Das verflossene Vereinsjahr ist durch einen ruhigen Ablauf gekennzeichnet. Das Leben in der Bruderschaft hat sich nur auf die Abhaltung der traditionellen Veranstaltungen beschränkt.

Mit großem Interesse und reger Teilnahme fand am 14.1.1962 die Jahreshauptversammlung statt.

Am darauffolgenden Sonntag (21.1.1962) fand das Titularfest statt mit Kirchgang am Morgen und gemeinsamen Kaffee für die Frauen am Nachmittag. Für die Herren wurde ein Preisschießen für die Vereinsmitglieder abgehalten. Am Abend war die Sebastianusfamilie bei Tanz und Verlosung gemütlich vereint.

In der harmonischen Nachbarschaft des Dorfes hielt die Karnevalsgesellschaft „Südstern“ vom 3. bis 6.3.1962 die erfolgreichen Veranstaltungen des Karnevalsfestes ab. Vorstandsmitglied der Bruderschaft und Mitglied des Reiterkorps Hermann Weitz jun. wurde als Prinz und Willi Blomenkamp – ebenfalls Mitglied des Reiterkorps – als Hofmarschall gekürt.

Wie in den früheren Jahren übernahmen beim Ewigen Gebet Bruderschaft und insbesondere das Offizierskorps den Ehrendienst und das Vorbeten in den Nachtgebetsstunden.

Nach wie vor feiert die Sermer Sebastianus-Bruderschaft ihr Schützen- und Volksfest (27.-28.5.1962) am wirklichen Kirchweihtag der Pfarrkirche Herz-Jesu am Sonntag vor Christi Himmelfahrt. Alles war auch in diesem Jahr gut vorbereitet. Während alle früheren Schützenfeste von schönstem Wetter begleitet waren, drohten schon am Nachmittag des Schützenfestes dunkle Gewitterwolken am Horizonte. Der Festzug und die Parade konnten noch mit dem „regierenden“ König Theo Sanders stattfinden, dann mußte er jedoch mit Hofstaat und Festzugsteilnehmern fluchtartig vor dem einsetzenden Sturzregen das schützende Dach des Festsaales aufsuchen. Die festliche Stimmung hat hierdurch jedoch keine Trübung erfahren. Auch das Königsvogelschießen am Montagmorgen nach dem Kirchgang mußte noch bei erheblichem Regen durchgeführt werden. Den glücklichen Siegerschuß erzielte Johann Löv, Mitglied des Offizierskorps. Die Freude in der Bruderschaft und besonders im Offizierskorps war groß, denn Johann Löv war stets ein eifriges Mitglied und Helfer bei allen Veranstaltungen der Bruderschaft. Die Freude wurde noch erhöht, als sein Sohn (lt. Liste der Sermer Schützenkönige: Johannes Löv) dem Prinzenvogel den Garaus machte und somit die Würde des Prinzen errang. Jakob Wirz und Karl Janssen mit Gattinnen bildeten den Hofstaat (lt. Liste der Sermer Schützenkönige: Königin war die Gattin des Königs, Käthe Löv, die Damen des Hofstaats waren Käthe Wirz und Sybille Janssen, Adjutanten des Prinzen waren Werner Mohr und Johann Radmacher).

Wiederum gaben Schützenkönig – angetan mit Silberkette – dem Allerheiligsten bei der Fronleichnamsprozession (21.6.1962) das Ehrengeleit.

Am 15. und 16. September beging das Tambourkorps der St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft das 35. Gründungsfest. Es war gleichzeitig das 11. Werbetreffen des Spielleuteringes „Rhein-Ruhr“. Das Tambourkorps ist mit der Bruderschaft eng verbunden. War doch die Gründung der Schützenbruderschaft 1927 gleichzeitig Anlaß zur Bildung eines eigenen Spielmannszuges, der in der Folgezeit bei allen Veranstaltungen der Bruderschaft – vor allem im Festzug – aufspielte. Nachdem im Jahre 1933 die katholischen Jugendverbände durch die nationalsozialistischen Machthaber verboten wurden, schloß das Tambourkorps   sich ganz der St.-Seb.-Bruderschaft an. Dadurch war der Fortbestand des Tambourkorps gesichert. Im Zweiten Weltkrieg verlor das Tambourkorps 7 Spielkameraden. Nach dem Kriege wurde der Spielmannszug mit jüngeren Spielern aufgefüllt und neu ausgebildet und leistet der Bruderschaft besonders bei ihrem Auftreten in der Öffentlichkeit hervorragende Dienste. Aus Dankbarkeit wird die Bruderschaft das Tambourkorps stets fördern.

