Das Bruderschaftsjahr begann traditionsgemäß mit dem Patronatsfest im Janu­ar. Der äußere Ablauf wurde geändert, da man dieses Fest der Schützenfamilie möglichst vielen ermöglichen wollte. Am Samstag, d. 17.1.1981, war ein Fest­ball, bei dem wir in froher Runde im Festzelt beisammen waren. Das Festzelt war sehr gut besucht und blieb es bis zum frühen Morgen, da der Sonntag doch für viele ein „arbeitsfreier Tag“ ist. Am Sonntag beim Festgottesdienst hörten wir ein Referat zum Thema „Sebastianus als Vorbild des christlichen Schützenbruders“. Gerade in unserer modernen, mate­rialistisch denkenden Zeit und auch, ja sogar besonders in einem traditionell christli­chen Männerverein sollte das Leben dieses frühchristlichen Märtyrers Vorbild und Ideal sein. Das gemeinsame Frühstück und der nachmittägliche Frauenkaffee rundeten das Fest ab. Es herrschte allge­mein die Mei­nung, daß das Patronatsfest beim neuen zeitlichen Ablauf sehr an Anziehungskraft ge­wonnen habe.

Eine Woche später am 24. und 25. Januar feierte die Karnevalsgesellschaft „Süd­stern“ ein närrisches, 33-jähriges Jubiläum. Am Samstag wurde zur Freude des ganzen Dorfes Schützenbruder Peter Dornscheidt zum „Jubiläumsprinzen“ gekürt. Er wählte seinen Kom­paniechef Franz Baltes (Jägerkompanie) zum Hof­marschall. Die Karne­valsgesellschaft hat sich nach dem 2. Weltkrieg aus kleins­ten Anfängen in unserm Dorf entwickelt; sie zählt heute 200 Mitglieder, von de­nen die meisten auch Mitglied unserer Bruderschaft sind. Ihr bekanntester Ver­treter und „geistiger Vater“ ist seit ihrer Gründung Peter Dornscheidt, der trotz seiner schweren Behinderung (Beinamputation) stets mit großem Eifer die Belan­ge des alten Brauchtums „Fastelovend“ vertritt. Das närrische Treiben erreicht jährlich beim Sonntagszug seinen Höhepunkt, der weit über die Grenzen der Stadt Aufmerksamkeit findet. Bei der „Jubiläumsmatinee“ am Sonntag, d. 25. Ja­nuar, waren unsere Bruderschaft, die übrigen Sermer Vereine und alle Duisbur­ger Karnevalsgesellschaften als Gratulanten vertreten.

Wie das Patronatsfest, so hatte die Bruderschaft auch das Schützenfest in sei­nem zeitli­chen Ablauf geändert. Bereits am Freitag, d. 22. Mai, begann das Fest und es endete am Sonntagabend mit dem Krönungsball des neuen Königs. Alle Veran­staltungen waren im Grunde um einen Tag vorverlegt und das Fest hatte sich im Um­fang also nicht verändert. Der Gedanke war, daß mehr Schützenbrü­der mit ihren Frauen am Samstag oder Sonntag Gelegenheit zum Ausgehen ha­ben als am Montag. Wenn auch der Verlauf und Besuch des Festes vollkommen „normal“ und harmonisch war, ist es Chronistenpflicht auch kritische Stimmen zu vermelden, die lieber zur traditionellen Form zurückkehren möchten.

