Das Vereinsjahr 1975 ist im herkömmlichen Sinne verlaufen. Im besonderen wurde das Patronatsfest wie immer kirchlich mit Festhochamt und weltlich in der Dorfschenke im traditionsgemäßen Rahmen begangen.
Aber schon im Januar am 28. 1. 75 traf die Todesnachricht über den früheren Pastor unserer Herz – Jesu – Pfarrkirche und Ehrenpräses Pfarrer in Ruhe Johannes Färber ein. Schon im Jahre 1969 war er in einem Festhochamt und einer Abschiedsfeier in der Dorfschenke verabschiedet worden. Er verbrachte den Lebensabend in Essen Fintrop, wo er im Alter von 72 Jahren verstarb. Johannes Färber wurde 1935 zum Priester geweiht und verwaltete von 1955 bis 1969 das Pfarramt Serm. Dort feierte er auch 1960 sein Silbernes Priesterjubiläum. Während seiner Amtszeit wurde auch der neue Kindergarten und das neue Pfarrhaus gebaut. Er war nicht nur als Pfarre in Serm ein großer Freund und Förderer unserer Bruderschaft sondern fühlte sich noch im Ruhestand in der St. Josefspfarre Essen Fintrop, wo er noch als Subsidiar tätig war, mit der Bruderschaft verbunden. An dem Begräbnisamt und der Beerdigung in Essen am Samstag, den 1. Februar nahm eine große Abordnung unserer Bruderschaft teil.
Am Montag, den 3. Februar waren die feierlichen Exequin in der Sermer Pfarrkirche Herz Jesu, woran sich die Bruderschaft zahlreich beteiligte.
Zwei weitere Verluste hatte die Bruderschaft durch den Tod der alten, treuen Schützenbrüder Peter Hassel, Schützenkönig 1948 und Theodor Hassel, Schützenkönig 1955. Beide waren in ihrem Beruf Gemüsegärtner und dienten der Bruderschaft in Treue und Kameradschaft.
Kaum waren die Klänge des Karnevals verklungen durcheilte eine Trauernachricht das Dorf und die Bruderschaft. Im Alter von 45 Jahren verstarb plötzlich und unerwartet Hans Otto Brors, Polizeihauptwachmeister bei der Autobahnpolizei. In der Bruderschaft, bei den übrigen Vereinen und den Kollegen der Polizei war stets ein freundlicher und hilfsbereiter Mitarbeiter. Für die Sermer Vereine hielt Schützenbruder Ferdinant Lemper die Abschiedsrede am Grabe.
Zum Danke und Anerkennung für vierzigjährige Chronistentätigkeit in der Bruderschaft erhielt Schützenbruder Franz Brors zur bleibenden Erinnerung einen Bildband „Deutschland“ geschenkt. Eine Abschrift der Chronik befindet sich im Archiv des Rathauses in Duisburg.
Schon bei der Prinzenkürung am 8. 1. 75 wurde Schützenbruder Heinz Belting zum „Südsternprinz“ gewählt. Er ist von Beruf Klempner. Als Hofmarschall begleitet ihn Günter Wewior, von Beruf Kalkulator. Die tollen Tage feiert der Sermer „Südstern“ im geheizten Festzelt am östlichen Dorfeingang. Es bietet Platz für 800 Gäste.
Am 7. 5. 75 feierte Schützenbruder und Chronist Franz Brors das Fest der „Goldenen Hochzeit“. Seine Gattin ist Gärtnerstochter aus Düsseldorf Volmerswerth. Der Jubilar ist geborener Sermer. Die Familie stammte aus der Gegend von Uerdingen. Die Vorfahren sind gegen 1750 nach der rechten Rheinseite übergesiedelt und haben 150 Jahre im Dorfe das Schmiedehandwerk in dem Hause Pechan neben der Kirche betrieben. Im Jahre 1893 kam Schmiedemeister Robert Pechan aus Reichenbach in Schlesien und kaufte und betrieb die Schmiede bis nach dem 1. Weltkriege. Der Vater des Jubilars führte bis zum 1. Weltkrieg eine Bäckerei. In sechs aufeinanderfolgenden Generationen waren Lehrervertreter in der Familie. Der Jubilar war 1956 Sermer Schützenkönig.
