Das Vereinsjahr wurde am 6. 1. 73 – dem Dreikönigstag – mit der Generalversammlung und am 21. 1. 73 mit dem Patronatsfest eröffnet. Das Hauptproblem dem die Bruderschaft gegenüber stand, war die Beschaffung eines Zeltes und Zeltwirtes. Der Saal der Dorfschenke, in dem bisher das Schützenfest abgehalten wurde, steht nicht mehr zur Verfügung. Nach langwierigen und eifrigen Bemühungen, gemeinsam mit der Karnevalsgesellschaft Südstern, die vor demselben Problem stand, war es gelungen mit dem Zeltwirt Kindgen, Lintorf einen Vertrag abzuschließen, der beide Teile befriedigte. Der Zeltwirt stellt Zelt und Ausschank und andere Dienste zur Verfügung, und die Bruderschaft übernimmt Musik und erhebt Eintritt. Weil noch keine Erfahrungen über den neuerlichen Verlauf des Festes vorlagen, soll nicht unerwähnt bleiben, dass Zweifel und Hoffnungen gehegt wurden. Der Platz für Zelt und Aussteller wurde von der Firma Mannesmann zur Verfügung gestellt. Umfangreiche Hand- und Spanndienste der Mitglieder halfen den Platz zu planieren. Schausteller Nuske und andere sorgten für einen guten Kirmestrubel.

Vom 1. – 5. 3. 73 feierte der Südstern Karneval im Zelt. Er machte aus der Not eine Tugend und veranstaltete statt der drei tollen Tage fünf tolle Tage. Das Zelt war beheizt und faßte 800 Sitzplätze. Diesjähriger Prinz war Franz Baltes und Heinrich Issel Hofmarschall.

Beim Ewigen Gebet hielt die Bruderschaft die Betstunde von 18:00 bis 19:00 Uhr.

Vor dem Schützenfest musste eine schwierige Arbeit erledigt werden. Der Schießstand musste vom Hof der Dorfschenke auf den Platz am Friedhof versetzt werden. In Gemeinschaftsarbeit der Schützenbrüder wurde diese Arbeit erledigt. Hier galt es, die neueren polizeilichen Sicherungsbestimmungen über den Bau von Schießhochständern zu erfüllen.

Bruderschaftsmitglied Carlo Cremers, der als gelernter Schmied über Sachkunde verfügt, hat sich bei Erledigung dieser Arbeit besondere Verdienste erworben. Schützenbrüder von befreundeten Vereinen haben den neuen Schießstand schon sachverständig besichtigt.

Infolge der Verlegung des Kirmesplatzes zog der Festzug durch die Dorfstraße und zurück „Am Lindentor“. Hier fand auch jeweils die Parade ab. Am Sonntagmorgen nach dem Festhochamt fand die Kriegerehrung auf dem Denkmalsplatz im üblichen Rahmen statt. Am Montagmorgen nach dem Hochamt für die Lebenden und Verstorbenen war der Wettkampf um die höchsten Würden der Bruderschaft recht spannend. Sechs Schützen waren unentwegte Bewerber um die Königswürde. Die Vögel machten es den Bewerbern schwer. Sie waren aus zähem Holz. Die zerfledderten Rümpfe schluckten Schuss um Schuss ohne zu mucken. Kurz vor 14:00 Uhr entschloss man sich die Vögel zu lockern. Die Reihenfolge der Schützen wurde durch das Los bestimmt. Der Jungschützenvogel zeigte die ersten Schwächeerscheinungen. Er drehte sich ein paarmal und um 14:07 Uhr fiel er von der Stange. Der Königsvogel überlebte etwas länger. Einige Male gab es falschen Alarm. Der Vogel wackelte bedenklich, blieb aber oben. Knisternde Spannung breitete sich rings um den Schießstand aus, wo hunderte Sermer der Schlussrunde des Kampfes zusahen. Um 14:18 Uhr trat Werner Verlage an den Schießstand und tat den glücklichen Schuss. Es regnete förmlich Glückwünsche. Als erstes bekam der neue König von seiner Frau, „der neuen Königin“ einen Kuss. Um die Neuigkeit und den Namen des Königs zu verkünden, trabte Benger junior auf dem vierjährigen Wallach „Alo“ in das Dorf.

Im Festzug am Nachmittag und bei der Krönung am Abend im Festzelt zeigten sich die neuen Majestäten und der Jungschützenprinz zum ersten Mal in ihren neuen Würden dem Sermer Schützenvolk.

König: Werner Verlage und Frau

Hofstaat: Klaus Rasting und Frau

Manfred Oster und Frau

Die Jungschützenwürde fiel an Wilfried Schmitz.

Im Sommer 1973 musste sich der Präses der Bruderschaft Herr Pfarrer Röhre erneut in der orthopädischen Klinik der Universität Münster einer Oberschenkelhalsbruchoperation unterziehen. Am 19. Oktober kehrte er mit einer erfreulichen Verbesserung des Geh – und Stehvermögens zurück. Wegen der Erkrankung des Pfarrers musste die Fronleichnamsprozession ausfallen.

Am Schützenfest der St. Seb. Schützenbruderschaft Mündelheim am Sonntag, den 16.09.73 beteiligte sich unser Königspaar mit Hofstaat und einer Abordnung der Hubertuskompanie. Diese Einladung war ein Akt der Freundschaft seitens Mündelheim.

Am 9. 6. 73 vermählte sich Heinrich Küpper. Er ist Bauer auf dem Eickhof.

Das Fest der Silbernen Hochzeit begingen: 13. 5. 73 Weitz Hubert; 15. 5. 73 Bünten Hermann; 22. 11. 73 Möltgen Peter; 5. 1. 74 Weitz Hermann

Am 20. 9. 73 verstarb unser Mitglied Heinrich Strathmann. Er war 27 Jahre Mitglied und hat sich im Festausschuss, Fahnenträger – Offizier und Kassierer, Führer der Tellkompanie verdient gemacht.

Als erste Verstorbene (3. 1. 73.) wurde die Witwe Margarethe Hassel in der neu errichteten Friedhofskapelle aufgebahrt.

In der jahrhundertelangen Geschichte der Bruderschaft verspürt sie alle Höhen und Tiefen. Auch am Schluss des Vereinsjahres zeigen sich wirtschaftliche, politische und religiöse Schwierigkeiten. Sie wird davon wohl berührt; jedoch nicht erdrückt. Ihr ist besonders aufgegeben für Freude und Gemeinschaft in der Bruderschaft und im Dorfe zu sorgen, gemäß dem Dichterwort:

Tages Arbeit, abends Gäste

Saure Wochen, frohe Feste

sei dein künftig Zauberwort.