Wenn der Chronist aus der Vielzahl der Kompanien, Formationen und Gruppen, in die die Bruderschaft gegliedert ist, eine herausheben darf, so ist es im Jahr 1983 zweifellos die Hubertus-Kompanie. Sie stellte in diesem Jahr nicht nur den Schützenkönig, feierte ihr 25-jähriges Bestehen und war bei allen Veranstaltungen der Bruderschaft sehr aktiv; sondern sie beteiligte sich auch, und das ist in der Geschichte unserer Bruderschaft bisher einmalig, am großen „Historischen Festzug“ zum 1100-Jahr-Jubiläum unserer Heimatstadt Duisburg. Ein prächtiges Wikingerschiff, das die Schützenbrüder in Gemeinschaftsarbeit auf einen Traktoranhänger montiert hatten, fand allgemein Beachtung. Die Wa­genbauer der Karnevalsgesellschaft freuten sich, daß ihnen in unserer Hubertus­kompanie eine spürbare Hilfe erwachsen ist.

Das Jahr 1983 begann für unsere Bruderschaft mit einem Glücksfall. Aus ter­minlichen Gründen, da Karneval in diesem Jahr recht früh lag, hatten wir uns mit der KG „Südstern“ geeinigt, daß diese ihre Prinzenkürung eine Woche vor unse­rem Patronatsfest feierte. Für unsere Bruderschaft erwies sich dieser Wechsel in der Reihenfolge als Glück, denn als die Karnevalisten beginnen wollten, das Festzelt zu schmücken, stellten sie fest, daß das Dach völlig undicht war und der Regen praktisch ungehindert eindringen konnte. Alle Versuche der Zeltfirma, die undichten Nähte kurzfristig abzudichten, schlugen fehl und so fand das erste große Fest des Jahres unter einem Wald von Regenschirmen statt. Der Freude und der Stimmung tat das jedoch keinen Abbruch, als unsere Schützen­brüder Willi Schmitz (Prinz Willi III.) und Hofmarschall Willi Sackenheim den närrischen Thron bestiegen. Der Prinz war 1971 König unserer Bruderschaft (vgl. 119-120 Seite der Original-Chronik).

In der folgenden Woche wurde ein neues Zelt errichtet und so konnten wir am 22. und 23. Januar ein trockenes Patronatsfest feiern. Die Bezeichnung „trocken“ bezieht sich jedoch nur auf die Räumlichkeit, denn das Fest selbst war sehr fröh­lich, teilweise „feuchtfröhlich“. Der Terminplan hatte im Herbst das Schlußschie­ßen nicht zugelassen, und so wurde es zum Beginn des neuen Jahres durchge­führt. „Herbstmeister“ wurde bei den Schützen Heinz Hansen und bei den Jung­schützen Heinrich Weitz jun. Am Abend fand ein gut besuchter Tanzabend statt, der einen harmonischen Beginn darstellte.

Bei Gottesdienst am Sonntag hörten wir einen Vortrag zum Thema: „Der Mensch als Frage nach Gott.“ Hierbei zeigte es sich, daß ein ernstes Referat im Raum der Kirche schon aus akustischen Gründen besser ankommt als im Zelt, wo störende Geräusche durch Kellner u.s.w. kaum zu vermeiden sind.

Bei anschließenden gemütlichen Beisammensein wurden Auszeichnungen und Beförderungen vorgenommen. Karl Janssen erhielt das „Silberne Verdienstkreuz“ und Hermann Bünten, der die Bruderschaft viele Jahre zackig kommandierte, sie so erfreute und ihr diente, und der nun aus dem Generalstab ausgeschieden ist, wurde mit dem „Hohen Bruderschaftsorden“ ausgezeichnet.

Mit dem Frauenkaffee, der durch ein buntes Programm aufgelockert wurde, klang das Patronatsfest aus.

Vom 6. bis 8. Mai, noch einmal versuchsweise von Freitag bis Sonn­tag, feierten wir unser Schützenfest. Ohne einer neuen Entscheidung der Mitglie­derversammlung vorzugreifen, scheint es so, als habe sich der Versuch nicht be­währt. Am Freitagabend ist der Besuch sehr unbefriedigend, wobei insbesondere das Fehlen der Frauen auffällt.

Hatten wir am Patronatsfest noch einmal mit dem Wetter Glück gehabt, so traf es uns am Samstag des Schützenfestes umso schlimmer. Bei allem guten Willen von allen Beteiligten war der „Abschiedszug“ für das Königspaar Marlies und Willi Küpper wegen Dauerregens nicht durchzuführen. König Willi nahm es auf seine Art! Er sagte in seiner Oppumer Mundart: „Wat wels de dran don?“ und verabschiedete sich mit einer kleinen Parade am Sonntagmorgen.

