Das Vereinsjahr beginnt mit dem Patronatsfest, das in traditioneller Weise gefeiert wird. Wenn die Arbeit in Feld und Garten ruht, können die Mitglieder der Bruderschaft recht froh das Familienfest des Winters feiern. Geschlossen begaben die Mitglieder sich zur Kirche und in einer gemeinsamen Kommunion waren sie am Tisch des Herrn versammelt. Erstmalig waren die Mitglieder nach dem Gottesdienst beim gemeinsamen Frühstück bei Longerich vereint. Zahlreich nahmen die Frauen am Nachmittagskaffee teil, an dem sich ein frohes Preiskegeln anschloß, das immer große Heiterkeit auslöste. Siegerinnen im Preiskegeln erhielten schöne Preise. Nachdem die Männer ein Preisschießen durchgeführt hatten, war man noch recht lange beim gemütlichen Tanz zusammen.

Der Mitgliederstand hat gegenüber 1953 um 4 auf 165 zugenommen. Durch den Tod schied unser Mitglied Heinrich Radmacher aus. Er gehörte eine alten Sermer Familie an und war bis vor wenigen Jahren Gastwirt der Wirtschaft „Zu den drei Linden“, in deren Saal die Feste der Bruderschaft abgehalten werden. Die Dorfgemeinschaft vernahm die schmerzliche Nachricht, daß der Ehemann von Gertrud Klucken, geb. Jägers – Heinrich Klucken – bisher vermißt, den Heldentod gefunden hat.

Kurz vor Schluß des Vereinsjahres (kurz vor Erstellung der Jahreschronik 1954 im Januar 1955 – siehe nachstehende Daten) steht die Bruderschaft an der Bahre ihres geistlichen Präses des Hochwürdigen Herrn Pfarrers Erwens. Als er am 9.1.55 Schwestern in Mündelheim Beichte hörte, wurde er vom Gehirnschlag getroffen u. ins St. Anna-Krankenhaus Huckingen gebracht, wo er am 10.1.55 starb. Pfarrer Franz Erwens wurde am 16.6.1901 in Düren geboren u. am 28.6.27 zum Priester geweiht. Seit dem 15. Okt. 50 war er Pfarrer der Herz-Jesu-Gemeinde Dsbg-Serm. Am Mittwoch, den 12. Januar, um 17 Uhr wurde der Sarg des Verstorbenen in die Pfarrkirche überführt. Offiziere der Bruderschaft hielten die Ehrenwache. Herr Dechant Theisen Buchholz hielt zum Gedächtnis des Verstorbenen mit Geistlichen der Nachbarschaft eine Andacht, an der zahlreiche Pfarrangehörige teilnahmen. Unter großer Beteiligung der Bevölkerung, zahlreicher Geistlicher mit Ehrendomkapitular Stadtechant Schwering wurde der verstorbene Pfarrer Erwens zu Grabe getragen. Auch auf diesem letzten Wege gaben Offiziere der Bruderschaft ihm das Geleit. Der Verstorbene war stets ein großer Förderer der Bruderschaft. Es lag ihm sehr am Herzen, daß das religiöse Leben in der Bruderschaft gepflegt wurde. Die Bruderschaft wird seiner im Gebete gedenken.

Schützenbruder Werner Otter ging mit Maria Peters den Bund des Lebens ein, und unser Mitglied Heinrich Winsen aus Ehingen konnte die Silberne Hochzeit feiern.

Wenn die Bruderschaft selbst auch keine Karnevalsveranstaltung durchführt, so begrüßt und fördert sie dennoch ein schönen Fastnachtsfest, weil hier uraltes Brauchtum gefördert wird. Viele Bruderschaftsmitglieder sind unter den Veranstaltern des Sermer Karnevals und besonders des Zuges. So wurde auch in diesem Jahr Karneval recht zünftig gefeiert. Seine Durchführung lag in den bewährten Händen des Elferrats vom Südstern. Am Sonntagnachmittag war unter Mitwirkung von auswärtigen Karnevalsgesellschaften Auferstehungsfeier des Hoppeditz, und der anschließende Karnevalszug hatte eine große Zahl schaulustiger Besucher aus der Umgegend herbeigelockt. Die Prunksitzung mit Prinzenkürung fand am 7.11.54 im Saale Radmacher statt. Zum neuen Prinzen 1954/55 wurde Waldemar Kamp – Waldemar I. genannt. Als Marschall hat er seinen Freund Joh. Baltes erkoren.

