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Das Jahr 1976 stand im Zeichen der Vorbereitung auf das bestehende Pfarr- und Schützenjubiläum. Wenn auch 50 Jahre, im Vergleich mit anderen Pfarren und Schützenbruderschaften ein relativ kurzer Zeitraum sind, so soll der Gründung der Herz Jesu Pfarre und der Bruderschaft im Jahr 1927 doch in würdiger Form gedacht werden.
Die Pfarrkirche wurde unter erheblichem Kostenaufwand (ca. 100.000 DM) neu gestrichen, die Elektroinstallation von Grund auf überholt und der Innenraum mit neuen modernen Lampen ausgestattet. Wenn auch aus finanziellen Gründen noch nicht alle Wünsche erfüllt werden konnten, so stellt sich das Gotteshaus zum Jubelfest doch in neuem Glanz dar.
Ebenfalls in den Rahmen der Vorbereitungen fiel ein Pfarrfest, das am 3. und 4. Juli rund um die Kirche gefeiert wurde. Der Veranstalter, d. h. insbesondere dem Pfarrgemeinderatsvorsitzenden und Schützenbruder August Cogliatti, war ein voller Erfolg beschieden, da durch Bombenwetter ganz Serm sich auf dem Kirchplatz traf und mitfeierte.
Erwähnt sei auch ein Weihnachtsbasar, dessen Erlös zweckgebunden für eine Kinderveranstaltung während des Pfarrjubiläums verwandt werden soll. Diese Veranstaltung wurde vom Personal und den Eltern des Kindergartens durchgeführt.
Die Bruderschaft war an den einzelnen Aktionen stets aktiv beteiligt, obwohl ein Teil der Kräfte der Vorbereitung des eigenen Festes diente.
Da naturgemäß durch Einladung von Gästen, zusätzliche Musikkapellen u. s. w. erhebliche Mehrkosten auf uns zukommen, galt es, die notwendigen Gelder aufzubringen.
Neben einem Unkostenbeitrag von 10,- DM, den jedes Mitglied zusätzlich zum Beitrag entrichtete, wurde eine Festzeitschrift erstellt, der ein Anzeigenteil angegliedert und die außerdem durch Verkauf Geld in die Kasse fließen lässt. Auch die Einladung von Gästen, Verträge mit Zeltverleih, Festwirt und Kapellen wurden vom Vorstand und Festausschuss bereits zum größten Teil erledigt.
Das übrige Vereinsjahr 1976 ging seinen traditionellem Gang. Es begann mit der Jahreshauptversammlung und dem Sebastianustag und hatte seinen Höhepunkt am Schützenfest vom 22. – 24. Mai. Am Samstag zeigten sich zum letzten Mal König Hans – Rainer Zajewski und Königin Marita, sowie Kronprinz Dieter Belting dem Schützenvolk.
Aan es auch nennen mag wie im Gründungsjahr 1927 Christian Issel zum König, es handelt sich jedoch um den Neffen des 1. Schützenkönigs, langjähriger Vorsitzender (1947 – 1970) und jetzigen Ehrenvorsitzenden. Auch der diesjährige König bekleidet, wie sein Patenonkel, das Amt des Vorsitzenden der Bruderschaft und ist seit seinem 16. Lebensjahr Schützenbruder. Zur Königin erwählte er nach guter Sermer Tradition seine Gattin Luise. Den Hofstaat bilden die Schützenbrüder Ferdi Lemper mit Frau Liesel und Willi Schmitz mit Frau Agnes. Bei den Jungschützen tat Michael Schmitz den glücklichen Schuss auf den Prinzenvogel. Auch er stammt aus einer alten Sermer Schützenfamilie, sein Vater errang beim 40. jährigen Jubiläum der Bruderschaft (1967) die Königswürde und ist Hauptmann der Hubertuskompanie und Vorstandsmitglied. Prinz Michael ist Führer der Jungschützengruppe. Beide, König und Prinz, kommen also aus dem alten Sermer Stamm, aber mit unserem Dorf ist auch unsere Bruderschaft gewachsen. Die Zahl der Schützenbrüder hat mit 230 eine Rekordhöhe erreicht; erfreulicher ist jedoch die Tatsache, das die verschiedenen Generationen, Konfessionen und politischen Ansichten im guten Brudersinn zusammenstehen. Die St. Sebastianus Bruderschaft geht zahlenmäßig stark und in sich gefestigt in die nächsten 50 Jahre.
Die Bruderschaft beteiligte sich aktiv am Leben der kath. Pfarrgemeinde. Als am 6. November Herr Weihbischof Julius Angerhausen nach Serm kam, um 40 Kindern das Sakrament der Firmung zu spenden, bildeten die Schützen mit Tambourcorps und Bläsergruppe Spalier auf dem Kirchplatz. Spontan ergriff der Bischof eines der Hörner und brachte, unter allgemeinem Beifall, tatsächlich so etwas wie ein Jagdsignal zustande.
In der Karnevalsgesellschaft „Südstern“ hatte man in diesem Jahr ebenfalls auf einen Issel gesetzt, Prinz Karneval wurde Johannes Issel von der Jägerkompanie. Mit seinem Hofmarschall Carlo Cremers, Grenadierkompanie, war er für 3 Tage Mittelpunkt unseres närrischen Dorfes. Nach Schätzungen der Polizei waren es über 20.000 Menschen, die ihnen beim Umzug am Karnevalsumzug zujubelten.
Im Jahr 1976 schlossen 5 Schützenbrüder den Bund der Ehe: Heinz Dieter Belting; Wilhelm Meier; Hans Rainer Zajewski; Hans Peter Möltgen und Norbert Dornscheidt.
Die Schützenbrüder Josef Baltes vom Tambourcorps und Franz Blomenkamp von der Tellkompanie feierten ihre Silberhochzeit.
Am 18. November 1976 feierte die Familie Baltes und mit ihr das ganze Dorf ein Fest, das in Serm bisher noch nicht dagewesen ist. Johann Baltes senior und seine Ehefrau Sybille geb. Titgens feierten das Fest der „Eisernen Hochzeit“ 1911, als es in Serm weder Kirche noch Schützenbruderschaft gab, als der 1. Weltkrieg, der heute längst vergangene Geschichte ist, noch bevorstand; als die Weltwirtschaftskrise mit einem Heer von Arbeitslosen noch in grauer Zukunft lag; als man an das „Dritte Reich“ mit seinen Schrecken nicht im Traum dachte; als Kaiser Wilhelm II deutscher Kaiser war, gaben sie sich in der Pfarrkirche in Mündelheim das „Ja“ und haben in guten und schlechten Tagen treu gehalten. Mit 5 Kindern, 8 Enkeln, 5 Urenkeln und der übrigen Verwandtschaft gratulierte auch die gesamte Sermer Bevölkerung. Möge dem Jubelpaar auch in Zukunft die Gnade bester Gesundheit beschieden sein.
Nach menschlichem Ermessen zu früh verlor die Bruderschaft drei Schützenbrüder. Anton Rösel, Manfred Zeisa und Klaus Schneppendahl wurden in noch jungen Jahre durch den Tod aus unserer Mitte gerissen.
Nach über 40.jähriger Tätigkeit mußte aus Altersgründen und wegen einer schweren Krankheit der bisherige Chronist und Mitbegründer der Bruderschaft, Herr Rektor Franz Brors sein Amt niederlegen. Ihm sei an dieser Stelle herzlich gedankt mit dem Versprechen, dass wir, die Nachfolger, dieses Dokument der Geschichte unsere Bruderschaft in seinem Sinne weiterführen werden.