Beim Umzug am Freitagabend fand der „Große Zapfenstreich“ auf dem Kirch­vorplatz statt. Am Samstag, nach dem Gottesdienst, sprach Pfarrer Dr. Kurcz bei der Kranzniederle­gung am Ehrenmal aufrüttelnde Worte über Sinn und Unsinn des Krieges. Am Nachmittag bei großen Festzug zeigte sich Hans-Otto Lemke mit seiner Königin noch einmal seinem Schützenvolk, das zu seiner Ehre eine große Parade am Kirchplatz abhielt. Am Sonntag, das war wohl die wichtigste Änderung, fand das Vogelschießen statt. Nach langem zähen Kampf tat Helmut Okon von der Edelweißkompanie den glücklichen Schuß und wurde un­ser neuer Schützenkönig. Er gehört seit Jahren zu den stillen aber treuen Mitgliedern und auch seine 5 Söhne sind aktive Schützenbrüder. So wollte es ein glücklicher Zufall, daß Harald Okon es seinem Vater gleichtat und Jungschützenprinz wurde. Es ist dies das zweite Mal, daß Vater und Sohn gemeinsam regieren (Anm. des Chronisten: [Johann und Johannes Löv] 1962)! Königin war Frau Thea Okon, den Hofstaat bildeten Margot und Karl Hallmann, sowie Hetti und Hans Männchen. Mit großer Freude und Harmonie fanden der Festzug und der abendliche Krönungsball mit der feierlichen Proklamation statt. Während des Schützenfestes wurden die Grenadiere Ludwig Heesen und Friedhelm Steinfort für ihre 25-jährige Mitgliedschaft geehrt.

Beim Herbstschießen im Oktober wurden zunächst die bes­ten Schützen der verschiedenen Kompanien ermittelt. Dann fand ein End­kampf statt, den Hans-Georg Koths als Herbstmeister für sich entschied. Bei den Jungschützen siegte Michael Alf­ter.

An Jubiläen, Sitzungen und Beratungen im Bereich unserer Diözese Essen nahm unsere Bruderschaft durch den Vorstand bzw. Abordnungen teil. Bei der Begrüßung des Weihbi­schofs Angerhausen zur Einweihung des neuen Altars und bei der Fron­leichnahmsprozession zeigten wir deutlich unsere Verbundenheit mit unserer Sermer Pfarrkirche.

Die Schützenbrüder Josef Weitz, Theo Schlüßler, Ludwig Blomenkamp, Adolf Rö­sel und Hans Block feierten mit ihren Ehefrauen das Fest der Silber­hochzeit.

Herbert Schenke heiratete Elisabeth Hansen und Wilfried Rösel gab Annegret Verlage das „Ja-Wort“.

Die Mitgliederzahl unserer Bruderschaft blieb nahezu unverändert. Der Tod hat die beiden Schützenbrüder Peter Heesen und Peter Rösel für immer von uns getrennt. Sie waren seit den Gründerjahren stets treue und eifrige Mitglieder, de­ren wir in Liebe und Dank­barkeit gedenken.

Die durch das „2. Vatikanische Konzil“ eingeleitete Reform der Liturgie in der ka­tholischen Kirche hatte u.a. auch sehr praktische Auswirkungen. Der Altar in unserer Kirche mußte so aufgestellt werden, daß der Priester die heilige Messe den Gläubigen zugewandt feiern kann. Beim Abbau des alten Hochaltars hatten die das Mauerwerk umgebenden Mar­morplatten Schäden davongetragen, die einen Wiederaufbau un­möglich machten.