Am Sonntag, den 4. Juli, fand die alljährliche Ausflugsfahrt statt, sie führte in diesem Jahre nach Bacharach.

Das Hauptereignis des Jahres war das Schützenfest vom 22.-14. Mai 54. Es wurde im Festzelt durchgeführt. Am Morgen war Totenehrung am Kriegerehrenmal mit Ansprache und Kranzniederlegung. Den Meisterschuß tat unser junges Mitglied Josef Baltes. Der Hofstaat setzte sich zusammen wie folgt: Schützenkönig Josef Baltes und Frau (Marianne), Joh. Baltes und Frau (Hilde) u. Anton Rösel und Frau (Regine). Kronprinz war Dieter Bruns.

Erstmalig konnten 46 Schützen mit neuen Uniformen antreten. Von der Jungschützen erschienen 14 in eigener Uniform. Die Jungschützen wählten Wilhelm Hassel als Junschützenführer. Hermann Schenke war stellvertretender Jungschützenführer. In diesem Jahre konnten 10 Jubilare wegen 25jähriger Zugehörigkeit zur Bruderschaft geehrte werden. Es waren dies folgende Schützenbrüder: 1. Angerhausen Johann, 2. Baltes Joh., 3. Bönten Heinrich, 4. Hassel Wilhelm, 5. Issel Wilh., 6. Küpper Hubert, 7. Küpper Wilh., 8. Peters Paul, 9. Radmacher Johann, 10. Wirz Theo.

Mit starker Beteiligung nahm die Bruderschaft mit Reitercorps am 525jährigen Jubiläum der Kalkumer Bruderschaft teil.

(Einschub:) Beteiligung an Fronleichnamsprozession wie in früheren Jahren.

Ein besonderes Ereignis war die Einholung der Madonna von Fatima in unsere Pfarrkirche. Mit PKW war sie von Bissingheim nach Serm geholt worden. Am Sportplatz holten sie Sermer und Mündelheimer Pfarrangehörige ab. Jungschützen und Mitglieder des Tambourkorps trugen die Madonna durchs Dorf Serm. Patres begleiteten die Madonna. Nach dem Einzug der Madonna in die Kirche war diese bald überfüllt, Gebete u. eine Predigt wurden durch eine Lautsprecheranlage auch auf den Vorplatz der Kirche übertragen. Während der ganzen Nacht riß der Strom der Beter nicht ab. Nachts um 12 Uhr kamen die Mündelheimer Schützen. Am anderen Tag verehrte eine Huckinger Prozession die Gottesmutter. (Leider fehlen die Daten. Es handelt sich offensichtlich um die Station der Rundfahrt einer Nachbildung der Madonnen-Statue aus Fatima, die, ausgehend vom Kölner Dom im Mai 1954, 300 Kirchen im Erzbistum umfaßte.)

Am Sonntag, den 28. Nov., war im Jugendheim ein Einkehrtag für Männer, und am 5.12.54 ein solcher für Frauen.

Die Sermer Bruderschaft schloß sich am Stadtverband der Duisburg-Hamborner Bürgerschützenvereine und Bruderschaften an. Durch diesen Zusammenschluß soll der Schützengedanke eine stärkere Förderung erfahren.

Vom Wirtschaftsjahr ist zu berichten, daß seit Jahrzehnten die Erntezeit nicht so vom Regen bedroht u. erschwert war. Seit Beginn der Getreideernte waren nur wenige regenfreie Tage. Es entstanden größere Ernteschäden, und die Bergung der Feldfrüchte u. die Bestellung der Feldfrüchte waren mühevoll.

Der Rückblick auf das verflossene Jahr zeigt, daß es wie das ganze Leben ein Wechsel von Freud und Leid, Arbeit und Feier ist. Am stärksten waren wir alle vom plötzlichen Tode unseres geistlichen Präses ergriffen. Dieses Ereignis hat in uns zwingend die Erkenntnis wachgerufen, daß wir unter Gottes Hand stehen. Wenn wir ihm weiter dienen – wie es oberstes Ziel der Bruderschaft ist – gehen wir alle mit der Bruderschaft den richtigen Weg durchs Leben bis zu dem Ziel, das Gott uns setzt.