Wie schon zu Beginn des Jahresberichtes erwähnt, war die Jubiläumskompa­nie mit Fortuna, der Glücksgöttin, im Bunde, als der Königsschuß fiel. Hermann Walk schaffte es, den bereits arg zerrupften Vogel endgültig zur Strecke zu brin­gen. Mit seiner Frau und Königin Marie-Luise, sowie den Hofpaaren Eva und Manfred Oster sowie Liesel und Ernst Rodewald, die ebenfalls beide der Huber­tuskompanie angehören, nahm er am Nachmittag seine große Königsparade ab.

Dieser Königshof, der ausschließlich aus sogenannten „Neu-Sermern“ besteht, zeigte wieder einmal, wie gut die Gemeinschaft von diesen mit den Sermer „Ur­gewächsen“ funktioniert und harmoniert.

Bei den Jungschützen hatte Frank Werners das Glück und die Ehre, Kronprinz zu sein; er stammt übrigens aus einer der alten Sermer Familien. (Adju­tanten waren Georg Wanders und Christof Brors). Mit dem großen Krönungsball am Abend fand ein Schützenfest seinen Abschluß, das zwar durch das unbestän­dige Wetter beeinflußt, nicht aber getrübt wurde.

Am 17. und 18. September konnten wir mit einem Herbstfest ein doppeltes Jubiläum feiern.

Vor 50 Jahren (vgl. S. 18 der Original-Chronik) berichtete der damalige Chro­nist Johann Clouth: „Der Festzug an beiden Tagen zeigte sich durch die Beteili­gung der Jungschützen sowie einer Jugendgruppe sehr wirkungsvoll. Die erste Kronprinzenwürde errang der Jungschütze Theodor Hassel jun.!“ Das bedeutet, daß die Jungschützenabteilung ihr 50-jähriges Bestehen feiert. Drei der damali­gen Gründer, nämlich Franz Baltes, Hermann Bünten und Jakob Wirz gehören noch heute der Bruderschaft an. Es sei ihnen hiermit nochmals für ein halbes Jahrhundert Treue unser aller Dank gesagt.

25 Jahre besteht die Hubertuskompanie, die sich in den letzten Jahren zahlen­mäßig zu einer der stärksten Kompanien entwickelt hat. In ihrem schmucken Uniformen mit wehenden Federbüschen sind sie stets ein Blickfang und eine Be­reicherung unserer Festzüge. Aber auch, wenn es um Zupacken bei Gemein­schaftsaufgaben geht, sind die Freunde der Jubiläumskompanie stets ansprechbar.

Die Feiern selbst zeigten, daß es z.Zt. sehr schwierig ist, ein weiteres Fest auf­zuziehen. Während beim Fest der Hubertuskompanie am Samstag der Besuch recht gut war, litt das Jubiläum der Jungschützen unter schwachem Besuch, der natürlich die Finanzierung sehr schwierig macht, da die Kosten für Musik u.s.w. ja ständig steigen.

Herbstmeister 1983 wurden Hans-Wilhelm Baltes und Jungschütze Norbert Rösel.

An den Festen und Feiern der Kirche wie der Fronleichnamsprozession und dem „Ewigen Gebet“ nahm die Bruderschaft regen Anteil.

Acht Neuaufnahmen standen 2 Sterbefälle und 2 Austritte aus der Bruder­schaft gegenüber, so daß am Jahresende die Mitgliederzahl 268 beträgt.

Unser ältester Schützenbruder, der ehemalige Schmiedemeister und Mitbe­gründer der Bruderschaft Clemens Jägers, 1963 Schützenkönig in Serm, verstarb am 11. August im Alter von 80 Jahren, nachdem er wenige Monate vorher das Fest der „Goldhochzeit“ gefeiert hatte. In noch jungen Jahren hat der Tod Paul Schüßler für immer von uns getrennt.

Vier Schützenbrüder, Alfred Gröters, Karl Hallmann, Fritz Janischewski und Otto Mehl feierten mit ihren Frauen das silberne Ehejubiläum.

Andreas Altgassen, Hans-Wilhelm Baltes, Holger Hofmann und Wilhelm Weitz schlossen den Bund der Ehe.

Zu traurigen wie frohen Festen waren Abordnungen des Vorstandes und der Kompanien vertreten.

Über die Grenzen der Bruderschaft hinaus war das vergangene Jahr weit weni­ger erfreulich. Die nach wie vor schlechten Absatzmöglichkeiten für deutsche Waren auf dem Weltmarkt lassen Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit auch weiterhin zu einem Schreckgespenst werden, das viele Familien bedroht. Auch der Regie­rungswechsel, der bei der Bundestagswahl am 6. März bestätigt wurde, hat bisher keine spürbare Verbesserung der Lage bringen können. Besonders für die junge Generation, der sich die Zukunft in düsteren Farben zeigt, mag deshalb zu Be­ginn des Jahres 1984 der alte Bergmannsgruß gelten:

„Glück auf!“