Das Bruderschaftsjahr schließt und beginnt mit dem Sebastianustag. Er ist aus dem Leben der Dorf- und Pfarrgemeinschaft nicht mehr wegzudenken. Weil die Arbeiten in Feld und Garten ruhen, wird es im Gegensatz zum Schützenfest als stilles und gemütliches Familienfest der Mitglieder und deren Angehörigen abgehalten. Am 15. Jan. 1950 wurde die Generalversammlung abgehalten. Es war ein guter Besuch und großes Interesse für die Fragen der Bruderschaft zu verzeichnen. Es wurde der erfreuliche Beschluß gefaßt, das Tambourkorps wieder ins Leben zu rufen. Am Morgen des Sebastianustages nahmen die Schützenbrüder am feierlichen Hochamt für die toten und lebenden Mitglieder der Bruderschaft teil und der gemütliche Teil fand in traditioneller Weise mit Kaffee, Preiskegeln, Preisschießen und Tanz statt.

Wie im vergangenen Jahre beteiligte sich die Bruderschaft durch Übernahme der Gebetsstunden während der Nacht am Ewigen Gebet.

Vom 13.-16. Mai wurde das Schützenfest abgehalten. Es ist das erste Schützenfest in der engeren Heimat und behält seine große Anziehungskraft. Der Kirchenchor trug weihevolle Gesänge vor, und in seiner Gedenkrede gedachte Herr Rektor Brors der großen Opfer, die trotz des tragischen Kriegsausganges niemals sinnlos und vergebens gebracht wurden, sondern immer einen wirkungsvollen Beitrag für die Idee des Friedens bedeuten. Der Schützenkönig wurde durch Armbrustschießen auf dem Sermer Sportplatz ermittelt. Die Königswürde errang Herr Erwin Steinich, der Frau Maria Funken (im Original steht aus welchen Gründen auch immer der Vorname „Franz“) zur Königin erkor (Hofstaat Gerhard und Irmgard Steinich, Engelbert und Grete Bünten). Alle Veranstaltungen fanden bei strahlendem Frühlingswetter statt.

Erstmalig veranstaltete die Bruderschaft am 1. und 2. Juli einen Gemeinschaftsausflug mit Omnibus zum Ahrtal. Auf der Hinfahrt wurden der Kölner Dom und das Bundeshaus in Bonn besichtigt.

Bei der Fronleichnamsprozession am 8.6.50 stellten Offiziere das Ehrengeleit des Hochwürdigsten Gutes.

Bruderschaftsmitglieder beteiligten sich am 10.9.50 an der Prozession nach Kevelaer. Sie war eine der letzten Amtshandlungen des bald scheidenden Pfarrers und Präses der Bruderschaft – des hochwürdigen Herrn Pfarrers Schuh. Am 13.9.50 fand die Abschiedsfeier im Saale Radmacher statt. Die starke Beteiligung zeugt von der großen Liebe und Verehrung, die er sich erworben hat. Im Jahre 1907, als die drei Ortschaften der Mutterpfarre Mündelheim, Serm und Ehingen von der industriellen Entwicklung noch nicht berührt waren, hat er unter dem hochwürdigen Herrn Pfarrer und Definitor (hier wohl i.S. eines Stellvertreters des Dechanten) Baster in Mündelheim gewirkt. Sein weiteres Lebensbild Seite 16 dieser Chronik (hier Zwischenteil nach Jahr 1932). Bei der Abschiedsfeier überreichte Herr Bezirksbrudermeister Zweers, Buchholz, im Auftrage der Erzbruderschaft vom hl. Sebastian dem Scheidenden das silberne Verdienstabzeichen.

Folgende Jungschützen nahmen am 24. Sept. 1950 an dem Jungschützentreffen in Wittlaer teil: Wanders Heinz, Pechan Johannes, Schlüßler Theo, Wilmes Ferdi, Wilmes Heinrich, Johanning (im Original ohne Vornamen), Rösel Anton und Hassel W. Belting Franz + Onnertz Christ. (die letzten beiden Namen später hinzugefügt). Führer der Gruppe war Peter Dornscheidt. Daß unsere Jungschützen ein vorzügliches Können bewiesen ist darin zu erblicken, daß die Durchschnittsleistungen die besten waren. 1. Beim Wettkampfschießen um die Bundeskette belegte Ferdi Wilmes mit 31 Ringen den 2. Platz. 2. Beim Preisschießen errang Theo Schlüßler mit 33 Ringen den 1. Preis (1 Schwein). Außerdem wurden noch mehrere Preise mit nach Serm genommen. Am Festzug nahmen noch einige inzwischen erschienene Vorstandsmitglieder teil.

Die feierliche Einführung des neuen Pfarrers – des hochwürdigen Herrn Pfr. Franz Ervens – erfolgte am 15.10.50. Er ist am 16.6.1901 in Düren (?) geboren und wurde am 28.6.27 in Köln zum Priester geweiht. Als Kaplan ist er in Much, Kaiserswerth, Morken-Harff und Köln-Stammheim tätig gewesen. Vom hochwürdigen Herrn Dechanten Albrod begleitet, wurde der neuernannte Pfarrer am Kesselsberg vom Reiterkorps der Bruderschaft abgeholt. Der feierliche Empfang erfolgte am Dorfeingang (Klapptor). In feierlicher Prozession wurde er unter zahlreicher Beteiligung seiner Confratres, der Behörden und Pfarrkinder zur Kirche geleitet, wo Herr Dechant die Einführung vornahm. An der Einführung nahmen viele Pfarrkinder aus dem bisherigen Wirkungskreis in Köln-Stammheim teil.

Im verflossenen Jahr schritten folgende Mitglieder zum Traualtar: Altgassen Engelbert, Bünten Engelbert, Blomenkamp Heinrich, Hassel Theodor, Jansen Anton, Osterfeld Wilh., Pechan Heinrich, Radmacher Josef, Rösel Anton und Gerhard Röckrath.

Am 3.1.1951 (also im Folgejahr, vor Erstellung der Jahreschronik 1950) verstarb Heinrich Wenders.

Durch den Ausbruch des Koreakrieges ist die stetige günstige Entwicklung gestört worden. Er hat eine wirtschaftliche Krise und ernstliche politische Unsicherheit hervorgerufen. Die christliche Kultur ist vom Bolschewismus bedroht. Hierin erblickt auch die Bruderschaft ihren Hauptgegner. Mit der Kraft des Gebetes und der Pflege der unbesiegbaren hohen geistigen Ideale der Bruderschaft glaubt die Erzbruderschaft die Mächte der Hölle zu bezwingen. Das verflossene „Heilige Jahr“, bei dem ein eigener Pilgerzug der historischen Schützenbruderschaften nach Rom die Verbundenheit mit dem Heiligen Vater unter Beweis stellte, bestärkt uns in diesem Glauben.

(Als Nachtrag wurde notiert, obwohl schon in der Jahreschronik 1949 ebenfalls nachgetragen) Joh. Dornscheidt war von Anfang an Offizier und nach dem 2. Weltkrieg Major.