Nachdem für mehrere Jahre ein provisorischer Holzaltar benutzt worden war, konn­ten wir am 15. März 1981 mit großer Freude die feierliche Konsekration un­seres neuen Altares miterleben. Klaus Iserlohe, ein bekannter Meister der sakra­len Kunst aus Aachen, hat un­serer Gemeinde ein neues Zentrum, ein neues Herz, geschaffen. Als Material wurde Hohen­felser Zähbasalt verwendet, ein Lavage­stein, das in der Gegend von Mayen in der Eifel ge­brochen wird. Der massive Unterbau mit der Altarplatte wiegt etwa 15 Zentner. Als Zentral­motiv wählte der Künstler das „gebrochene Herz- Jesu“, aus dem Ströme des Lebens täglich in die Gemeinde fließen. Mit dem neuen Altar wurde auch der gesamte Chorraum neu gestaltet. Die alten, z.T. schon sehr verwitterten Bodenplatten wurden entfernt, der Boden isoliert und mit neuen Platten aus Mayener Basalt neu belegt. Die Funktion der früheren Kanzel hat in unserer Zeit ein Ambo, ein Lesepult. Aus Teilen der alten Kommunionbank, die ebenfalls durch Reformen ihre Aufgabe verloren hatte, gestaltete unser Schützenbruder Carlo Cremers den Unterbau, Klaus Iserlohe die Buchablage. Es ist erwähnenswert, daß Carlo Cremers in der Werkstatt unseres Schützenbruders Clemens Jägers gelernt hat. In dieser Werkstatt wurde die alte Kommunionbank gestaltet und der Pfarrkirche gestif­tet. Nun, viele Jahre später, wurde sie neu geformt und erfüllt nun wieder eine wichtige Aufgabe im Gottesdienst. Das Taufbecken, das ebenfalls vor Jahren der Kir­che geschenkt worden war und seitdem ein Schattendasein im Hintergrund der Kirche geführt hatte, wurde, da es materialgleich mit Altar, Ambo und Boden ist, mit in den Chorraum einbezogen. Die drei tragenden Säulen des Glaubens, Verkündigung des Wortes, Taufe und Eucharistiefeier haben in unserer Sermer Kirche neue und würdige Stätten gefunden.

Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang die Installierung einer Lautspre­cheranlage in der Kirche, die Renovierung der Kirchenfenster und die Neugestal­tung des Kirchvor­platzes. Die Fenster sind vor 24 Jahren u.a. auch von unserer Bruderschaft ge­stiftet worden (Randnotiz: Vergl. 1957). Wahrscheinlich aus Kostengründen sind die Rahmen sei­nerzeit nicht verzinkt worden. Der Rost drückte die Bleiverglasung so stark nach innen, daß bereits einige Scheiben ge­sprungen waren. Nun, nach Entros­tung, Reinigung des Glases und Neuverblei­ung leuchten die Fenster wieder in alter Schönheit.

Über die Grenzen unseres Dorfes hinweg gibt es für das vergangene Jahr sehr wenig Gu­tes zu berichten. So gefährdeten Gewalt und Terrorismus häufig die Hoff­nung der Men­schen. Anwar el-Sadat, der Präsident Ägyptens, der für seine Bemü­hungen um den Frieden im Nahen Osten mit dem Friedensnobelpreis aus­gezeichnet worden war, wurde das Opfer politischer Fanatiker. Aus den weiteren Attentaten ragen die auf den amerikanischen Prä­sidenten Reagan und auf das Oberhaupt der Kirche Papst Johannes Paul heraus. Wie groß muß der Haß in ei­nem Menschen sein, um auf einen Friedensmahner und von aller Welt geliebten Mann lebensgefährliche Schüsse abzugeben?

Sechzehn Monate, seit August 1980, haben die Arbeiter in Polen einen zähen und verzweifelten Kampf um Dinge geführt, die uns allen als selbstverständlich gelten. Am 13. Dezember wurde mit brutaler Gewalt dem Streben nach Freiheit ein Ende gesetzt. Bei uns sind die Gewerkschaften und Arbeiterverbände Pfeiler, auf denen unser demo­kratischer Staat ruht; dort, wo angeblich Staaten der Arbei­ter und Bauern sind, werden ihnen die einfachsten Menschenrechte durch Hunger und Waffengewalt vorenthalten.

Auch in unserem Wirtschaftsleben war mehr Schatten als Licht. Die Auftrags­lage führte zu Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit. Der Stand der Technik gefährdet viele Arbeitsplätze, da eine Maschine heute in Minuten das leistet, wozu früher hunderte Menschen Tage benötig­ten.

Zum Ende des Jahres 1981 gab es in der Bundesrepublik über 1,7 Millionen Arbeitslose, davon allein ½ Million in Nordrhein-Westfalen. Neben der drohen­den Arbeitslosigkeit ist es die allgemeine Teuerung, die viele Schützenbrüder sorgenvoll in die Zukunft blicken läßt.