Bei der diesjährigen Hauptversammlung, welche am 7.1. stattfand, stellte sich Brudermeister Heinrich Weitz nicht mehr zur Wahl. Die Mitgliederversammlung bedankte sich bei ihm für die 6-jährige Amtszeit als Präsident der Bruderschaft. Als Nachfolger wurde Karl Cremers von der Grenadierkompanie zum neuen Brudermeister gewählt. Manfred Henftling wurde für weitere 3 Jahre als 2. Kassierer bestätigt.

Das Festzelt war schon aufgestellt, als orkanartige Stürme über Deutschland hinwegbrausten und das Zelt am 25.1. so schwer beschädigten, daß das Fest auf den 10.2. verschoben werden mußte. Nach dem Tanzabend am Samstag fand am Sonntagmorgen die hl. Messe statt mit anschließendem gemeinsamen Frühstück.

Den Karnevalisten blieben nur ein paar Tage, um das Festzelt in eine Narrhalle zu verwandeln. Als dann Ernst Rodewald von der Hubertus-Kompanie als neuer Prinz der K.G. Südstern einzog, hatte er 2 Hofmarschälle im Gefolge, Johannes Löv vom Tambourkorps und Harry Meffert von der Hubertus-Kompanie. Ernst Rodewald, seit vielen Jahren als Fahrer für Prinz und Gefolge im Einsatz, kam jetzt in den Genuß, auch einmal gefahren zu werden.

Am 11.3. wurde der Hochmeister der Bruderschaft, Dr. Maximilian Graf von Spee, von Kardinal Hengsbach verabschiedet. Der Graf, der als Hochmeister 20 Jahre lang an der Spitze der rund 600 000 historischen Schützen in der Bundesrepublik stand und den gerade mit den Duisburger Schützen eine väterliche Beziehung verband, trat aus gesundheitlichen Gründen von diesem verantwortungsreichen Amt zurück. Für seinen Einsatz und soziales Engagement dankte Kardinal Hengsbach dem Hausherrn von Schloß Heltorf, wünschte „Glückauf und in Gottes Namen“ und überreichte dem scheidenden Hochmeister Arbeitsgeräte des Bergmanns – eine alte Grubenlampe und eine Meßlatte – sowie seiner Gattin eine in Kohle geprägte Abbildung der Essener Goldenen Madonna als Abschiedsgeschenk. Ein herzliches Willkommen galt aber auch dem neuen Hochmeister der Schützen, dem 42-jährigen Prinz Hubertus zu Sayn-Wittgenstein Berleburg, wohnhaft auf Schloß Strauweiler in Odenthal [im Rheinisch-Bergischen Kreis]. Als neuer Bundesschützen­meister wurde der 61-jährige Heinrich Machers aus Angermund in seinem neuen Ehrenamt bestätigt.

Das diesjährige Schützenfest fand vom 19.-21.5. statt. Das Showkonzert bestritt die aus Funk und Fernsehen bekannte Gruppe „Die Paveier“ aus Köln. Beim Festzug am Sonntag, an dem sich auch der Musikzug aus Brohl in der Eifel beteiligte, fuhr das Königspaar Willi und Irmgard Sackenheim sowie Hofstaat und Kronprinz Helmut Niebur noch einmal durch ein Spalier applaudierender Zuschauer.

Am Montag fiel verhältnismäßig früh der Königsschuß und Serm stand Kopf. Ernst Rodewald, Serms derzeitiger Karnevalsprinz, hat als Erster die „Doublette“ geschafft: Er ist zugleich der neue Schützenkönig. Zur Königin wählte er seine Frau Liesel. Als ob er es schon bei der Prinzenküring geahnt hätte, als er zwei Hofmarschälle bestellte: Nun macht ihm die Wahl des Hofstaates kein Kopfzerbrechen. Seine Hochmarschälle brauchten nur aus dem Narrenkostüm in den grünen Rock zu schlüpfen, und schon standen ihm Johannes Löv mit Frau Lore und Harald Meffert mit Frau Brigitte als Hofstaat zur Seite. Kronprinz wurde Dirk Dornscheidt mit den Adjutanten Hartmut Hümbs und Frank Breuer.

Eine Änderung des § 5 unserer Satzung machte zwei außerordentliche Mitgliederversammlungen erforderlich. Bei der ersten Versammlung am 7.8. wurde keine 2/3-Mehrheit erzielt. In der zweiten Versammlung am 23.9., die nur noch die einfache Mehrheit erforderte, wurde im Satz „Dazu gehört insbesondere, daß ein Schützenbruder, sofern er verheiratet ist, in einer nach katholischen Eherecht geordneten Ehe lebt.“ der Begriff „katholisches Eherecht“ gegen „christliches Eherecht“ ausgetauscht.

Am 9.9. wurde der alle 2 Jahre stattfindende Sermer Kappesmarkt auch unter Beteiligung der Schützenbruderschaft durchgeführt. Gleichzeitig fand das Herbstschießen der Bruderschaft in der Gaststätte Haus Benger statt. Herbstmeister der Altschützen wurde Mathias Arnold von der Bläsergruppe, Herbstmeister der Jungschützen wurde Christoph Brüning.

