Vor 50 Jahren begann der erste Schreiber und Stifter der Bruderschaftschro­nik, Jo­hann Clouth, sein Werk mit den Worten: „Idealismus und tiefer Heimat­sinn veranlas­sen den Chronisten, der Nachwelt Aufklärung über Werden und Wirken der St. Sebas­tianus Bruderschaft zu geben!“

Dieser im Jahr 1932 geschriebene Satz hat dazu geführt, daß seit 50 Jahren die Ge­schichte unserer Bruderschaft und damit unseres Dorfes getreulich aufgezeich­net und der Nachwelt berichtet wird. Ein halbes Jahrhundert Vereinsgeschichte mögen für einen Außenstehenden nichts weiter sein als rund 170 beschriebene Blätter; in Wirk­lichkeit und für den suchenden und fragenden Leser stellen sie ein Stück „Geschichte im Kleinen“ dar. Sie zeigt die fast völlige Wandlung Serms vom „Kappes-Dorf“ (also vom rein landwirtschaftlich geprägten Ort) zum Stadtteil in bevorzugter, ländlicher Wohnlage im Süden Duisburgs. Diese Verän­derung der Bevölkerungsstruktur in Serm zeigt sich auch deutlich in unserer Bru­derschaft. Von den 264 Mitgliedern am Ende dieses Berichtsjahres ist nur noch eine Minderheit in der Landwirtschaft tätig, die Mehrheit findet ihren Broterwerb außerhalb Serms in Industrie, Handel, Verwaltung und sonstigen Berufszweigen.

Diese Chronik zeigt dem wissenden Leser auch, meist mit höflichen Worten um­schrieben, wie menschliches Streben und Irren untrennbar verbunden sind. Wie welt­anschauliche, wirtschaftliche und politische Veränderungen auch vor ei­ner christlichen Bruderschaft nicht haltmachten, sondern tief in das Vereinsleben eingriffen. Neben dem bereits erwähnten Johann Clouth war es besonders der Chronist Franz Brors, der von 1935 bis 1975 das Vereins- und Dorfleben den kommenden Generationen überlie­fert hat. Zum „goldenen Jubiläum“ dieses Bu­ches ist es unsere Pflicht, den verstorbe­nen Chronisten zu danken.

Das Bruderschaftsjahr begann mit der Jahreshauptversammlung am 9.1.1982, bei der Hans Benger als 2. Vorsitzender und Josef Rubick als 1. Schriftführer wiederge­wählt wurden. Seit Jahren bilden sie mit Johannes Issel als Brudermeis­ter und dem üb­rigen Vorstand ein bewährtes Team.

Am 23.1. und 24.1. feierten wir unser Patronatsfest, bei dem im festlichen Rahmen durch Vorstand und Generalstab Ehrungen, Auszeichnungen und Beför­derungen vor­genommen wurden. Die neue Einteilung mit dem Beginn am Sams­tagabend und dem Ausklang am Sonntagnachmittag scheint diesem Fest in der Vereinsfamilie nützlich zu sein.

Eine Woche später feierte die K.G. „Südstern“ ihre Prinzenkürung. Der Offi­zier der Jägerkompanie, Hans Hümbs, wurde Prinz Karneval 1982; zu seinem Hofmarschall wählte er Hans Dornscheidt von der Tellkompanie. Beide gehören schon seit Jahren zu den entscheidenden Leuten beim Bau der Wagen zum Ser­mer Karnevalszug und so war es kein Wunder, daß der Zug besonders prächtig wurde und die Bewunderung und das Erstaunen von vielen tausend Besuchern hervorrief.

Das Schützenfest fand vom 14. bis 16. Mai 1982 statt. Die Jahreshauptver­sammlung hat sich mehrheitlich dafür ausgesprochen, daß für die nächsten Jahre der neue Ablauf Freitag bis Sonntag beibehalten werden soll.

Am Freitagabend gedachte die Bruderschaft am Ehrenmal unserer Verstorbe­nen und der Opfer der Kriege in der Welt. Am Samstag, beim gemütlichen Bei­sammensein am Vormittag, konnten Theo Baltes, Willi Sackenheim und Karl Sänger für 40jährige Treue zur Bruderschaft geehrt werden. Für 25 Jahre Mit­gliedschaft zeichnete Johannes Issel die Schützenbrüder Friedhelm Issel, Josef Gebel und Martin Schulz aus.

Eine Ehrung besonderer Art führte dann der Ehrenkorpsführer des Tambour­korps Theo Becker durch. Die Schützenbruder Josef Baltes, Willi Osterfeld und Robert Pechan gehörten seit 50 Jahren dem Sermer Spielmannszug an. Als Kin­der entdeckten sie 1932 ihre Liebe zu Trommeln und Flöten und haben in guten und schlechten Tagen dem Tambourkorps die Treue gehalten. Wieviel Stunden Freizeit beim Spiel und Üben sie ihrem Hobby geopfert haben, könne wohl nur die Ausgezeichneten selbst beurtei­len. Die gesamte Bruderschaft dankte und gra­tulierte von Herzen.

