Das verflossene Vereinsjahr sowie das gesamte Leben in der Bruderschaft ist geprägt von dem überlieferten Dienst für die Gemeinschaft des Dorfes und der Kirche. Dies zeigte sich besonders bei kirchlichen Veranstaltungen und den Festen der Bruderschaft.

Auf der Generalversammlung am 13.1.1963 wurde Rück- und Vorschau auf das Vereinsleben gehalten. Die Bruderschaft verfügt über 123 Aktive, 26 Passive und 11 Jungschützen Sa: (in der Summe:) 160 Mitglieder. Heinrich Weitz und Heinz Strahtmann wurden zu Oberleutnants befördert.

Unter starker Beteiligung und herzlicher Freude begingen die Mitglieder am 20.1.1963 den Sebastianstag mit Kirchgang am Morgen und Kaffee nach dem Hochamt. Am Nachmittag war der traditionelle Kaffee und Kegeln für die Frauen und Preisschießen für die Herren. Am Abend war die ganze Schützenbruderschaft bei fröhlichem Tanz vereint.

Am Abend vor Karneval (24./25.2.1963) fand wiederum das Ätzebärtreiben statt. Zuvor war bei der Prinzenkürung der Präsident unserer Bruderschaft Christian Issel zum Prinz Karneval gekürt worden. Schützenbruder Peter Heesen übernahm das Amt des Hofmarschalls. Karneval mit seinem Umzug am Sonntag ist ein gesellschaftlicher Höhepunkt in unserem Dorf.

Bei Ewigen Gebet übernahmen während der Nachtgebetsstunden das Offizierskorps sowie die einzelnen Kompanien abwechselnd den Ehrendienst vor dem Allerheiligsten und das Vorbeten.

Am 17. März wurde erstmals in Serm ein Bruderschaftstag des Bezirksverbandes abgehalten. Cirka 200 Schützenbrüder aus Buchholz, Großenbaum, Rahm, Huckingen, Mündelheim und Serm nahmen daran teil. Eröffnet wurde dieser Tag mit einer hl. Messe und Kommunion um 8.10 Uhr. Anschließend war gemeinsames Kaffeetrinken in der Dorfschenke, wo auch die weiteren Veranstaltungen des Tages stattfanden. Herr Kaplan Wehry hielt um 10 Uhr einen Vortrag über zeitgemäße Fragen. An der weiteren Gesprächsrunde beteiligten sich der neue Generalpräses Erpenbach und unser Bezirkspräses Pastor Schaaf aus Buchholz.

Den Höhepunkt des gesamten Schützenjahres bildet in seltener Hochstimmung das Schützenfest am Sonntag und Montag vor Christi Himmelfahrt (19./20.5.1963). Zwar war die Witterung kühl und der Wind zauste an den Federbüschen, jedoch die Sonne vergoldete trotzdem zeitweise das dörfliche Volksfest. Die nach altem Brauch abgehaltenen Festzüge und Paraden am Sonntag und Montag erweisen immer noch eine große Anziehungskraft. Von nah und fern umsäumen Schaulustige die Dorfstraße, um dem abwechslungsreichen bunten Bild des Festzuges zuzuschauen, voran die Reitergruppe auf den letzten edlen Rossen unseres ehemals pferdereichen Dorfes, gefolgt von Tellkompanie, Hubertuskompanie, Jägerkompanie und Jungschützen. Die Schützenveteranen in Gehrock und Zylinder runden das Bild der Schützengeneration ab.

Am Montagmorgen nach dem gemeinsamen Kirchgang begann das Schießen um die Königs- und Prinzenwürde. Pastor Färber, der regierende Schützenkönig Johannes Löv und Schützenpräsident Christian Issel gaben die Ehrenschüsse ab. Nach und nach fielen die Pfänder. Gegen 14.15 Uhr fiel der arg zerrupfte Vogel von der Stange. Clemens Jägers, Mitglied der Jägerkompanie, hatte den glücklichen Schuß getan. Damit ging sein langgehegter Wunsch in Erfüllung. Er erkor seine Frau Käthe, geborene Voetmann, zur Königin. In den Hofstaat wurden Josef Lörks und Peter Heesen mit Gattinnen (lt. Königsliste: Regine Lörks und Anna Heesen) berufen. Ludwig Heesen wurde Prinz des Sermer Königsstaates (lt. Königsliste: Adjutanten Johann Radmacher und Horst Hannappel). Der neue Schützenkönig übt in Serm wie schon frühere Vorfahren das Schmiedehandwerk aus. Zwischen den beiden Weltkriegen übte er es vorwiegend als Huf- und Wagenschmied aus. Entsprechend der Motorisierung der Landwirtschaft mußte die Dorfschmiede sich mehr auf Schlosser- und andere Arbeiten umstellen. Beim Krönungsball am Montagabend war noch Bezirkspräses Pfarrer Schaaf, Buchholz, zu Besuch. Gegenüber dem Vereinslokal war eine kleine Kirmes aufgebaut, die zur Belustigung insbesondere der Kinder beitrug.