Zum festen Programm der Bruderschaft gehört die Teilnahme an der Fronleichnamsprozession. Sie nahm in diesem Jahr einen verkürzten Weg. Die Teilnehmer versammelten sich zur Eucharistiefeier sofort auf dem Schulhof und nach der Messe wurde der 1. Segen erteilt. Der Weg führte zurück zum Dorfkreuz wo der 2. Segen erteilt wurde, und in der Kirche war der Schlusssegen.
Zum zweite Male in der Geschichte hat die Sermer Seb. Schützenbruderschaft einen unverheirateten König: Hans Rainer Zajewski aus Ungelsheim. Zur Königin erwählte er Marita Hagemoser, Studentin an der Gesamthochschule. Es ist u. W. das erste Mal, dass eine Studentin in der Schützenhierarchie einen so hohen Rang bekleidet. Ihre Familie hat übrigens vor Jahren der Sermer Bruderschaft in Gestalt ihres Bruders den ersten ledigen Schützenkönig beschert. Im Hofstaat fungierten : Hugo Schenke u. Anneliese Blomenkamp sowie Heinz Schenke und Resi Schenke.
Jungschützenprinz wurde Dieter Belting, Sohn des derzeitigen Sermer Karnevalsprinzen. Die Verbindungen zwischen Schützen und Karneval sind in diesem Jahr besonders eng, denn auch der neue Schützenkönig gehört dem Sermer „Südstern“ an.
Das Sermer Schützenfest, regelmäßig das erste der Schützensaison, wird vom ganzen Dorf gefeiert. Vor vielen Häusern wehten die rotweißen und grün-weißen Fahnen. Das Haus des Prinzen schmückte eine große Fahne mit der Aufschrift „Kronprinz“. Nach dem Festhochamt am Sonntag und der Kriegerehrung war Festkommerz im Zelt und Ehrung der Jubilare. Nach voraufgegangenen Gottesdienst am Montag begann das Königsvogelschießen mit den Ehrenschüssen von Pfarrer Röhre und Schützenbruder Franz Brors. Bis 12:45 Uhr waren die Pfänder weg. Dann gab es Erbsensuppe. Sie wurde diesmal von den Engländern geliefert, die sonst keine Erbsensuppe in der Feldküche haben. Aber die Engländer haben ihr Bestes getan. Sie war so gut wie unsere 08/15 sagten Kenner sich befriedigend über den Bauch streichend.
Der Königsschuss fiel gegen scharfe Konkurrenz von fünf Bewerbern gegen 14:00 Uhr, der Prinzenschuss kurze Zeit später. Beim Festzug um 17:00 Uhr zeigten sich die neuen Majestäten und der Schützenprinz zum ersten Mal dem Sermer Schützenvolk. Sie fuhren in frisch restaurierten Landauer. Schützenhäupter haben ihn in Celle bei Hannover aufgetrieben und per Tieflader nach Serm geschafft. Das ließ die Sermer Wagenbastler Heinz und Hugo Schenke nicht ruhen. Sie trieben in einer alten Scheune eine gebrechliche Kutsche auf und brachten sie wieder auf „Lack“. Jetzt hat die Sermer Bruderschaft 2 Staatskutschen“. „Rennstallbesitzer“ und Reiteroberst Hans Benger stellt die Gespanne. Nach dem Festzug am Montag war Parade „Am Lindentor“ vor dem neuen Schützenkönig; anschließend Krönungsball im Festzelt mit feierlicher Proklamation des neuen Schützenkönigs.
Auf allgemeinen Wunsch veranstaltete die St. Seb. Bruderschaft mit dem Pfarrgemeinderat am 27. 9. 75 einen kulturellen Abend. Schützenbruder Franz Brors hielt einen weit ausholenden Vortrag über die Geschichte unseres Dorfes und seiner Bewohner. Zu Beginn sprach er über die Entstehung unserer Erde nach der „Kant – Laplace- Theorie. Bevor der erste Mensch unsere Heimat besiedelte, hat der Rhein mit seinen Armen kreuz und quer durchschnitten. Wie der Name Angermund sagt, floss der Rhein in früherer Zeit weiter östlich. Das heutige Holtum war eine Insel und bedeutete so viel wie Holzheim. Der Wald hatte sich sehr ausgebreitet. Die ersten Bewohner waren die Kelten.
