Mit Mut ging es in das neue Vereinsjahr und in der Generalversammlung am Titularfest wurde…. Mit unerschütterlichem Mut traf man jetzt die Vorbereitungen für die Fahnenweihe. Sollte doch die Fahnenweihe nicht nur als seltenes Fest, sondern auch weit über den Ort Bedeutung und Anerkennung finden. Die Einladungen an 12 auswärtige Bruderschaften, wurden alle mit Erscheinen zum Jubelfeste beantwortet. Die kurz vor dem Jubelfeste einsetzende Regenperiode, drohte nicht nur alle bis ins kleinste getroffenen Vorbereitungen zu zerstören, sondern es kam in der Bruderschaft auch zur Mutlosigkeit. Jedoch ließ der Wettergott am Morgen des Jubeltages die Frühlingssonne strahlen, sodaß im reichlich geschmückten Ort überall freudige Festesstimmung eintraf. In ziemlicher Stärke erschienen alle geladenen Vereine die auch alle an der Festandacht teilnahmen. Dichtgedrängt die vielen Schützenbrüder in unserem herrlichen geschmückten Kirchlein der Festpredigt [CS 13] und Fahnenweihe wartend. Die Festpredigt hielt der Generalpräses Pfarrer Dr. Louis und die Weihe der neuen Fahne nahm Dechant Schuhmacher Mündelheim vor. Als Pate fungierte Kommerzienrat Unterberg[1] Rheinsberg und als Patin Frau Franz Heesen[2]. Der nunmehrige Festzug in riesiger Schützenzahl, der Länge nach die Hälfte des Dorfes einnehmend, nebst der sonstigen Riesenzahl an Besuchern, gab dem ruhigen Dorf Serm ein momentanes Bild, wie es der Ort noch nicht erlebt hatte. War der Festzug auf alle Zuschauer sehr wirkungsvoll, so wirkte der Moment erst recht, als in Begleitung des zahlreich am Festzug beteiligten Klerus, Kommerzienrat Unterberg 75 im Alter und auch als 75 jähriger St. Sebastianus-Bruderschaftler[3] in jugendlicher Körperform die Spitze des Vereins mit schmückte. Ferner beteiligten sich am Festzug die passiven Mitglieder Johann Brors 81 Jahre und Heinrich Espey 72 Jahre. Wie das äußerliche Motiv der neu geweihten Fahne auf alle Zuschauer ergreifenden Eindruck hinterließ, so möge auch das innere Motiv, was die Festpredigt an Bedeutung für die Fahne mit dem Bildnis eines Heiligen darstellte, lebzeitig auf alle Mitglieder der hiesigen Bruderschaft so einwirken, daß für kommende Zeiten nur das Ziel sein kann: „Zu leben, zu kämpfen, aber auch zu sterben, für Glaube, Sitte, Heimat und Vaterland.“

Beim Verlassen dieses Vereinsjahres sei erwähnt, daß die großen Anschaffungen, wie Schießstand, Gewehre, sowie Holzgewehre und Vereinsfahne, ziemlich auf die äußerst sparsame Finanzverwaltung des jeweiligen Kassierers zurück zu führen ist.

Im folgenden Königsschießen errang Johann Benger die Königswürde und seine Frau[4] war die Königin[5]. Wie der Jubeltag der Fahnenweihe, so war auch der folgende Krönungstag ein wahres Volksfest. An der Jubelfeier des 500 jährigen Bestehens der Bruderschaft in Wittlaer, sowie an der Kriegerdenkmal­einweihung in Ehingen beteiligte sich die Bruderschaft, gleichfalls am großen Schützentreffen in Viersen. Bei der Beerdigung verstorbener Mitglieder, war die Beteiligung rege. Der Sarg wird von Offizieren in Uniform getragen. Am offenen Grabe wird ein Vaterunser gebetet. Sechs Wochen nach dem Tode des Mitglieds muß eine hl. Messe bestellt sein. Ebenfalls wird seit der Gründung der Bruderschaft, vor und nach dem [CS 14] Königsschießen ein Vaterunser gebetet. So darf auch dieses Jahr durch Mut und Arbeit, getreu der großen Idee gedient zu haben, beendet werden.

[1]    Gemeint ist offensichtlich „Underberg“

[2]    Damalige Bezeichnung der Ehefrau, der Vorname ist nicht bekannt

[3]    Siehe Fußnote 1 – die Altersangaben sind so nicht nachvollziehbar

[4]    Wilhelmine

[5]    Hofstaat: Heinrich Arenz und Frl. Elisabeth Heesen, Peter Jägers und Frau Wilhelmine

die Anschaffung der Fahne beschlossen. Wegen Eingang von vier Offerten und Entwürfen wurde der Vorstand auf einstimmigen Beschluß beauftragt, die Vergebung der Fahne vorzunehmen. Nach reiflicher Ueberlegung entschied der Vorstand für den Entwurf der Firma Moersler in Bonn.