Am Sonntag konnten sich nach langem, spannenden Schießen Willi Küpper von der Grenadierkompanie als Schützenkönig und Michael Alfter als Jungschüt­zenprinz von der Bruderschaft feiern lassen. Der Schützenkönig wählte seine Frau Marlies, geb. Schumacher, zur Königin sowie Resi und Heinz Schenke und Gisela und Hans-Peter Hilgers zum Hofstaat.

Der neue Schützenkönig ist hauptberuflich beim Erzeugergroßmarkt in Düs­seldorf beschäftigt und betreibt mit seiner Frau einen Obst- und Gemüsehandel auf dem Hof der Familie Schumacher. Die Familie der Königin gehört zum ural­ten Sermer Stamm. Ihr Name und noch mehr der Spitzname „Äster“ sind seit Ge­nerationen im Dorf be­kannt. Beim Versuch, den Namen zu erklären, kommt man natürlich zunächst auf die Idee, Schumacher mit Schuhen in Verbindung zu brin­gen. Da aber die Schumachers früher eine Stellmacherei betrieben, waren sie wohl eher Rädermacher, also Radma­cher. Eine historisch zwar nicht verbürgte, aber sehr interessante Erklärung bietet da wohl der Beiname „Äster“. Zum Ent­fernen der Äste an den gefällten Bäumen wurden früher junge kräftige Burschen aus den Dörfern in die gräflichen Wälder geholt. Später kam dem „Äster“ dann wohl auch das Schälen und Runden der Stämme zu. Einer der Vorfahren der Kö­nigin könnte diesen Nebenerwerb zum Beruf gemacht haben und so könnte aus dem Äster ein Stellmacher geworden sein. Da bis in unser Jahrhundert die Men­schen auf dem Lande fast ausschließlich Holzschuhe trugen, könnte es so gewe­sen sein, daß einer der „Ästers“ nebenbei einmal damit begann, Holzschuhe zu schnitzen. So könnte aus dem „Äster“ über den „Radmacher“ ein „Schumacher“ geworden sein, auch wenn in der heutigen Schreibweise das „h“ fehlt. Diese Er­klärung ist, wie gesagt, historisch nicht verbürgt, aber es hat ja sicher einen Grund, daß der Beiname „Äster“ in Serm bis heute einen solch guten Klang hat.

Mit dem Festzug und der Parade am Nachmittag und dem abendlichen Krö­nungsball fand ein Schützenfest seinen Abschluß, das von herrlichstem Wetter begünstigt war.

Die Tellkompanie feierte am 2.10.1982 ihr 25jähriges Bestehen. Zwar konnte die­sem Fest nicht der große Rahmen gegeben werden, doch tat dies der Freude und der Feier der Kompanie keinen Abbruch. Die „Tellemänner“, wie sie allge­mein genannt werden, gehören zu den aktivsten Kompanien. Aus ihren Reihen ging die Bläsergrup­pe hervor, die sich in den wenigen Jahren ihres Bestehens auch außerhalb unseres Dor­fes einen guten Namen erworben hat. Möge der Tell­kompanie und der Bläsergruppe gemeinsam eine gute Zukunft beschieden sein, zum Wohl unserer Bruderschaft.

Im Verlauf des Jahres heirateten die Schützenbrüder Hans-Peter Benger, Peter Fran­ken, Theo Koths und Hans-Günter Grabowski. Das Fest der Silberhochzeit konnten Franz Belting, Rolf Hillingmeier und Franz Grabowski mit ihren Ehe­frauen feiern.

An auswärtigen Festen, Empfängen und Wettbewerben nahmen jeweils Ab­ordnungen der Bruderschaft teil. So verfolgte am 17.9.1982 eine Gruppe von uns unter Füh­rung des Schützenkönigs eine Bundestagssitzung in Bonn. Die Duis­burger Bundes­tagsabgeordnete Irmgard Karwatzki hat bei ihrer Einladung wohl nicht geahnt, daß es ausgerechnet an diesem Tag zu einer sehr wichtigen Ent­scheidung kam.

Die immer größer werdenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten führten zum Bruch der Koalition aus SPD und FDP. Die FDP-Minister traten zurück und über das kon­struktive Mißtrauensvotum wurde der Bundeskanzler Schmidt (SPD) we­nige Tage später durch den Bundeskanzler Kohl (CDU) ersetzt. Ob die neue Re­gierung die großen Probleme meistern kann, ist jedoch sehr ungewiß. Zum Jah­resende sind Kurz­arbeit, Arbeitslosigkeit und die düsteren Zukunftsaussichten für unsere Jugend eine schwere Hypothek, die alle Schützenbrüder mit in das Jahr 1983 nehmen.