Mit großen Erwartungen wurde im vergangenen Jahr das II. Vatikanische Konzil durch Papst Johannes XXIII. eröffnet (die Chronik nennt als Datum einen Tag im Dezember, tatsächlich fand die Eröffnung am 11. Oktober 1962 statt). Am Fernsehschirm erlebte man das imposante Bild der Eröffnung dieses Konzils im Petersdom. Über 2.800 Erzbischöfe und Bischöfe nahmen daran teil. Am 8. Dezember 1962 wurde die 1. Sitzungsperiode beendet. Im Jahre 1963 wird das Konzil fortgeführt.

Johann Löv – diesjähriger Schützenkönig – und Heinrich Mohr konnten das Silberene Ehejubiläum feiern. Anton Rösel und Käthe Radmacher gingen den Bund fürs Leben ein.

Am 5.11.1962 verstarb unser Mitglied Lorenz Mertens im Alter von 82 Jahren. Er war 1880 in Serm auf dem elterlichen Hof geboren. Er war der letzte Vertreter, der als Landwirt nach dem 1. Weltkrieg auch das Krautpaschgewerbe (Krautparsch?) ausübte. Es bestand darin, dass in der Krautpasch vorwiegend im Lohnauftrag aus Äpfeln und Zuckerrüben Apfel- und Rübenkraut gewonnen wurde.

Friedrich Giesen verstarb am 6.11.1962. Er war nach dem 2. Weltkrieg nach Serm gekommen und in die Bruderschaft eingetreten. Bis zu seiner Erkrankung in den letzten Jahren hat er sich durch eifrige Mitarbeit hervorgetan.

Unser Präsident Christian Issel feierte am 30.12.1962 seinen 60. Geburtstag. Seit dem 27.1.1947 führt er ununterbrochen die Bruderschaft. Zahlreiche Glückwünsche wurden ihm entgegengebracht.

Am 13.10.1962 eilte eine Schreckenskunde von Haus zu Haus. Herr Rektor Fritz Lausberg war plötzlich infolge Infarkts gestorben. Über 12 Jahre war er Lehrer, Erzieher und Leiter der katholischen Volksschule zu Serm gewesen. In seinem verantwortungsvollen Berufe war er durch Pflichttreue und Hingabe der Jugend Vorbild und der Dorf- und Pfarrgemeinschaft – insbesondere der Elternschaft – ein treuer Helfer. Eine große und tiefe Teilnahme zeugte von der Hochachtung und Verehrung für diesen Erzieher.

Weiterhin vollziehen sich große Veränderungen in der Situation des Dorfes. Siedlungen an der Nordseite des Dorfes vermehren die Einwohnerzahl, und neu errichtete Fabrikhallen beanspruchen ca. 250 ha Ackerland für die Industrie.

Während im Mittelalter die Schützenbruderschaften die Armen versorgten, die Kranken pflegten und die Toten begruben, wird diese Aufgabe heute von der staatlichen und privaten Fürsorge übernommen. Aber schon sind die Christen heute zu neuem Opfergeist aufgerufen, die Not in den Entwicklungsländern zu lindern. Die Sammlung der deutschen Katholiken „Adveniat“ zu Weihnachten erbrachte 25 Millionen DM, die Sammlung in unserer Pfarrkirche 1024 DM. Möge die Ur-Idee der Bruderschaft „Hilfe dem notleidenden Bruder“ sich auch in dieser neuen Aufgabe bewähren.