Zu Pfingsten 1963 durcheilte eine Trauerbotschaft die Welt. Papst Johannes XXIII. war nach schmerzlichem Leiden gestorben. In kaum fünfjähriger Amtszeit hat er sehr segensreich für die Einheit der Christen und den Frieden in der Welt gewirkt. Zum Nachfolger wurde Kardinal Montini gewählt. Er führt als 263. Nachfolger auf dem Stuhl Petri den Namen Paul VI. Papst Johannes XXIII. hatte Montini, der die Kurie und Arbeit im Staatssekretariat gut kennt, in alle Konziliarsarbeiten eingeweiht. Bei der Eröffnung der 2. Sitzungsperiode des Konzils am 29. Sept. 1963 sagte er: „Ich will die richtungsweisende Arbeit Johannes XXIII. fortsetzen.“

Am 28. und 29.9. fand im Marienwallfahrtsort Kevelaer das XI. Bundeskönigsschießen statt. Für die teilnehmenden Bruderschaften war es gleichzeitig eine Schützenpilgerfahrt zur Gottesmutter in Kevelaer. Von unserer Bruderschaft beteiligten sich cirka 60 Mitglieder. Leider wurde die Feier am Sonntag, den 29.9., durch starken Regen beeinträchtigt, so daß die Hauptveranstaltung im Freien ausfallen mußte. Papst Paul VI. hatte den in Kevelaer versammelten rund 15000 Schützenbrüdern des Zentralverbandes und etlichen Bruderschaften und Gilden aus Holland ein Telegramm übersandt. Bundeskönig wurde Heinz Brings von der Neußer Scheibenschützengesellschaft.

Im verflossenen Jahr schlossen vor dem Altare den Bund fürs Leben die Schützenbrüder Heinrich Wilms (26.3.1963), Joh. Issel (in 2. Ehe)(16.5.1963) und Gerd Höffges (Datum fehlt). Das Fest der Silbernen Hochzeit feierten Willi Issel und Peter Heesen.

Die Toten des Jahres waren Anton Rubick (19.8.1963) und Franz Belting (14.11.1963). Beide waren in echter Treue und guter Kameradschaft mit der Bruderschaft verbunden.

Rundfunk und Fernsehen versetzten am 22. Nov. 1963 mit der Meldung über die Ermordung J. F. Kennedys in einen Schock. Er war der 1. kath. Präsident der Vereinigten Staaten. Große Verehrung und tiefes Vertrauen hat er bei seinem Besuch in Deutschland geerntet. Sein größtes Verdienst erwarb er sich um die Erhaltung des Friedens mit Kuba. Die Teilnahme am tragischen Tod des Präsidenten in Deutschland war groß.

Auch des Heimganges von Altbundespräsidenten Theodor Heuß in Stuttgart gedachte das deutsche Volk in tiefer Trauer und Verehrung.

(Die Chronik des Jahres 1963 wurde Mitte Januar 1964 geschrieben. Deshalb wies der damalige Chronist auf ein Ereignis hin, dass erst im Januar 1964 stattfand:)

Die Pilgerfahrt Papst Pauls VI. vom 4.-6. Jan. 1964 ins Heilige Land war ein geschichtliches Ereignis, dessen Bedeutung für Kirche und Welt noch nicht ermessen werden kann. Erstmals seit den Tagen des Petrus schritt der 263. Nachfolger auf dem Stuhl Petri die Stationen des irdischen Lebensweges Christi ab. Höhepunkt der Pilgerreise war die Begegnung mit dem Patriarchen von Konstantinopel Athenagoras I.

Der Ablauf des Vereinsjahres beweist wiederum, daß die St. Sebastianus Schützenbruderschaft ihrer doppelten Aufgabe gerecht wurde, in der bürgerlichen Gemeinschaft Freude und Eintracht zu wecken und Gott in der Kirche zu dienen.

HINWEIS:

Der damalige Chronist verwendete oft anstelle des „und“ entweder „u.“ oder „+“. Auch waren die Datumsangaben zum Teil nur am Rand der jeweiligen Seite angegeben. Dies wurde im Sinn einer einfacheren Lesbarkeit in dieser Abschrift geändert. Diese – wie weitere Ergänzungen – sind in kursiver Schrift gedruckt. Soweit der Chronist ältere Schreibweisen (z.B. Kompagnie anstelle von Kompanie) verwendete, wurden sie ersetzt.