Der Volksmund sagt: „An St. Sebastian fangen die Bäume zu saften an!“ Wie in der Natur sich das Leben zu entfalten beginnt, so eröffnet der Sebastianustag alljährlich in aller Stille das Vereinsleben des Jahres. So war es auch am Patronatsfest am 21.1.52. Im feierlichen Hochamt waren die Mitglieder beim Hl. Opfer für die Lebenden und Toten vereint. Die Frauen erfreuten sich nachmittags bei Kaffee und Kuchen mit nachfolgendem Preiskegeln. Bei eifrigen Wettkampf führten die Mitglieder ein Preisschießen durch. Abends wurde im trauten Kreise der Bruderschaft das Tanzbein geschwungen. Durch eine Verlosung konnten viele teils wertvolle Preise verteilt werden. Der Hauptpreis war eine eiserne Feldegge.
Wie kaum in früheren Jahren wurde mit großer Prunkentfaltung von jung und alt im Dorf Fastnachten (so im Original) gefeiert. Viele Gäste von auswärts waren herbeigeeilt, um die originellen Wagen und Gruppen zu sehen. Einige Wagen haben am Fastnachtsmontag am Duisburger Karnevalszug teilgenommen, die dort eine gute Aufmerksamkeit weckten. Träger der Sermer Karnevalsveranstaltung ist ein eigener Verein, dessen Hauptförderer unsere Schützenbrüder Johann Löv und Peter Dornscheidt sind. Prinz Karneval war unser Schützenbruder u. Offizier Jakob Wirz. Er ist nicht nur als Offizier sondern auch als Prinz Karneval eine repräsentable Erscheinung und weiß das Narrenzepter so gut wie die Nähnadel seines Zivilberufes zu führen. Wenn die Bruderschaft sich auch nicht offiziell am Karnevalstreiben beteiligt, so begrüßt sie dennoch die Pflege des alten Brauchtums und ist durch seine Mitglieder bemüht, die gute Sitte zu erhalten, wie es Programmpunkt der Bruderschaft ist. Wir können mit Freude feststellen, daß dies in unserer Dorfgemeinschaft zutreffend ist.
Am 15.3. verstarb Ludwig Heesen, vom 1927-1933 erster Vorsitzender und bis zu seinem Tode Ehrenvorsitzender. Unter starker Beteiligung der Bruderschaft und Bevölkerung wurde er zur letzten Ruhe geleitet. In ehrenden Worten gedacht der 1. Vorsitzende Christian Issel seines Wirkens am Grabe. Anläßlich seiner Ernennung zum Ehrenvorsitzenden hat er auf Seite 17 dieser Chronik (in dieser Abschrift „Zwischenteil nach 1932“) eine besondere Würdigung erfahren.
Für die Bruderschaft ist 1952 das Jubeljahr. Umfangreiche Vorbereitungen mußten getroffen werden, um das 25jährige Jubelfest würdig zu gestalten und glatt abzuwickeln. Es wurde in den Tagen vom 17.-20.52 abgehalten. Auf dem Schulhof war ein großes Festzelt errichtet, um die 11 auswärtigen Vereine, 7 Tambourkorps und übrigen Gäste aufzunehmen. Mit einem Fackelzug, dem „Grußen Zapfenstreich“ und Festkommers wurden die feierlichen Tage eingeleitet. Nach dem Hochamte am Sonntagmorgen konnte das neugestaltete Kriegerdenkmal durch Herrn Oberbürgermeister Seeling enthüllt werden. Auf der rechten Seite des Denkmals hatten die Angehörigen Aufstellung genommen. Der Herr Oberbürgermeister legte seiner Ansprache den Gedanken zugrunde, daß ein Volk sich immer selbst ehrt, das seiner Toten gedenkt. Als die schwarzrotgoldene Hülle des Ehrenmals fiel, zeigte sich das Denkmal in neuer, eindrucksvoller Form mit den 42 Namen der Gefallenen des zweiten Weltkrieges. Außerdem gelten noch 16 Angehörige unserer Dormgemeinschaft als vermißt. Der Kirchenchor und die Schule Serm hatten zu einer tiefempfundenen Ehrung beigetragen. Eindrucksvoll war die Nennung der Namen der Gefallenen durch die Schulkinder, während die Musik das Lied vom guten Kameraden spielte. Die Gedenkrede hielt der 1. Vorsitzende des Denkmalsausschusses Schützenbruder Franz Brors. In seiner Gedenkrede wies er auf das furchtbare Zerstörungswerk des Krieges hin. Unsere Toten mahnen uns zum Frieden. Nicht unerwähnt soll bleiben, daß die Neugestaltung unseres Ehrenmals von der Bruderschaft angeregt wurde. Die Haussammlung für die Kosten des Ehrenmals ergab den Betrag von 1063,54 DM. Sie wurden in folgender Weise verausgabt: Steinmetzarbeiten für Herrn Lindemann 896,94 DM, Bildhauerhonorar für Herrn Heseding 150,- DM u. allgemeine Unkosten 16,60 DM.