Am 10.9. vollendete unser Ehrenschützenbruder Kardinal Hengsbach sein 80. Lebensjahr. Eine Abordnung unserer Bruderschaft nahm wie bereits vor 10 Jahren am Fackelzug zum Bischofshaus teil. Der aus dem sauerländischen Velmede stammende und im erzbischöflichen Knabenkonvikt in Paderborn erzogene Ruhrbischof ist ein heimatverbundener aber gleichwohl weltoffener Kirchenmann. Die Aktion „Adveniat“, die er mitbegründet hat und deren Präsident er ist, hat in knapp 30 Jahren die Kirche in Lateinamerika mit rund 2,6 Milliarden DM unterstützt. Dem Ruhrgebiet ist er seit 1937 verbunden, als er in Herne seine erste Stelle als Vikar antrat. Seit 32 Jahren [ist er] Bischof in Essen, seit 1988 Kardinal.

Im abgelaufenen Jahr verstarben die Schützenbrüder Theo Wirz, mehr als 25 Jahre im Vorstand, noch im Vorjahr für 60-jährige Mitgliedschaft ausgezeichnet, und Johann Schmitz. Die beiden Verstorbenen waren Mitbegründer des Tambourcorps.

Neu aufgenommen wurden: Stefan Hacke, Walter Hoffmann, Heinz-Peter Dupree, Marc Hellwig, Thomas Lenerz, Christof Lenerz. Die Mitgliederzahl betrug somit 252 Schützen.

Das Fest der Silbernen Hochzeit feierten Elmar Brüning, Mathias Wilms, Johann Dornscheidt, Horst Murke, Wilfried Schulte, Günter Müller.

Folgende Schützenbrüder wurden geehrt:

für 25-jährige Mitgliedschaft: Peter Becker, Johannes Issel, Hans Lemke, Wolfgang Hochstrat.

für 40-jährige Mitgliedschaft: Theo Becker, Christian Onnertz, Franz Belting, Anton Jansen, Theo Schüssler.

für 50-jährige Mitgliedschaft: Hermann Weitz, Josef Weitz, Willi Osterfeld, Heinrich Pechan.

Das Silberne Verdienstkreuz erhielt Heinrich Weitz.

Im Generalstab wurde Hans Hümbs zum Oberst und Willi Küpper zum Oberstleutnant befördert, Manfred Henftling zum Leutnant ernannt. In der Tellkompanie wurden Theo Baltes zum Hauptmann und Peter Gröters zum Oberleutnant befördert. In der Grenandierkompanie wurde Heinrich Weitz jun. zum Oberleutnant befördert. Bei den Reitern wurde Heinrich Angershausen zum Leutnant ernannt.

Nach dem 9.11. des vergangenen Jahres, als in einer friedlichen Revolution die DDR-Regierung gestürzt wurde, überschlugen sich die Ereignisse bei den Bemühungen von beiden Seiten, Ost wie West, um eine schnelle Wiedervereinigung. Nachdem bereits am 1.7. mit der Währungsunion die D-Mark offizielles Zahlungsmittel auch in der ehemaligen DDR wurde, stimmte die provisorische Regierung unter Lothar de Maiziere dafür, daß die Einheit nach Artikel 23 des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland vollzogen werden sollte. In der Nacht vom 2. zum 3. Oktober standen zehntausende Menschen vor dem Berliner Reichstagsgebäude und warteten auf die Stunde Null. Wir wollen in einem vereinten Europa dem Frieden der Welt dienen, betonte Bundespräsident Richard von Weizsäcker in seiner Ansprache. Während die 60m2 große schwarz-rot-goldene Bundesflagge unter dem Jubel der Menge hochgezogen wurde, erklang die Nationalhymne und vom Schöneberger Rathaus läutete die Friedensglocke. Ausdrücklich dankte Bundeskanzler Helmut Kohl den Freunden und Partnern in Frankreich, Großbritannien, den USA, vor allem aber dem sowjetischen Präsidenten Gorbatschow und dessen amerikanischen Amtskollegen Bush. Ohne die sowjetische Reformpolitik und den persönlichen Einsatz Gorbatschows wäre die deutsche Einigung nicht so rasch und harmonisch verwirklicht worden.

Nachdem im August der Irak den Nachbarstaat Kuwait überfiel, stellte schließlich die UNO ein Ultimatum zum Abzug der Truppen bis zum 15.1.91. Dies führte in dieser von Krisen geschüttelten Golfregion zu einem Truppenaufmarsch auf beiden Seiten von ungeheuren Ausmaßen. Wir können nur hoffen, daß ein Krieg in letzter Minute verhindert wird, denn dies hätte unabsehbare Folgen für die Welt und für die Menschheit.

HINWEIS:

(Die kursiv gehaltenen Datumsangaben sind in der Originalchronik am Seitenrand notiert, weitere kursive Teile fehlen – wohl versehentlich – im Original und wurden von mir ergänzt)