhr und Hermann Walk mit ihren Ehefrauen feiern.
Es heirateten die Schützenbrüder Franz – Josef Baltes vom Tambourcorps; Heinz Matschk von der Sebastianerkompanie sowie Manfred Merfeld von den Grenadieren.
Am 1. Oktober nahm unsere Bruderschaft mit einer großen Abordnung am Festhochamt aus Anlass des 20jährigen Bestehens unseres Bistums und das 25jährige Bischofsjubiläums von Dr. Franz Hengsbach in der Essener Grugahalle teil.
Wenn man das Jahr 1888 als „Drei-Kaiser-Jahr“ in der deutschen Geschichte bezeichnet, so wird das Jahr 1978 als „Drei-Päpste-Jahr“ in die Geschichte der Kath. Kirche eingehen. Am 6. August starb im Alter von fast 81 Jahren Giovanni Montini. Er hatte seit dem Jahre 1963 als Papst Paul VI die katholische Kirche geleitet. Unter seinem Pontifikat war das II. Vatikanische Konzil, das so entscheidende Veränderungen brachte am 8. Dezember beendet worden.
Ihm folgte ein Mann als Papst, von dem ein neutraler Journalist sagte: „er war ein Lichtstrahl, der in unserer kalten Welt zeigte, wie man die Welt verzaubert, mit einem Lächeln!“ Doch er war wirklich nur ein Lichtstrahl, der am 28. September, schon 33 Tage nach seiner feierlichen Einsetzung wieder verlosch. Johannes Paul I war gestorben, noch bevor er die Hoffnung, die sein Lächeln hervorgerufen hatte, erfüllen konnte.
Am 16. 10. 1978 geschah dann etwas ähnliches Ungewöhnliches wie das fröhlich unbekümmerte Lächeln des Luciani-Papstes.
Mit Karol Wojtyla, dem Kardinal von Krakau, wurde nach 455 Jahren ein Nicht-Italiener zum Bischof von Rom und damit zum Oberhaupt der Kath. Kirche gewählt. Er nahm den Namen Johannes Paul II an, einen Namen, der wie ein Programm, wie ein Versprechen wirkt.
Das Jahr 1978 endete für viele Familien unseres Ortes mit großen Sorgen. Die Industriegewerkschaft Metall und die Arbeitgeberverbände konnten beim Aushandeln eines neuen Tarifvertrages keine Einigung erzielen. Seit über einen Monat wird in mehreren Stahlbetrieben gestreikt. Auch viele Schützenbrüder und ihre Familien sind betroffen.
Aus Altersgründen trat im abgelaufenen Vereinsjahr der langjährige General Jakob Wirz von seinem Posten zurück. Seit 1956 hat er diese hohe Würde in der Bruderschaft treu und mit hohem persönlichen Einsatz verwaltet. Seiner Verdienste und Erfahrungen wegen wurde er zum „Ehrenmitglied“ des Vorstandes ernannt. Schon sein Vater, Andreas Wirz, hatte den Generalposten in der Sermer Bruderschaft bekleidet, ein Beweis dafür, wie die Schützentradition in den Sermer Familien die Generationen überdauert.
Gleiches gilt auch von der Familie seines Nachfolgers, Heinrich Weitz. Sein Vater, Josef Weitz, der aus Düsseldorf Hamm nach Serm gekommen war, hat in den schwersten Zeiten seit Bestehen unserer Bruderschaft von 1933 bis 1947 das Amt des Vorsitzenden verwaltet. Als Brudergeist sich nicht in rauschenden Festen bewies, sondern z. B. darin, den „Brüdern“ ein Päckchen an die Kriegsfront zu senden oder öffentlich seinen christlichen Glauben zu bekennen, als dazu noch wirklich Mut gehörte, war es sicher nicht besonders „nützlich“, Vorsitzender eines kirchlichen Vereins zu sein.
Da mehrere Söhne, Brüder und Neffen des neuen Generals unserer Bruderschaft angehören, er selbst aus der großen Jägerkompanie kommt uns sein Adjutant Willi Blomenkamp aus der Edelweißkompanie, kann sich Heinrich Weitz auf eine große „Hausmacht“ stützen. Mit Humor und Geschick wird er seine neue Aufgabe meistern, „Glück auf“!