Im Anschluß an die Denkmalseinweihung erfolgte im Festzelt die Jubilarehrung, die vom Bezirksbrudermeister Walter Zweers aus Buchholz vorgenommen wurde. Josef Weitz und Wilh. Kluth konnten wegen 50jähriger Zugehörigkeit zur Bruderschaft geehrt werden (allein in Serm ist das unmöglich, leider wird hierauf nicht eingegangen – vermutlich vorher in Mündelheim). 30 Mitglieder erhielten das silberne Jubilarzeichen. Unser 1. Vorsitzender Christian Issel erhielt vom Diözesanverband das silberne Verdienstabzeichen. Zur großen Freude der Mitglieder erschien zur Jubilarehrung unser früherer geistlicher Präses Herr Pfarrer Schuh.
Einen überwältigenden und unvergeßlichen Eindruck machte der Festzug am Nachmittag. Vom schönsten Wetter begünstigt, setzte sich ein Festzug in Bewegung, der Verwunderung u. Staunen bei den Zuschauern auslöste. Das Dorf bot ein Bild, daß man mit dem Dichter ausrufen möchte: „Wer zählt die Völkner, nennt die Namen, die gastlich hier zusammen kamen.“ Am Festzug nahm auch unser Diözesanpräses Dr. Louis teil, der 1930 bei der Fahnenweihe bei uns weilte.
Erstmalig konnten beim Vogelschießen wieder Kugelbüchsen verwandt werden. Schützenkönig wurde Gerhard Röckrath, Schützenkönigin seine Gattin Eva (Hofstaat: Fritz und Juliane Giesen, Theodor und Grete Sanders). Anton Rösel II. wurde Kronprinz. Um bei den Kindern den Gedanken der Schützenbruderschaft schon früh zu wecken, wurde ein Kinderschützenfest durchgeführt, die Kinder erhielten kostenlos Süßigkeiten.
Weil die Mitglieder an den Hauptfesttagen Sonntag u. Montag stark angespannt sind, fand am Dienstag im Festzelt eine gemütliche Familienfeier der Bruderschaft, bei der die Mitglieder u. Angehörigen vereint waren, statt.
Die Mündelheimer Bruderschaft, aus der die Sermer hervorgegangen ist, stiftete eine Königsplakette aus dem Jahre 1762.
Zum erstenmale seit Bestehen der Pfarrgemeinde Serm zog die Fronleichnamsprozession bis zur Autostraße Am Heidberg (heute Breitenkamp/B 288). Auch hier wurde an einem neu errichteten Altare der Segen erteilt. Wie in früheren Jahren begleiteten die Offiziere der Bruderschaft das Hochwürdigste Gut.
Um die weitere rheinische Heimal kennenzulernen, veranstalte die Bruderschaft einen zweitägigen Ausflug, der die Teilehmer ins Rhein-, Mosel- und Ahrtal führte.
Unsere Jungschützen waren auf dem Jungschützentreffen in Selbeck vertreten.
(Folgender Satz offensichtlich Nachtrag:) 29.6. Silbernes Priesterjubiläum v. Pfr. Ervens.
Das Fest der Silbernen Hochzeit beging umser 1. Vorsitzender Christian Issel. Den Ehebund schlossen Clemens Osterfeld und Robert Pechan. (Auch folgender Satz offensichtlich Nachtrag:) 4.11. verstarb ältestes Mitglied Wilh. Hassel 93 Jahre.
Wenn wir das ganze Vereinssjahr an unserem geistigen Auge vorbeiziehen lassen, so wollen wir erkennen, daß unser Heimatdorf nicht nur Wohn- und Arbeitsstätte ist, sondern eine innige Gemeinschaft der Gotteskinder auf Erden in der Kirche und der Menschenkinder in der bürgerlichen, staatlichen Gemeinschaft ist. Die Bruderschaft hat sich als Band für diese beiden Lebensbereiche erwiesen, der wir als Christen und Menschen verbunden sind.