Um Christi Geburt waren schon die Germanen am Rhein. Cäsar besetzte 5 v. Chr. Das linke Rheinufer und baute Rheinheim gegenüber das Römerkastell Geldeke (das heutige Gellep). Die älteste Urkunde vom Holtumer Hof stammt aus dem 11.Jahrhundert. Der Hof gehörte zur Walsumer und Duisburger Johanniterkommende und wurde 1803 säkularisiert. Zum „Holtumer Hof“ gehörte ursprünglich die Holtumer Mühle die ein Opfer des Krieges geworden ist.
Der älteste Hof ist der „Bürgerhof“, er wird in einer Urkunde von 1313 erwähnt als der größte Hof 639 Morgen. Er gehört zu den freien Höfen und hat ein Hofgericht. Auf dem Gut wurden früher 7 Hengste gehalten. Schon seit 250 Jahren bewohnt die Familie Blomenkamp als Pächter und Eigentümer den Hof.
Der altfränkische Rheinheimer Hof erfuhr das Schicksal aller Hochwasser. Die Siedlung war früher größer. Der Hof gehört dem Stifte Gerresheim. Ritter von Rheinheim werden in vielen Urkunden genannt z. B. 1072. Nach volksmündlicher Überlieferung hatte Rheinheim ein Schloss, das bei Veränderung des Rheins mit anderen Höfen und Häusern verschwand. Der Hof brannte 1764 ab. Sein Aufbau kostete 1232 Reichstaler. Der Stiftshof Rheinheim wurde bei Aufhebung des Stiftes 1803 säkularisiert. 1923 erfolgte in Rheinheim ein Raubüberfall, bei dem ein Räuber getötet wurde.
Der Eickhof Serm 21 galt seit jeher im Volksmund als der bedeutenste Hof auch Brockerhof genannt. Er war Zehnthof des Landesherrn. Noch heute ist die Zehntscheune auf dem Hof vorhanden. Auf dem Hof war früher eine Schnapsbrennerei und Krautpresse. Der Hof hat in früheren Kriegen und,Hochwasser viel an Elend, Raub, Plünderungen und Einquartierungen erleiden müssen. Hinter dem Eickhof sind gefallene österreichische und französische Soldaten, die am 6. September 1795 beim Rheinübergang der Franzosen in Uerdingen und Eichelskamp auf das rechte Rheinufer kamen.
Noch im 17. Jahrhundert zog man an der Südseite Serm einen guten und sauren Landwein. Es gab 4 Krautpressen für Äpfel und Zuckerrüben. 1905 wurde der Ringofen erbaut der in einem Feldbrandofen 200 m östlich einen Vorgänger hatte. Wilhelm Hansen und Peter Hassel, beide aus Düsseldorf Hamm, begründeten den Sermer Gemüsebau.
Am 25. 10. 75 wurde unter starker Beteiligung das Herbstschießen abgehalten. Im vorigen Jahr hatte Schützenbruder August Cogliatti einen Siegerpokal gestiftet, ihn errang Herbstmeister 1974 Heribert Weitz.
In diesem Jahr wurde Johann Issel Preissieger.
Nach dem 2. Weltkrieg war ein großer Nachholbedarf an Eheschließungen. Hierdurch bedingt konnten 12 Schützenbrüder 1975 das Fest der Silbernen Hochzeit feiern. Es waren die Schützenbrüder: Engelbert Bünten; Willi Osterfeld; Josef Radmacher; Hans Männchen; Heinrich Blomenkamp; Anton Rösel; Manfred Zeiser; Waldemar Kamp; Engelbert Altgassen; Heinrich Pechan; Anton Jansen; und Willi Doemen.
Den Ehebund fürs Leben schloss Heinz Rösel
5 Schützenbrüder konnten auf eine 25. jährige und 2 Schützenbrüder, Heinrich Wenders und Josef Lörks, auf eine 40. jährige Mitgliedschaft zurückblicken. Josef Lörks und Willi Hassel erhielten den „Silbernen Verdienstorden“.
11 Jungschützen gründeten eine selbstständige Sebastianerkompanie. Kompanieführer wurde Heinz Matschk.
Beachtliche Erfolge hatten im abgeschlossenen Jahr die Schießgruppen. Bei den Bruderschaftsvergleichskämpfen, die Schießgruppe Serm 1 mit 8578 Ringen den 1. Platz. Weitere 1. Plätze konnte die Schießmannschaft Serm 1 beim Bezirksschießen und Diözesanschießen belegen. Das Bruderschaftsjahr 1975 hat einen guten Verlauf genommen, sie ist bestens organisiert und kann hoffnungsvoll in die Zukunft blicken.
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